ÖFB-Dame im Talk

Laura Feiersinger: “Sind näher an einer EM als die Herren”

Fußball
06.04.2012 09:02
Stell' dir vor, Österreich spielt im Fußball gegen Portugal, geht als Favorit ins Spiel und gewinnt dann auch noch tatsächlich mit 1:0 - Träumerei? Nicht in der aktuellen EM-Qualifikation der Damen. So passsiert am Donnerstag. Mittendrin statt nur dabei ein prominenter Name: Feiersinger. Freilich nicht Wolfgang, Held früherer Europacup-Schlachten mit Austria Salzburg, sondern seine Tochter Laura, sie erzielte in der 85. Minute das Goldtor.

Mit krone.at sprach die am Donnerstag ihren 19. Geburtstag feiernde Bayern-München-Spielerin über Familienbande, Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich und ihren Glauben daran, mit den ÖFB-Damen früher eine EM- oder WM-Endrunde zu erreichen als die ÖFB-Herren.

krone.at: Sag' einmal Laura, wie oft werden Interviews mit dir eigentlich mit der Frage nach deinem Vater begonnen?
Laura Feiersinger: (lacht) Schon sehr oft. Also in Österreich ist es extrem, eigentlich schon immer. In Deutschland gibt's das dagegen nur selten. Aber auch immer wieder einmal.

krone.at: Söhne von berühmten Fußballern werden oft und gerne mit ihren Vätern verglichen – gilt das für die Tochter von Wolfgang Feiersinger auch?
Feiersinger: Bei mir ist das eher weniger so. Ich denke, weil ich eben ein Mädchen bin und auf einer ganz anderen Position spiele. Nur auf den Namen, auf den bin ich schon immer wieder angesprochen worden. Aber so konkrete Vergleiche? Eigentlich nicht.

krone.at: Weil du gerade euren Positionsunterschied angesprochen hast: Dein Vater war als Libero mit Österreich bei der WM 1998 und bei Dortmund erfolgreich – wo liegen dagegen deine Stärken am Platz? Wo kommst du am besten zur Geltung?
Feiersinger: Früher hab' ich eigentlich immer im zentralen Mittelfeld gespielt, das war eigentlich meine erste Lieblingsposition. Aber mittlerweile ist das rechts im Mittelfeld, weil ich das im Nationalteam und auch im Verein so spiele. Meine Stärken... (überlegt kurz)... also sehr schnell bin ich, und das spricht auch für die rechte Mittelfeldposition. Da braucht man ja die Schnelligkeit. Außerdem bin ich sehr gut im eins gegen eins, da kann ich meine Schnelligkeit umso besser ausspielen. Eine gute Technik und eine gute Übersicht hab' ich dann wohl auch.

krone.at: Also beim letzten Aspekt von wegen der Übersicht kann man wohl schon davon ausgehen, dass dir das der Herr Papa mitgegeben hat, als der Klasse-Libero, der er einstmals war...
Feiersinger: Ja, absolut! (lacht)

krone.at: War der Name Feiersinger jemals eine Hypothek?
Feiersinger: Nein, ich hab' jedenfalls nie so das Gefühl gehabt. Ich denk' halt, auch wieder dadurch, weil ich ein Mädchen bin, das kann man wohl nicht so vergleichen. Und selber hab' mir auch nie den Druck gemacht. Oder dass irgendwer gestänkert hätte: "Ja, das ist die Tochter vom Feiersinger, eh klar, dass die im Nationalteam spielt." Dadurch, dass ich meine Leistungen bringe, konnte da nie etwas Negatives entstehen.

krone.at: Wie hat es dich eigentlich in den Fußballsport verschlagen? Die große Zeit deines Vaters mit Salzburg 1993/94 und Dortmund 1997 hast du als im Jahr 1993 Geborene ja eigentlich nicht bewusst miterleben können…
Feiersinger: Durch Freunde bin ich zum Fußball gekommen. Ich hab' immer schon gerne Fußball gespielt, als ich sechs, sieben Jahre alt war, hat das angefangen. Vereinsmäßig hab' ich erst mit elf Jahren begonnen, das war damals in Linz, als der Papa in Linz beim LASK gespielt hat. Und als wir zurück nach Salzburg gegangen sind, wollte ich auch wieder in einen Verein. Ganz einfach...

krone.at: Waren das schon echte Damen- oder Mädchenmannschaften?
Feiersinger: Nein, bis zur U15 hab' ich bei den Jungs mitgespielt. Dann, wenn du 15 Jahre alt bist, musst du halt wechseln und da bin ich dann zum USV Hof gegangen, das war dann meine erste echte Frauenmannschaft.

