Die "Qualität der Studienpläne" werde auch Thema kommender Leistungsvereinbarungen sein, bei denen sich die Unis zu Leistungen verpflichten und ihr Budget zugeteilt bekommen, so Karl bei einer Pressekonferenz in der Hofburg am Freitag.
"Die Unis sind zwar autonom, dennoch will ich nicht wegschauen, wenn es um die qualitativ hochwertige Ausgestaltung der Studienpläne geht", so die Ministerin. Experten sollen die Probleme in der Praxis erheben, die "Task Force" anschließend Best-Practice-Beispiele sammeln. Auch die Ergebnisse des Hochschuldialogs, den Ex-Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) als Reaktion auf die Studentenproteste des Vorjahrs einberufen hatte, sollen in die Empfehlungen einfließen.
Anerkennung von Prüfungsfächern soll erleichtert werden
Neben besseren Studienplänen ist Karl auch wichtig, dass die Anerkennung gleicher Prüfungsfächer an den Unis verbessert und damit die Mobilität zwischen den Hochschulen erleichtert wird. Für Jus, Pharmazie und technische Studien sollen Arbeitsgruppen außerdem erheben, ob es sinnvoll wäre, vierjährige Bachelorstudien anzubieten. Derzeit sind Jus und Pharmazie noch Diplomstudien (Jus: acht Semester, Pharmazie: neun), die technischen Studien werden als dreijährige Bachelorstudien geführt.
Grundtenor der Bologna-Jubiläumskonferenz sei gewesen, dass die Reform zu "mehr Chancen für die Studierenden und Absolventen" in Europa geführt habe, so Karl. Den Ministern der mittlerweile 47 Bologna-Teilnehmerstaaten - seit Donnerstag ist auch Kasachstan dabei - sei jedoch klar, dass es bei der Umsetzung Probleme gebe. So würden etwa noch immer nicht genug Studenten im europäischen Ausland studieren. In der Deklaration zur Jubiläumskonferenz werden die Steigerung der Mobilität und ein verbesserter Zugang sozial Benachteiligter zu den Hochschulen als Ziele bis 2020 bekräftigt. "Hochschulbildung", heißt es in dem Papier, "liegt in der Verantwortung der öffentlichen Hand".
Steigerung der Mobilität eines der wichtigsten Ziele
Zur Steigerung der Mobilität wäre die Anrechenbarkeit von Studienleistungen "sehr wichtig", betonte Karl bei einem Pressegespräch mit anderen Teilnehmern der Bologna-Konferenz. Sie pochte in diesem Zusammenhang auch auf verstärkte Qualitätssicherung: "Es ist wichtig, dass die Unis anderen Unis vertrauen können." Aus Sicht von Marius Rubiralta, dem spanischen Generalsekretär im Wissenschaftsministerium, und dem rumänischen Bildungsminister Daniel Funeriu kann die Mobilität nur dann steigen, wenn Studenten Förderungen bei Auslandsaufenthalten mitnehmen können.
EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou (im Bild rechts) wehrte sich gegen den Vorwurf, die Europäische Union würde nur auf die Vorteile des Bologna-Prozesses für die Wirtschaft schauen. "Der soziale Aspekt ist von enormer Wichtigkeit." Vassiliou kündigte außerdem an, dass die EU trotz der schwierigen Wirtschaftslage versuchen werde, das Hochschulbudget - vor allem jenes für Mobilitätsprogramme - zu steigern.
Die zehn Punkte von Beatrix Karl im Einzelnen:
1. Vertiefende Problemanalyse gemeinsam mit den Bologna-Koordinator/innen an den Universitäten und mit den sechs österreichischen Bologna-Expert/innen.
2. Einsetzung einer Task-Force zur Weiterentwicklung der Curricula.
3. Erarbeitung von Vorgaben/Richtlinien für die Qualifikationsprofile und von Rahmenempfehlungen für die Umsetzung der "Studieneingangsphase und Studienorientierungsphase Neu".
4. Intensivierter Austausch zwischen dem BMWF und den Curricular-Kommissionen an allen Universitäten.
5. "Neuausrichtung" und Weiterentwicklung der nationalen Bologna-follow-up-Gruppe.
6. Einbeziehung der Bologna-Umsetzung in das Konzept der Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung im Rahmen des geplanten Rahmengesetzes.
7. Öffentliche Darstellung von Best-Practice-Modellen der Curricula-Gestaltung aus der Task-Force.
8. Arbeitsgruppe zu den Fächern Jus, Pharmazie (Lehramt), aber auch zu technischen Studien, über eine optimale Bologna-Studienarchitektur (inkl. Diskussion zum Thema Harmonisierung mit dem Berufsrecht).
9. Verankerung des Bachelors als vollwertiger akademischer Abschluss im öffentlichen Dienst (Arbeitsgruppe von Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek).
10. Mobilität und Anerkennungen - die Anerkennung gleicher Prüfungsfächer (bereits klar in § 78 Universitätsgesetz geregelt) muss mit Leben erfüllt werden.
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