Köberl hat gemeinsam mit US-Forschern Mitte der 1990er Jahre den mittlerweile unter Hunderten von Metern Ablagerungen verborgenen Krater am Rand der Chesapeake Bay in Virginia, rund 200 Kilometer südöstlich von Washington D.C. entdeckt. Es handelt sich um den größten bekannten Einschlagkrater in den USA. 2005/06 haben die Wissenschafter drei Bohrungen bis in eine Tiefe von 1,8 Kilometer vorangetrieben, die ersten Ergebnisse der Bohrkern-Analysen wurden nun im Wissenschafts-Journal "Science" veröffentlicht.
Berg um fünf Kilometer versetzt
"Beim Einschlag wurde nicht alles pulverisiert und geschmolzen, sondern es wurden überraschend große, gigantische Blöcke ohne Deformation emporgeschleudert bzw. durch Tsunami-artige Flutwellen über Kilometer hinweg herumgeschoben", erklärte Köberl. So fanden die Forscher einen riesigen Granitblock mit mehreren hundert Metern Stärke und vermutlich über einen Kilometer Länge, der zwischen chaotisch zusammengemischten Gesteinstrümmern verschiedener Herkunft sitzt. Der berggroße Granitblock muss während des Einschlags innerhalb von Sekunden mindestens fünf Kilometer weit transportiert worden sein - ein Hinweis auf die enorme Energie und die chaotischen Zustände beim Einschlag.
Erstmals wurden laut Köberl bei einem Einschlagkrater die hydrogeologischen und biologischen Rahmenbedingungen untersucht - mit entsprechend überraschenden Ergebnissen. So fanden die Wissenschafter in Gesteinsporen eingeschlossenes Salzwasser, das aus der Zeit des Einschlags stammt, also 35 Mio. Jahre alt ist. Für die Wasserversorgung der in der Gegend lebenden rund zwei Millionen Menschen würden sich daraus wichtige Hinweise ergeben, wo besser nicht nach Grundwasser gebohrt werden sollte.
Organismen kehren rasch zurück
Die Bohrkerne haben auch gezeigt, wie rasch sich Organismen selbst nach einer derart gewaltigen Katastrophe ihren Lebensraum zurückerobern bzw. neuen finden. So siedelten sich bereits knapp nach dem Einschlag bestimmte Bakterienarten im Zentrum des Kraters an, obwohl es dort noch 300 Grad Celsius heiß war. Die noch über Jahrtausende warme Umgebung im Krater war ein guter Nährboden für eine Wiederansiedlung verschiedenster Organismen.
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