US-Kongresswahl

Demokraten rätseln über Kandidaten, den keiner kennt

Ausland
11.06.2010 16:46
Die demokratische Partei von US-Präsident Barack Obama steht im Bundesstaat South Carolina vor einem unerklärlichen Wahlrätsel. Bei den partei-internen Vorwahlen zu den Kongresswahlen im November hat ein völlig unbekannter Kandidat das Rennen für sich entschieden. Nicht einmal die eigenen Parteimitglieder wissen, wer der 32-jährige Alvin M. Greene ist, gegen den noch dazu wegen eines Sittlichkeitsdelikts ermittelt wird. Die Partei ortet ein - durchaus mögliches - Komplott der Republikaner.

Alvin M. Greene ist ein arbeitsloser Ex-Soldat und in seinem Heimatstaat als Politiker völlig unbekannt. Er lebt bei seinem Vater, hat kein Geld und checkt seine E-Mails dreimal die Woche auf einem Computer einer öffentlichen Bibliothek. Für einen Senatssitz, den er dem amtierenden republikanischen Senator Jim DeMint abjagen müsste, ist er mit 32 Jahren viel zu jung.

Über die politischen Standpunkte des "Mystery Man" ist nichts bekannt. Dem 32-Jährigen droht aber ein Strafverfahren, weil er einer College-Studentin Pornobilder gezeigt haben soll und sie danach "verführen" wollte. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Greene hatte nicht einmal eine Wahlkampf-Website, er hielt keine einzige Rede, hat kein Helferteam und auch kein Spendenkonto, was in den USA gerade bei Vorwahlen ("Primary") entscheidend ist.  Trotzdem hat der "Mystery Man" den relativ bekannten und altgedienten Politiker Vic Rawl beim Urnengang am vergangenen Dienstag mit relativ großem Vorsprung geschlagen.

Ist es ein Republikaner-Komplott?
Wie kam es dazu? Nach zwei Tagen Schockzustand gehen die Demokraten der Causa jetzt langsam auf den Grund. Gleich als erstes sind Komplottvorwürfe gegen die Republikaner laut geworden: Die rivialisierende Partei habe Greene in die Vorwahlen eingeschleust und ihm Wählerstimmen verschafft, damit die Demokraten im November mit einem schwachen Kandidaten ins Rennen gehen. Das Wahlrecht in South Carolina würde so einen Trick tatsächlich möglich machen. Nach dem Gleichheitsprinzip können dort nämlich auch Republikaner bei den demokratischen Vorwahlen mit abstimmen.

Auch die rund 10.000 Dollar (rund 8.200 Euro) teure Einreichgebühr für die Vorwahlkandidatur hätten die Republikaner Greene gezahlt, so der Vorwurf. Der Jung-Veteran, der nach 13 Dienstjahren aus der US-Armee ausschied, sagte der "New York Times", er habe das Geld von seinem Sold zusammengespart. Möglich ist auch, dass die Anti-Obama-Fraktion der "Tea Party"-Aktivisten, die DeMint unterstützt, für eine Manipulation des Wahlausgangs mobilisierte.

Gewonnen, weil er am Zettel ganz oben stand?
US-Medien brachten neben den Komplottvorwürfen aber auch eine andere Erklärung ins Spiel: Greenes Vorname beginnt mit A und deshalb stand er auf den Wahlzetteln am vergangenen Dienstag ganz oben. Eine derartige Theorie gab es aber auch schon bei den beiden Präsidentschaftswahl-Siegen von George W. Bush.

Die Demokraten fordern eine offizielle Untersuchung.

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