Müde und emotionslos reihte sich Programmpunkt an Programmpunkt. Selbst die vereinzelten Fan-Gruppen der Protagonisten schafften es trotz ernsthafter Bemühung nicht, das Stimmungsruder herumzureißen. Sogar die Wiener Sängerknaben konnten mit ihrer guten Darbietung nicht viel wett machen. Erst mit den Zugaben des mit knapp 70 Minuten dürftig angesetzten Programms wurde die Stimmung besser, ja, Begeisterung spürbar - und ein gemeinsames "Stille Nacht" am Schluss versöhnte dann immerhin einen Teil des Publikums mit diesem Abend.
Zwar lässt sich positiv vermerken, dass die Auswahl der Titel nicht nur die bekannten Weihnachtsschlager beinhaltete, aus dramaturgischer Sicht präsentierte sich dieses Konzert jedoch als Desaster. Verwunderte Gesichter im Publikum gab es schon bei der Ouvertüre mit dem "Agnus Dei" aus George Bizets L'Arlesienne-Suite. Dirigent David Gimenez hat mehr drauf! Und das lag sicher nicht am Ambassade Orchester Wien, sondern an fehlenden Proben und billigen Orchester-Arrangements.
Jose Carreras selbst routinierte sich als Altmeister gekonnt mit immer noch zart schmelzenden Spitzentönen durch das Programm und punktete mit Liedgut aus seiner spanischen Heimat: Stradellas "Pieta Signore", Alvarez' "Pregaria" und Nin-Culmells "La Virgen Lava Panales" ergänzt mit Klassikern wie "Tu scendi dalle stelle", "Adeste Fidelis" "I'll Be Home For Christmas" oder "Cantique de Noel" - gesungen gemeinsam mit Ushakova.
Die Russin mit Wahlheimat Wien hatte entweder keine Lust oder konnte es an diesem Abend nicht besser. Korngolds "Glück das mir verblieb" aus seiner Oper "Die tote Stadt" passt definitiv nicht in ihr Fach. Händels "Joy To The World" hingegen lässt sich auch bei größtem Bemühen nicht ruinieren und bei diversen Duetten und Terzetten, etwa bei "Little Drummer Boy", verspielen sich Fehler Gott sei Dank von selbst.
Bleibt noch Patricia Kaas, die deutsch-französische Chansonsängerin mit der markant rauchigen Stimme. Sie interpretierte vor allem eigene Titel ("Les Eternelles", "Et S'Il Fallait Le Faire"), überraschte mit einem bekannten russischen Lied "Podmoskovnye Vechera - Moskauer Nächte" und hatte bei den gemeinsamen Nummern wie "Winter Wonderland" den meisten Spaß.
Wenn die Wiener Stadthalle als Veranstalter diese Reihe unter dem Titel "Best of Christmas" auch in Zukunft erfolgreich etablieren will, sollte sie sich überlegen, ob das Beste auch wirklich gut genug ist.
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