Großer Sieger, große Emotionen, große Gesten: Lance Armstrong hat bei der 90. Tour de France auf einer der verrücktesten und dramatischsten Etappen der 100-jährigen Geschichte wieder das Kommando übernommen. Trotz Sturz!
Trotz eines Sturzes beim Aufstieg nach Luz Ardidenschlug der in den letzten Tagen gedemütigte Armstrong amMontag auf der "Königsetappe" in den Pyrenäen in großemStil zurück. Im Ziel in der 1715 Meter hoch gelegenen Ski-Stationnahm er Ullrich nach 159,5 Kilometern zusammen mit den Bonifikationenfür seinen ersten diesjährigen und insgesamt 15. Etappensieg53 Sekunden ab.
Trotz seines Gesamt-Rückstandes von 67 Sekundengab sich Ullrich zuversichtlich: "Die Tour ist noch nicht gelaufen.Lance ist sicher nicht ganz zufrieden, dass sein Vorsprung nichtnoch größer ist." Der Deutsche war "erst einmal glücklich,dass es so gelaufen ist. Lance war heute der Stärkste. Ichhabe auf dieser extrem schweren Etappe alle Register gezogen,doch es hat nicht ganz gereicht."
Ullrich revanchiert sich Elf Kilometer vor dem Ziel war Armstrong, der sichnun wieder Hoffnungen auf den fünften Tour-Erfolg in Seriemachen kann, zusammen mit dem Spanier Iban Mayo gestürzt.Er hatte seinen Bremshebel in das Plastiksackerl eines Zuschauerseingefädelt. Ullrich konnte ausweichen, wartete aber, bisder Texaner wieder Anschluss gefunden hatte. "Ich habe nicht weiterattackiert", berichtete Ullrich. Armstrong rühmte ihn alseinen "großen Champion". Genauso fair hatte Armstrong vorzwei Jahren bei Ullrichs Sturz in eine Böschung reagiert.
Ullrichs Geste ist umso bemerkenswerter, als andereFahrer bei dieser Tour besonders hart fahren und mit Faust- undEllbogeneinsatz Stürze provozieren.
Winokurow etwas abgeschlagen Nicht nur der Toursieger von 1997 wurde auf der vorletztenPyrenäen-Etappe in die Schranken gewiesen. Bei seinem Parforce-Rittdistanzierte Armstrong besonders Alexander Winokurow. Der Kasacheaus dem Telekom-Team hat vor dem morgigen Ruhetag und der letztenPyrenäen-Etappe am Mittwoch als Dritter 2:45 Minuten Rückstandauf den Führenden und 1:38 auf Ullrich.
Armstrong sprudelt über vor Glück "Nach dem Sturz ging ein Ruck durch mich, und ichhabe mich gefragt: Lance, wenn du die Tour gewinnen willst - dannjetzt. Der Sturz war vielleicht auch ein bisschen meine Schuld,weil ich zu nah am Rand gefahren bin. Das war heute ein großerTag für mich und die Tour. Es bewahrheitet sich immer wieder,was ich sage: Die Tour ist erst auf den Champs-Elyséeszu Ende. Es passiert hier immer etwas", sprudelte es aus dem beidieser Tour zum ersten Mal glücklichen Armstrong heraus.
Der Schlagabtausch zwischen Armstrong und Ullrichbegann schon 48 Kilometer vor dem Ziel auf dem Anstieg zum Tourmalet,der zum 74. Mal im 100-jährigen Tour-Programm stand. Ullrichattackierte zu Beginn des 17,1 Kilometer langen Anstiegs, Armstrongfiel kurz zurück, kämpfte sich aber mit zusammengebissenenZähnen wieder an Ullrich heran. Danach herrschte erst einMal Waffenstillstand, und die beiden Tour-Giganten setzten denAnstieg gemeinsam fort.
Bester Österreicher 14. Gerhard Totschnig erreichte Rang 14 als bester Österreicher,der Burgenländer Rene Haselbacher hatte bereits Sonntagmittagnach rund 30 Kilometern aufgegeben. Der Tour-Neuling vom TeamGerolsteiner hatte sich nach seinem Sturz auf der 3. Etappe mitPrellungen und Abschürfungen über die Alpen gequält.Vergangenen Dienstag hatte er auf der zehnten Etappe noch mitRang fünf für die bisher beste Platzierung eines Österreichersim laufenden Wettbewerb gesorgt.
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