Falsche Prognosen

Hellseher tappten 2007 im Dunkeln

Wissenschaft
14.12.2007 16:40
Der Kreml in Moskau in Flammen, ein Hollywood-Star erliegt dem Biss einer Giftschlange und Millionen Menschen sterben bei Terroranschlägen in den USA: Mit düsteren Prognosen wie diesen waren Wahrsager und Hellseher ins Jahr 2007 gestartet - und lagen nach einer Analyse der "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung der Parawissenschaften" (GWUP) in Roßdorf bei Darmstadt (wieder einmal) voll daneben.

Auch die UFO-Landung vor dem Weißen Haus blieb aus, die das kanadischen Medium "Nikki Pezaro" vorhergesehen hatte. Den Mainzer Mathematiker Michael Kunkel, der solche Weissagungen für die GWUP auswertet, wundert das nicht: "Die Zukunft ist nun einmal nicht festgelegt und lässt sich weder aus der Glaskugel noch aus den Sternen voraussagen."

Kunkel überprüfte 2007 rund 185 Prognosen von Astrologen, Wahrsagern und Hellsehern. Sein Fazit: "Sie konnten mit ihren Voraussagen keine Belege ihres Könnens liefern." Trotzdem verweise die Augurenzunft oft und gerne auf ihre hohe Trefferquote, die sich bei näherem Hinsehen allerdings schnell in Luft auflöse.

Überraschung: Euro wurde doch nicht abgeschafft!
So sei 2007 auch weder der Euro abgeschafft noch Cannabis legalisiert worden, wie dies die Astrologin Patricia Bahrani bereits vor Jahren angekündigt hatte. Der Einmarsch amerikanischer Truppen in den Iran blieb ebenso aus wie der alljährlich von mehreren Auguren prognostizierte Anschlag auf den US-Präsidenten.

Traditionelle Lieblingsthemen der Wahrsagerzunft waren auch in diesem Jahr Naturkatastrophen, Terror und Kriege. Anders als im Jahr 2006, als sich die Branche gerne mit Vorhersagen zur Fußball-Weltmeisterschaft befasste, gab es 2007 allerdings keine besonderen Schwerpunkte, teilte die GWUP am Donnerstag mit: "Es überwogen allgemeine, unklare Aussagen, die sich nur schwer prüfen lassen."

Schwammig formulierte Zukunftsprognosen
Beispiele für vage und schwammig formulierte Zukunftsprognosen habe es zuhauf gegeben. So las der Astrologe Martin Banger in den Sternen, dass "Aufstände und Unruhen in den Niederlanden, Japan, Kanada, Libanon, Sri Lanka, Finnland, Philippinen, Rumänien, Ungarn, Polen und Saudi-Arabien denkbar" seien. Elizabeth Teissier warnte, dass wir "zwischen Mitte Jänner und Mitte Oktober mit Veränderungen wie Naturkatastrophen, wirtschaftlichen Turbulenzen und Anschlägen rechnen" müssten.

Die unscharfen Formulierungen hätten für die Zunft einen großen Vorteil, sagt Kunkel. "Da man so gut wie alles in sie hineininterpretieren kann, findet sich im Nachhinein immer eine Nachricht, die irgendwie auf die Prognose passt." Manche Hellseher, die für das Jahr 2004 ganz allgemein Erdbeben oder Naturkatastrophen vorausgesagt hatten, rühmen sich heute, die Tsunami-Katastrophe vorhergesehen zu haben.

Astrologisches Gutachten für 1.700 Euro
Einfach zu prüfen sind hingegen die Prognosen von Karsten Kröncke aus Freiburg. Er sagt seit Jahren voraus, ob der deutsche Börsenindex  DAX an einem Handelstag steigt oder fällt. In den ersten elf Monaten 2007 belief sich seine Trefferquote nach Kunkels Analyse auf nicht einmal 47 Prozent - er hätte also ebenso gut würfeln können. Fehlende Geschäftstüchtigkeit kann man Kröncke allerdings nicht vorwerfen: "Ein etwa 35-seitiges astrologisches 'großes Gutachten' kostet bei ihm 1.700 Euro."

Was im kommenden Jahr 2008 passieren wird, weiß Kunkel natürlich nicht. Fest steht für ihn jedenfalls, dass es wieder jede Menge Prognosen geben wird.

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