krone.at: Wovon eure männlichen Kollegen wohl nur träumen können, habt ihr im Hinspiel geschafft: Ihr seid dank eines Tores von dir in Portugal als Sieger vom Platz gegangen. Was rechnet ihr euch für das Heimspiel aus?
Feiersinger: Ausgehend von dem Auswärtssieg rechnen wir uns schon gute Chancen für einen Sieg aus, immerhin sind wir sehr gut drauf. Zwar war das Spiel zuletzt in Armenien nicht so gut (4:2-Sieg nach frühem 0:2-Rückstand, Anm.), aber ich denk', dass wir noch einmal alles geben werden. Wir wissen, wenn wir bloß unentschieden spielen, dann stehen unsere Chancen, uns für die EM zu qualifizieren, schon eher schlecht. Daher werden wir alles geben und uns voll reinhauen. Wenn jeder 100 Prozent gibt, dann müsste da schon ein Sieg rausschauen.

krone.at: Generell: Über das Niveau portugiesischer Herrenteams wissen unsere Leser vermutlich Bescheid. Wie ist es im Vergleich dazu um den portugiesischen Frauenfußball bestellt?
Feiersinger: Ich denk', dass sie in etwa auf dem gleichen Niveau sind wie wir oder die Tschechinnen in unserer Qualifikations-Gruppe – vielleicht ein bisschen schlechter als die Tschechinnen, die spielen schon auch sehr robust. Aber ja, mit dem Niveau ihrer Männer können sich die Portugiesinnen wohl nicht messen.

krone.at: Wenn wir schon dabei sind, die portugiesischen Fußballer und Fußballerinnen miteinander zu vergleichen, machen wir das doch mit den österreichischen – deine grobe Einschätzung: Wer ist näher dran, es zu einer EM- oder WM-Endrunde zu schaffen: das Damen- oder das Herrenteam des ÖFB?
Feiersinger: Also zurzeit sind schon wir näher dran: Dadurch, dass wir eine gute Gruppe erwischt haben und uns jetzt eigentlich nur noch zwei Siege vom Play-off trennen. Von daher denk' ich, dass wir es sind... (lächelt verschmitzt)

krone.at: Es folgen für euch zum Abschluss der EM-Qualifikation nach dem Portugal-Spiel noch die Partien gegen die Gruppen-Leader Tschechien und Dänemark – was ist da für euch noch drinnen? Immerhin sind Letztere bisher in fünf Spielen fünf Mal siegreich geblieben, bei einem Torverhältnis von 24:0...
Feiersinger: Gut, gegen Dänemark spielen wir noch einmal daheim. Wenn wir eine gute Leistung bringen, kompakt stehen, so lange wie möglich ein 0:0 halten, vielleicht irgendwie das 1:0 erzielen und dann Beton anmischen oder so, dann könnt' vielleicht schon auch was rausschauen (lacht). Aber es wird natürlich sehr schwer gegen den Gruppen-Ersten. Aber wenn wir zuvor gegen Tschechien gewinnen, gibt das noch einmal zusätzlich Motivation. Und wer weiß...

krone.at: Gegen Tschechien müsst ihr noch einmal auswärts ran?
Feiersinger: Genau! Also beim Heimspiel haben wir im vorigen September ein blödes Tor bekommen. Das darf man eigentlich nicht kassieren und so sind wir in Rückstand geraten. Ich denk' schon, dass da noch einmal drei Punkte rausschauen können. Das ist sicher nicht unmöglich.

krone.at: Es wäre jedenfalls ein Meilenstein, denn noch nie hat es die Damen-Nationalmannschaft zu einer EM- oder WM-Endrunde geschafft – was fehlt dem heimischen Frauenfußball noch zu so einem Erfolgserlebnis?
Feiersinger: Vielleicht ein bisschen die Erfahrung, wir sind immerhin schon noch ein sehr junges Team. Aber gut, was konkret fehlt, das ist schwer zu sagen. Ich glaub', wir brauchen generell als Team ein bisschen mehr Zeit, um uns zu entwickeln. Aber wir sind auf einem sehr guten Weg. Und durch den Trainer, glaub' ich, haben wir jetzt noch einmal einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht.

krone.at: Du sprichst euren Trainer Dominik Thalhammer an, wie ist der so als Typ? Bei den Herren war er ja immerhin einmal Bundesliga-Trainer bei der Admira.
Feiersinger: Also ich versteh' mich sehr gut mit ihm, aber ich glaub', so geht's auch allen anderen im Team. Ich bin richtig froh, dass wir ihn als Trainer bekommen haben, da hätten wir sicher keinen Besseren kriegen können. Das Training ist sehr gut, der Gegner wird immer genau analysiert und so werden wir stets super eingestellt. Das macht schon sehr viel aus.

