"Gesunde" Pommes

Stöger führt Grenzwert für schädliche Fette ein

Österreich
09.03.2009 17:29
Pommes, Burger, Schnitzerln, Margarine - alles soll gesünder werden! Denn Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) will jetzt einen Inhalts-Grenzwert von zwei Prozent für Transfette einführen. Er folgt damit dem Beispiel Dänemarks und auch jenem von "Governator" Arnold Schwarzenegger, der Kalifornien frei von diesen schädlichen Kunstfetten gemacht hat. Die neuen Grenzwerte sollen noch vor dem Sommer in Kraft treten, die Wiener Ärztekammer begrüßt den Vorstoß Stögers.

Obwohl die Schädlichkeit dieser Stoffe bekannt war, konnten sich die Vorgänger des jetzigen Gesundheitsministers nicht zu einem Verbot durchringen. Dabei hatte die Welternährungsorganistation (WHO) wiederholt vor den Transfetten gewarnt. Auch die Wissenschaftler anderer Institute wiesen daraufhin, dass nicht mehr als ein Prozent der Tagesenergie aus künstlichen Transfettsäuren stammen sollte. GLOBAL-2000-Mediziner Klaus Kastenhofer: "Vor allem Kinder können diese Menge leicht überschreiten. Denn sie greifen besonders gerne zu kritischen Produktgruppen wie Keksen, Knabbereien und Fast Food". 

Stöger fürchtet keine negative Reaktion aus Brüssel
Auf der sicheren Seite war und ist jeder, der zu Bio-Lebensmitteln greift. Österreichs Öko-Agrar-Experte Oschischnigg: "Bei uns sind solche Stoffe ausnahmslos strengstens verboten. Da gibt es null Toleranz." Minister Stöger zieht - nach dem Beispiel Dänemarks, das bereits 2004 diese Maßnahme ergriffen hatte - jetzt die Konsequenzen. Fette und Öle mit mehr als zwei Prozent künstlichen Transfettsäuren sind künftig verboten. Stöger fürchtet keine negative Reaktion aus Brüssel: "Die Verbotsverordnung der Skandinavier wurde von der EU-Kommission bereits als Maßnahme für die Volksgesundheit anerkannt." Auf die EU muss Kaliforniens Gouverneur Schwarzenegger freilich keine Rücksicht nehmen: Er hat Transfette selbst verboten...

Grenzwert für Transfette noch vor dem Sommer
Der strenge Grenzwert für Transfette in Lebensmittel soll noch vor dem Sommer in Kraft treten. Realistisch sei ein Start noch im Juni, sagte Stöger am Montag. Bis März ist die "Österreichische Trans-Fettsäuren Verordnung" noch in Begutachtung. Sie sieht vor, dass ein Inverkehrbringen von Fetten und Ölen in Österreich mit mehr als zwei Prozent Transfettsäuren (TFS) verboten ist.

Dänemark als Vorreiter
Bei zusammengesetzten Lebensmitteln mit einem Fettgehalt von weniger als 20 Prozent soll ein Transfettsäuregehalt von bis zu vier Prozent erlaubt sein. Österreich ist somit das zweite EU-Land mit solch einer Begrenzung. Europäischer Vorreiter war bis dato allein Dänemark. Das dänische Beispiel habe gezeigt, dass es weder zu einer Verteuerung der Lebensmittel noch zu einer Verengung des Angebots kommen werde, so Stöger.

Die durchschnittliche Aufnahme an künstlichen Transfettsäuren in Dänemark liegt klar unter einem Prozent der Tagesenergie. Die WHO und internationale und nationale wissenschaftliche Ernährungsgesellschaften empfehlen, dass nicht mehr als ein Prozent der Tagesenergie aus künstlichen Transfettsäuren stammen soll.

Besonders Kinder gefährdet
Ganz anders in Österreich: Erhebungen hierzulande, die in den vergangenen vier Jahren durchgeführt wurden, zeigten auf, dass diese kritische Menge durchaus leicht - bei der Wahl von "falschen" Produkten - überschritten werden kann. Insbesondere bei Kindern, für die die "kritischen" Produktgruppen besonders interessant sind wie Backwaren, Knabbereien oder Fast Food, ist bei "falscher" Produktauswahl schnell die täglich duldbare Menge überschritten. 

Ärztekammer begrüßt Stöger-Initiative

Die Wiener Ärztekammer begrüßte den von Gesundheitsminister Stöger eingeführten Grenzwert. Es wurde von Präsident Walter Dorner als "sehr wichtiges Zeichen im Sinne der Gesundheitsvorsorge" gewertet. Angesichts der Zunahme an übergewichtigen Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahren sei ein gesetzlich festgelegter Transfett-Wert "längst überfällig", so Dorner.

Kinder sollten täglich nicht mehr als 1,5 Gramm Transfette zu sich nehmen. Besteht die Ernährung aber aus Burger und Pommes, Topfengolatschen oder andere Backwaren im übertriebenen Maß, "nehmen die Kinder locker mehr als acht Gramm zu sich".

Mark Perry und Doris Vettermann, Kronen Zeitung, und krone.at

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