Sein Weg

Mario Lang im Interview

Musik
26.05.2007 13:32
Ich treffe Mario Lang jeden Tag. Manchmal zeitig in der Früh, dann wieder Mittags und hin und wieder nach Mitternacht, wenn die Bushaltestelle verlassen ist und uns das fahle Licht der Natriumdampflampen die Farbe aus dem Gesicht nimmt. Dann wird er mir richtig unheimlich, wie er da mit unberührter Mine vom Ö3-Plakat stiert. Der Mario Lang in dreidimensionaler Form löst die Beklommenheit schnell in Sympathie auf. Der Starmania-Finalist ist ein netter Kerl mit dem Zeug zum Star. Im Krone.at-Interview erzählt er über “seinen Weg”, unter welchen Umständen sein Album entstand, warum ihm die “männliche Christina Stürmer” nicht ganz zusagt und wieso er zu Starmania ging, obwohl es “eine riesengroße Karaokeshow ist”.
kmm

“Dein Weg” heißt die Single, mit der Mario Lang von allen Starmania-Finalisten, die den Weg zum Star mit Produzent Alexander Kahr beschreiten, den meistgespielten Treffer landete. Das kürzlich erschienene Album nennt sich “Mein Weg” und hat von der ersten Note bis zur fertigen Pressung gerade einmal zweieinhalb Monate gebraucht. 

Rekordzeit, wenn man bedenkt, dass sich andere österreichische Künstler wie zum Beispiel STS, die seit dem Herbst an ihrer neuen Platte arbeiten, ein Jahr und manchmal noch mehr Zeit nehmen. Peter Legat von Count Basic schwört Stein und Bein, dass es gar nicht möglich sein kann, in weniger als zwölf Monaten ein “g’scheites Album” bei Null beginnend auf die Beine zu stellen.

Aber Mario Lang unterlag anderen Gesetzen, denen der Öffentlichkeit und der Medienwirkung. Schnell nachlegen, sonst bist weg vom Fenster und keiner kennt dich mehr – selbst wenn dich Ö3 per Postwurfsendung in die Haushalte schickt…

Wie bekommt man so schnell eine Platte zusammen? 

Mario Lang: Man hat als erstes ein Hearing, das heißt man spaziert mit den A&R-Leuten, Artist and Repertoire, und dem Produzenten ins Studio und hört sich erst einmal 50 Nummern an…

Und die sind schon fixfertig und von anderen gesungen?

Mario Lang: Genau, von Gruppen aus Deutschland, Schweiz, Österreich. Und da such ich mir halt zwanzig aus, die werden dann noch einmal durchgecheckt und durchprobiert und dann hamma letztendlich 12 Nummern aufs Album getan, und eines is noch von mir dazugekommen.

Der Song aus Marios Feder ist übrigens “Bitte reich mir Deine Hand”. Mein Tipp war die zehnte Nummer, “Mit Freuden”, die stammt allerdings von Neo-Serienstar Max Schmiedl, der wie Mario erleben durfte ein “sehr cooler Typ is”. Was hier wie ein Schnellsiedeverfahren klingt und in der Tat auch eines ist, hört man auf “Mein Weg” allerdings kaum. 

Die Songs – Mario hat gut ausgewählt – passen zum smarten Steirer, stehen dank der bereits fast fertig vorgelegenen Demos gut im Sound-Futter und überraschen bisweilen sogar mit Witz und Charme. Etwas, das ihnen in diesem Fall nur Mario Lang einhauchen konnte. Sein Verdienst, sein Weg. Obwohl es ihm lieber gewesen wäre, er hätte “alle Songs selber schreiben können” . Aber es passen viele auch so zu ihm. Zum Beispiel “Hooligans”, ein Song, der mit der Zeile “Wenn ich heut den Fernseher aufdreh und ein bisschen schau / schein der Himmel nicht mehr so hell, er ist nicht mehr blau” beginnt. 

