"Krone" vor Ort
Lampedusa: 2.000 $ für Höllenfahrt ins Ungewisse
"Wir waren zusammengepfercht wie die Tiere, einige von uns erlitten Verletzungen, als wir von den Schleppern ohne Rücksicht auf Verluste auf das kleine, überfüllte Boot gedrängt wurden", erzählt einer der Flüchtlinge aus Somalia. Eine ganze Nacht und einen halben Tag waren sie auf dem Mittelmeer unterwegs - im Bewusstsein, dass sie nur eine 50:50-Chance haben, die Höllenfahrt in eine vermeintlich bessere Zukunft zu überleben.
Rund 2.000 US-Dollar hat jeder Flüchtling für das Übersetzen von Libyen nach Europa gezahlt. Doch selbst im skrupellosen und schmutzigen Schlepper-Geschäft gibt es noch Abstufungen beim Preis für ein Menschenleben. Wer eine der wenigen Schwimmwesten haben will, muss mehr zahlen, auch kommt es darauf an, ob man einen Platz im Inneren des Schiffes oder außen an Deck bekommt. Flüchtlinge aus Somalia und Eritrea gelten im Menschenhandel als am wenigsten wert.
Giuseppe Cannarile, Chef der Küstenwache von Lampedusa, erwartet für die nächsten Monate eine weitere riesige Flüchtlingswelle, und er berichtet von vielen tragischen Schicksalen, die alle eines gemeinsam haben. Nämlich, dass die Menschen aus Ländern, in denen Krieg herrscht, nur zwei Möglichkeiten sehen: entweder in der Heimat bleiben und dort ums Leben kommen oder die gefährliche Flucht ins Ungewisse wagen.
Fällt der Motor aus, dann sinkt das Schiff
"Die Boote, die wir aufgreifen, sind alle in sehr schlechtem Zustand. Die meisten dieser Schiffe, die aus Libyen kommen, sind nur für eine einzige Fahrt gemacht - wenn sie überhaupt so lange halten. Das Holz ist nicht imprägniert, solange der Motor läuft, betreibt er eine Pumpe, die das Wasser wieder aus dem Boot befördert. Fällt der Motor aus, sinkt der Kahn", so Cannarile. Und damit führt sich dann auch die Ankündigung der EU, die Schlepperboote in großem Stil zerstören zu wollen, ab absurdum.
"Müssen sicheren Korridor schaffen"
NEOS-EU-Abgeordnete Angelika Mlinar fordert ein humanitäres Visum sowie einen sicheren Korridor für Flüchtlinge aus Kriegsgebieten, die in Europa ohnehin Asyl erhalten. "Das Problem wird leider nicht verschwinden, das geht die gesamte EU etwas an", so Mlinar.
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