"Sein Hass ist Angst"

Irans Präsident Ahmadinejad als Jude geboren

Ausland
05.10.2009 09:47
Mahmoud Ahmadinejad ist seit seinem Aufstieg zum Staatspräsidenten der Islamischen Republik Iran zum Inbegriff des religiös-fanatischen Führers in einem zivilisierten Land geworden. Wenig ist indes über das Privatleben des studierten Bauingenieurs bekannt, der mit antisemitischen Hassreden vor der UNO-Vollversammlung schockiert und auf Konferenzen regelmäßig den Holocaust leugnet. Ausgerechnet diesen Aspekt seiner Person stellen Recherchen britischer Kulturforscher jetzt in ein anderes Licht. Für sie erklärt sich der Hass des 53-Jährigen auf das Judentum und den Staat Israel dadurch, dass Ahmadinejad selbst als Jude zur Welt kam.

Als Ahmadinejad bei den iranischen Parlamentswahlen im März 2008 zur Urne schritt, hielt er mit dem einkuvertierten Wahlzettel auch seine Personaldokumente in die Höhe (Bild). Die von der Presse aufgenommenen Fotos beschäftigten seither die Kulturforscher im Centre for Arab and Iranian Studies in London. Auf Ahmadinejads Dokumenten ist nämlich eine Namensänderung verzeichnet. Der 53-Jährige hieß bei seiner Geburt demnach Sabourjian - ein traditionell jüdischer Familienname im Iran, wie die Wissenschaftler gegenüber der britischen Zeitung "Daily Telegraph" behaupten.

"Er treibt es aus Angst in die Extreme"
Zunächst nahmen die Briten an, der als ultra-konservativer Muslim auftretende Ahmadinejad habe seinen Namen aus politischen Gründen geändert. Doch er war erst vier Jahre alt, als sein Vater, ein von Armut bedrohter Schmied, die Namensänderung für die gesamte Familie veranlasste. Die Ahmadinejads zogen von Aradan nach Teheran und konvertierten zum Islam, was die wirtschaftliche Lage der Familie verbessert haben soll. "Dieser Aspekt Ahmadinejads Vergangenheit erklärt vieles über ihn. Jede Familie, die zu einer anderen Religion konvertiert, definiert sich fortan auch über die Verachtung ihres früheren Glaubens", sagt einer der Kulturforscher, Ali Nourizadeh, dem "Telegraph".

Sabourjian sei ein alter jüdischer Name im Iran, der auf die persische Bezeichnung ("Sabour") des jüdischen Gebetstuches Tallit zurückgehe. Der Name werde gar beim Innenministerium in Teheran als jüdisch geführt. Die Endung "jian" offenbare zudem, dass die Familie den Glauben auch praktizierte, sagt Nourizadeh, der sich in seinen Forschungen mit der Geschichte der Juden im Iran beschäftigt. Heute leben etwa 25.000 Juden im islamischen Gottesstaat. Sie stellen einen Parlamentsabgeordneten, viele sind erklärte Anti-Zionisten und erkennen den Staat Israel nicht an. Trotzdem sehen sie sich immer wieder Übergriffen muslimischer Fundamentalisten ausgesetzt, für die anti-israelisch und antisemitisch oft dasselbe ist.

"Wenn Ahmadinejad gegen Israel und die Juden hetzt, treibt er es aus Angst, jemand könnte Verdacht schöpfen, in die Extreme", meint Nourizadeh etwa zur jüngsten Hasstirade vor den UN. Ein Staatspräsident, der sich aufgrund persönlicher Motive immer wieder gezwungen sieht, zusätzlich Öl ins Feuer zu gießen.

Privatleben stets streng geheim gehalten
Ahmadinejad selbst hat nie bestritten, dass sein Nachname geändert wurde, wenn es zu Fragen über seine Vergangenheit kam - jüngst erst bei einer TV-Debatte mit der Opposition während heurigen Wahlen. Freilich nannte er weder die Gründe, noch mit welchen Nachnamen er zur Welt kam. Online konnte man aber sehr wohl recherchieren, dass er einst Sabourjian hieß. Ein iranischer Internetblogger, der mit dem Verweis auf eine mögliche jüdische Vergangenheit Ahmadinejads zu Recherchen über die Vergangenheit des Staatspräsidenten aufrief, landete heuer in Untersuchungshaft.

Ahmadinejads offizielle Biografie beginnt nach wenigen Informationen über seine Kindheit mit dem Studium als Bauingenieur, das er mit einem Doktorat in Infrastrukturwissenschaften abschloss, bevor er in den Dienst der iranischen Revolutionsgarden trat. Erst 2008 wurde der Name seiner Frau bekannt, die ebenfalls Technikerin ist, und mit der Ahmadinejad zwei Söhne und eine Tochter hat.

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