krone.at: Du spielst bei Bayern München, einem Klub, der bei den Männern national und international einen sehr großen Namen hat – wieso ist diebr />Feiersinger: Hm, also die Konkurrenz mit Potsdam, Duisburg und Frankfurt ist schon sehr groß. Aber ein konkreter Grund? Das Finanzielle spielt sicher auch eine Rolle, weil Frankfurt und Potsdam schon andere Möglichkeiten haben, wenn sie einfach einmal Nationalspielerinnen holen können. Da fehlt's uns ein bisschen. Aber wir hatten uns für diese Saison auch so sehr viel vorgenommen, wir wollten unter die ersten vier – der Titel selbst wäre wohl nicht so infrage gekommen. Aber dann hatten wir einen Durchhänger in der Hinrunde, wir waren ja zwischenzeitlich gar nur auf dem elften Platz. Ausfälle spielen da auch ein bisschen eine Rolle, etwa jener von unserer Julia Simic, weil die war in Topform. Und wenn alle fit wären, dann könnten wir sicher auch weiter vorne mitspielen.

krone.at: Wie steht's eigentlich mit dem Unterschied zwischen Österreich und Deutschland?
Feiersinger:
Also vom Niveau her ist es schon ein sehr großer Unterschied – und sicher auch von den Zuschauerzahlen. Auch wenn wir bei den Bayern selbst auch nicht grad so viele Zuschauer haben. Aber wenn man Frankfurt und Potsdam, also die Topmannschaften in Deutschland, mit den Klubs der österreichischen Liga vergleicht, naja...

krone.at: Wo jetzt konkret im spielerischen Bereich?
Feiersinger: Vor allem das Tempo. Ich hab' das gleich am Anfang bemerkt, als ich aus Österreich zu Herford gewechselt bin. Man hat nicht mehr so viel Zeit und man muss sich schon vor der Ballannahme entscheiden, was man machen will und wie man den Ball mitnimmt. Das war schon ein sehr großer Unterschied zu Österreich.

krone.at: Gibt's eigentlich irgendwelche Berührungspunkte mit den "anderen Bayern", also rund um Schweinsteiger, Ribery, Alaba und Co.?
Feiersinger: Dadurch, dass wir in Aschheim nordöstlich von München trainieren, haben wir jetzt nicht so den engen Kontakt. Wenn wir in der Säbener (Straße, das Trainingszentrum der Bayern, Anm.) trainieren oder essen, dann sehen wir manchmal jemanden. Aber das passiert nicht gerade sehr oft.

krone.at: Auch keinen Uli Hoeneß?
Feiersinger: Nein, nicht wirklich (lacht)...

krone.at: Bei Männern gilt das Äußerliche – einmal abgesehen von Cristiano Ronaldo oder David Beckham – als nebensächlich. Bei Frauen wird das von der Sportöffentlichkeit dagegen recht oft zum Thema gemacht. Gibt's bei euch auch solche Styling-Diven wie Ronaldo oder Beckham?
Feiersinger: (lacht) Nein, eigentlich gar nicht. Bei uns in der Mannschaft gibt's jedenfalls keine solchen Diven. Auch bei den Bayern nicht. Dass da bei einem anderen Verein die eine oder andere vielleicht etwas pingeliger ist, das wird schon so sein...

krone.at: Aber im ÖFB-Team jedenfalls nicht...
Feiersinger: Nein, nein...

krone.at: Elf A-Länderspiele mit gerade einmal 18 Jahren – wie viele Spiele stecken noch in dir drinnen?
Feiersinger: Das kann man zwar nie sagen, aber ich will sicher noch sehr lange Fußball spielen. Ich hoff' halt, dass ich nie eine schwere Verletzung hab', sonst spiele ich so lange, wie es eben geht – so lange, wie ich eben Spaß daran habe.

krone.at: Zum Abschluss: Der 5. April ist ja nicht nur der Tag, an dem ihr hoffentlich Portugal schlagt, sondern auch dein Geburtstag. Alles Gute! Was will Laura Feiersinger in ihrem 20. Lebensjahr erreichen?
Feiersinger: Generell für mich und die Mannschaft wünsch' ich mir eine gute Leistung und natürlich drei Punkte, das wär' echt super. Und ansonsten, dass ich gesund und verletzungsfrei bleib'. Ja, das wär' das Wichtigste.

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(Bild: KMM)



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