Der Song “Hooligan” beginnt mit Kritik am Fernsehprogramm und klingt fast schon ein wenig zweideutig. Hast du während Starmania neben all dem Lob auch die Kritik derer mitbekommen, denen das Format nicht passt?

Mario Lang: Ja, es war immer beides da. Ganz ehrlich: Ich war früher auch einer von denen – naja, die erste Staffel mit Christina Stürmer kennt man halt ein bisserl –, die sich nie wirklich dafür interessiert haben. Weil es, ganz böse ausgedrückt, eine riesengroße Karaokeshow ist. Es war irrsinnig cool und ich weiß auch, dass es ohne Starmania nicht möglich wäre, was ich jetzt gerade machen darf. Ich bin dankbar dafür, dass ich mitmachen durfte – aber ich bin Musiker und brauch a Band hinter mir. Insofern is es jetzt gut, so wie es is.

Wie kalkulierend bist du ins Rennen gegangen?

Mario Lang: Sicher hab ich es als Sprungbrett gesehen – in erster Linie ist es mir darum gegangen vor Profis zu singen und ein Feedback zu bekommen. Ich wollte überhaupt nicht ins Fernsehen. Ich wollte hören ‘Jo, du singst guat’ oder ‘Na, lass es lieber bleiben’…

Und als dann weiter gegangen ist?

Mario Lang: Na jo, bei der ersten Runde hat’s ja zuerst geheißen Nein. Da hab i glei wieder gehen können. A Woche später kam der Anruf, dass ich doch noch einmal weiterkomm und so is es dann weitergegangen. Und ich hab mich gefreut, es war auch voll lässig. 

Wie darf man sich Starmania vorstellen? War es wie ein Musikcamp für Jugendliche, wo 24 Stunden am Tag nur gesungen und gejammt wird?

Mario Lang: Jo… na, du hast halt deine fixen Vocal-Stunden, deine fixen Zeiten, wo du ohnehin singen musst. Und nach spätestens zwei Wochen tuast eigentlich sonst nimma vü. Du singst halt nur mehr in der Zeit wo du musst, weil’s da eh scho voll am Arsch geht. Nach einiger Zeit, wenn dann irgendwer in einer Ecke g’sungen hat – meistens war’s da Martin – bist eh scho aus’zuckt. Sicher hat man für sich allein dann auch daheim geübt, aber es wird mit der Zeit einfach zu stressig dauernd zu singen.

Was hättest du am Format von Starmania anders gemacht?

Mario Lang: I hätt a Live-Band hingestellt, ganz klar! Hunderprozentig a Live-Band, weil’s einfach ganz was anderes is, weil’s anders klingt und weil a Band hinterhalb afoch lässiger is.

Welche Nummern waren für dich bei Starmania am schwierigsten. Vielleicht etwas, wo du lieber im Boden versunken wärst…

Mario Lang: Na, das kam nicht vor. ‘Fly Away’ hab ich voll versemmelt, obwohl wir das früher mit der Band gespielt haben. Es waren eigentlich alle Nummern schwierig. I bin net der Sängertyp, ich bin meistens der, der mehr interpretiert und lieber a Gitarr’n umg’schnallt hat und net nur mit der Stimme arbeitet – so wie die Nadine, zum Beispiel, die eine der geilsten Stimmen überhaupt hat.

Mit seinen anderen Starmania-Kollegen trifft er sich kaum mehr. Nur mit Falco geht er hin und wieder Sqash spielen “um die Aggrressivität abzubauen”. Anfänglich gab es Gerüchte, dass er bei der Boyband “jetzt anders!” mitmachen wird. Mario schüttelt mit einem Grinsen den Kopf und sagt, es wäre nie zur Debatte gestanden, “musikalisch wie auch sonst nicht”. 

Nach der ersten Single kam nicht selten die Bezeichnung “männliche Christina Stürmer” auf. Die gibt’s aber schon, sagt Mario und eine zweite Christina Stürmer brauche niemand – aber einen Mario Lang.


Christoph Andert

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