Vor 18 Jahren empfing die ÖTV-Equipe nicht wie jetzt Andy Roddick und James Blake, sondern Andre Agassi und Michael Chang und war dabei nur einen Satz vom Sieg entfernt. Im Wiener Praterstadion, das aufgrund der großen Nachfrage als Schauplatz gewählt worden war, verfolgten über 40.000 Zuschauer die legendären Siege von Muster über Agassi und Chang. Die 17.000 Fans am ersten Tag bedeuteten damals sogar "Daviscup-Europarekord". Dass Horst Skoff, nach einer 2:0-Satzführung im auf Montag verlegten Schluss-Einzel gegen Chang den Sieg noch aus der Hand gab, liegt noch heute so manchem Fan im Magen.
ÖTV-Daviscup-Kapitän und -Sportdirektor Gilbert Schaller erinnert sich freilich auch lebhaft zurück. "Gegen Amerika zu Hause im Praterstadion, das war aus österreichischer Sicht für den Tennissport ein Jahrhundertereignis. Ich hoffe natürlich, dass wir wieder einmal so weit kommen. Wir spielen jetzt in der ersten Runde, damals war Österreich im Semifinale gegen die USA. Das ist natürlich auch ein ganz anderes Vorzeichen."
Muster: "Das war eine andere Zeit"
Ähnlich sah es auch der Held dieser Tage Thomas Muster im vergangenen Oktober im Interview zu seinem 40. Geburtstag: "Das war eine andere Zeit. Es war damals auch das Halbfinale und es war ein richtiger Davis-Cup-Hype da, alles war positiv. Heute ist ja leider nicht mehr der Enthusiasmus da, dass man ein Stadion mit 20.000 füllen kann." Aber da die USA mit der stärksten Besetzung spielen, erwartet er schon auch eine Menge Zuschauer.
Der frühere Weltranglisten-Erste gibt dem Team seines Nachfolgers als Kapitän durchaus Chancen. "Gegen die USA ist auf Sand sicher alles möglich", meinte er damals. Mit dem Zusatz, dass es auch davon abhänge, wen die US-Amerikaner schicken.
Vor vier Jahren gab's eine bittere Schlappe
Vergleiche mit früheren Begegnungen hinken immer irgendwie, so auch jener mit Uncasville. Vor vier Jahren war das ÖTV-Team in Uncasville (US-Bundesstaat Connecticut) auf Hartplatz inmitten einer Casino-Anlage mit 0:5 unter die Räder gekommen. Zwar spielten die USA damals auch schon mit Andy Roddick bzw. dem Doppel Bob und Mike Bryan und Österreich mit Jürgen Melzer, Stefan Koubek und Julian Knowle im Doppel, doch die Ausgangslage ist nicht nur dank des Heimvorteils ganz anders.
"Damals hat Robby Ginepri noch gespielt. Wir sind aber mit ganz anderer Einstellung dort hingefahren", erinnert sich Koubek. "Erstens haben wir vom Doppel her gar nicht an eine Chance gedacht gegen Bryan/Bryan. Und Roddick hat noch besser gespielt als zur Zeit", glaubt Österreichs Nummer 1. "Es ist komplett anders, es war in Amerika in einem Casino - in einem Riesenstadion. Die Amis hatten alle Heimvorteile. Das Gleiche gilt halt jetzt in Wien für uns. Wir wohnen alle in Wien und wir spielen auf dem schwächsten Belag der Amis und auf einem Belag, auf dem wir sehr gut spielen können", hofft der Blondschopf.
USA klarer Favorit gegen Österreich
Mit zwei Top-Ten-Spielern im Einzel und dem weltbesten Doppel sind die Gäste aber auch im dritten Aufeinandertreffen eindeutiger Favorit im ersten Davis-Cup-Heimspiel auf Wiener Boden seit 1995 (4:1 über Spanien/damals auf Hartplatz). Und auch wenn das Revival nicht im Happel-Stadion stattfindet, sondern im für einige Länderkämpfe legendären Dusika-Stadion, so soll der Bezug zur großen Fußball-Arena freilich trotzdem hergestellt werden. Denn am Mittwoch spielt ja das ÖFB-Team gegen Deutschland. Und es werden nicht nur einige Tennisspieler den Kickern auf die Beine sehen, sondern der EURO-Schauplatz soll auch noch einmal genützt werden, um für den Davis-Cup die Werbetrommel zu rühren.
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