Unglaubliche Kräfte

Meteoriten können Berge versetzen

Wissenschaft
26.06.2008 20:50
Welch unvorstellbare Energien bei einem Meteoriteneinschlag frei werden, zeigen Untersuchungen von österreichischen und US-Wissenschaftern an einem erst Mitte der 1990er-Jahre entdeckten Krater im US-Bundesstaat Virginia. Vor etwa 35 Mio. Jahren hat ein etwa zwei Kilometer großer Meteorit den Chesapeake-Bay-Krater mit einem Durchmesser von rund 85 Kilometern geformt. Drei in den vergangenen Jahren durchgeführte Bohrungen haben nun u.a. gezeigt, dass beim Einschlag "berggroße Gesteinsstücke herum geflogen und gerutscht sind", wie der Impact-Forscher Christian Köberl vom Department für Lithosphärenforschung der Uni Wien berichtete.

Köberl hat gemeinsam mit US-Forschern Mitte der 1990er Jahre den mittlerweile unter Hunderten von Metern Ablagerungen verborgenen Krater am Rand der Chesapeake Bay in Virginia, rund 200 Kilometer südöstlich von Washington D.C. entdeckt. Es handelt sich um den größten bekannten Einschlagkrater in den USA. 2005/06 haben die Wissenschafter drei Bohrungen bis in eine Tiefe von 1,8 Kilometer vorangetrieben, die ersten Ergebnisse der Bohrkern-Analysen wurden nun im Wissenschafts-Journal "Science" veröffentlicht.

Berg um fünf Kilometer versetzt
"Beim Einschlag wurde nicht alles pulverisiert und geschmolzen, sondern es wurden überraschend große, gigantische Blöcke ohne Deformation emporgeschleudert bzw. durch Tsunami-artige Flutwellen über Kilometer hinweg herumgeschoben", erklärte Köberl. So fanden die Forscher einen riesigen Granitblock mit mehreren hundert Metern Stärke und vermutlich über einen Kilometer Länge, der zwischen chaotisch zusammengemischten Gesteinstrümmern verschiedener Herkunft sitzt. Der berggroße Granitblock muss während des Einschlags innerhalb von Sekunden mindestens fünf Kilometer weit transportiert worden sein - ein Hinweis auf die enorme Energie und die chaotischen Zustände beim Einschlag.

Erstmals wurden laut Köberl bei einem Einschlagkrater die hydrogeologischen und biologischen Rahmenbedingungen untersucht - mit entsprechend überraschenden Ergebnissen. So fanden die Wissenschafter in Gesteinsporen eingeschlossenes Salzwasser, das aus der Zeit des Einschlags stammt, also 35 Mio. Jahre alt ist. Für die Wasserversorgung der in der Gegend lebenden rund zwei Millionen Menschen würden sich daraus wichtige Hinweise ergeben, wo besser nicht nach Grundwasser gebohrt werden sollte.

Organismen kehren rasch zurück
Die Bohrkerne haben auch gezeigt, wie rasch sich Organismen selbst nach einer derart gewaltigen Katastrophe ihren Lebensraum zurückerobern bzw. neuen finden. So siedelten sich bereits knapp nach dem Einschlag bestimmte Bakterienarten im Zentrum des Kraters an, obwohl es dort noch 300 Grad Celsius heiß war. Die noch über Jahrtausende warme Umgebung im Krater war ein guter Nährboden für eine Wiederansiedlung verschiedenster Organismen.

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