"Fußball gekidnappt"

FIFA-Wahnsinn: Jetzt schreitet das FBI ein

Sport
27.05.2015 17:53
"Wenn sie mit ihrem korrupten Unternehmen in unser Land kommen, werden sie zur Rechenschaft gezogen werden." Mit drastischen Worten hat sich am späten Mittwochnachmittag FBI-Chef James Comey in der Korruptionsaffäre rund um hochrangige FIFA-Funktionäre zu Wort gemeldet. Unmittelbar vor dem FIFA-Kongress in Zürich waren Mittwoch früh insgesamt sieben aktuelle und ehemalige Funktionäre festgenommen worden. Die Vorwürfe: Korruption, Geldwäsche, Überweisungsbetrug. Im Video oben sehen Sie Aufnahmen vom Hotel-Hintereingang, wo versucht wird, FIFA-Offizielle zu verdecken.

Zwei Tage vor den Präsidentschaftswahlen steckt der Weltverband FIFA im nächsten riesigen Skandal. Die Schweizer Staatsanwaltschaft eröffnete ein Strafverfahren rund um die Vergaben der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar. Dabei wurden im Hauptquartier des Weltverbandes in Zürich elektronische Daten und Dokumente sichergestellt.

"Das Spiel wurde gekidnappt"
Und langsam wird die Tragweite des Skandals absehbar. Am Mittwochnachmittag kündigte FBI-Direktor James Comey "langwierige Untersuchungen" an, "die erst am Anfang stehen". Das FBI werde harte Schritte gegen die Beschuldigten einleiten. "Wenn sie mit ihrem korrupten Unternehmen in unser Land kommen, werden sie zur Rechenschaft gezogen werden", so Comey. Und weiter: "Dieses so beliebte Spiel wurde gekidnappt."

"Sie haben sich selbst bereichert"
US-Justizministerin Lorett Lynch sprach von Korruption seit mindestens 24 Jahren. "Sie haben das weltweite Fußballgeschäft korrumpiert, um sich selbst zu bereichern", sagte sie am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in New York. "Sie haben es immer und immer wieder gemacht. Jahr um Jahr, Turnier um Turnier."

Lynch kündigte an, die Korruption im Weltfußball rigoros bekämpfen zu wollen. Sieben FIFA-Funktionäre oder Offizielle der ihr angeschlossenen Konföderationen waren am Mittwoch in Zürich festgenommen worden.

100 Millionen Bestechungsgelder vor Copa America
Laut Lynch sind allein im Zusammenhang mit der Copa America 2016 in den USA rund 110 Millionen Dollar, 101 Millionen Euro, an Bestechungsgeldern geflossen. Sie äußerte sich am Mittwoch enttäuscht, dass auch die erste Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent in Südafrika 2010 durch kriminelle Handlungen beschädigt worden sei.

Die Copa America findet 2016 erstmals außerhalb von Südamerika statt. Das Turnier wird anlässlich des 100. Geburtstages des südamerikanischen Verbandes erstmals als Gemeinschafts-Event Copa America Centenario in den USA ausgetragen.

In Bezug auf die Weltmeisterschaften in Russland 2018 und Katar 2022 sagte Lynch, die FIFA müsse "tief in ihre Seele blicken". Die amerikanischen Behörden seien damit aber nicht befasst.

Der New Yorker Staatsanwalt Kelly Currie erklärte, dass die aktuellen Ermittlungen "erst der Anfang" seien. "Diese Art der Korruption und der Bestechung im internationalen Fußball läuft seit zwei Jahrzehnten." Alle Angeklagten hätten das US-Finanzsystem für ihre Zwecke missbraucht und amerikanische Gesetze gebrochen. "Was sie gemein hatten, war die Gier."

ÖFB-Boss: "Das ist ein Wahnsinn"
Erschüttert von den Vorfällen zeigte sich am Mittwoch auch ÖFB-Präsident Leo Windtner. "Es ist ein Wahnsinn, dass vom Exekutivkomitee der FIFA aus kriminellen Gründen nur noch ein Drittel übrig ist", stöhnt er im "Krone"-Interview.

Österreich gegen Blatter
Windtners Schlussfolgerung aus der Causa: "Wir sehen uns in unserem Abstimmungsverhalten bestätigt: Österreich wählt Sepp Blatter nicht." Zu den Festgenommenen gehören Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo - die beiden Stellvertreter von Blatter, der laut Weltverband wie auch Generalsekretär Jérôme Valcke nicht zu den Verdächtigen gehört, gelten als enge Vertraute des FIFA-Bosses. Die heikle Frage: Ist Blatter der Nächste?

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(Bild: KMM)



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