Tennis-Legende

Thomas Muster wird 50: “Mag Jubiläen nicht”

Sport
02.10.2017 10:04

Viele Jahre ist er als einer der erfolgreichsten Sportler Österreichs überhaupt im Rampenlicht gestanden. Am 2. Oktober feiert Thomas Muster seinen 50. Geburtstag. Der nach wie vor einzige Einzel-Grand-Slam-Sieger Österreichs hält aber gar nichts von solchen Jahrestagen.

"Ich sehe keinen Sinn darin, mit 50 Bilanz zu ziehen. Ich mag Jubiläen nicht, ich mag keine Hochzeiten, Geburtstage - ich mag das alles nicht", erklärte Muster schon beim vergangenen Erste Bank Open in Wien. Das Wiener Stadthallen-Turnier ist heute der einzige richtige Schnittpunkt mit seiner so erfolgreichen Tennis-Karriere, die ihm 44 Turniersiege, u.a. auch den French-Open-Titel 1995, eingebracht hat. Seit 2012 ist Muster Turnierbotschafter für das Traditionsturnier.

Aber auch im Rahmen des ATP-500-Turniers verbietet sich die ehemalige Nummer eins der Welt Feiern oder gar Ehrungen. Solche Dinge vermeidet Muster. "Man soll an dem Tag irgendwie lustig sein, das ist wie Silvester. Das sind so Dinge, mit denen kann ich nichts anfangen. Ich bin eher spontan und mache mir da wenig Gedanken drüber", erklärte Muster, der dieser Tage Interview-Wünsche allesamt abprallen lässt.

Keine Interviews, keine Feier
"Er gibt keine Interviews und feiert auch nichts", bestätigte sein Manager Herwig Straka. Muster werde am 2. Oktober zwar im Lande sein, kurz danach spielt er aber fernab der Heimat auch wieder einmal Tennis. Im Rahmen der Champions Tour trifft er in Monterrey (Mexiko) seine alten Kumpanen Goran Ivanisevic, Fabrice Santoro und Greg Rusedski.

Auch sonst ist nichts geplant, weder ein neues Buch oder gar ein schon einmal im Raum gestandenes Filmprojekt. "Bücher hat es von mir eh schon ein paar gegeben. Wenn ich noch einmal ein Buch schreibe, dann muss ich vielleicht ein bisserl älter werden, um wirklich reflektieren zu können auf das, was passiert ist", sagte Muster schon im vergangenen Oktober. "Für ein Filmprojekt wäre ich jetzt wahrscheinlich doch nicht Star genug."

Muster verwirklicht sich auf anderen Wegen. Auf Basis seiner Idee wurde zuletzt aus einer ehemaligen Buschenschank ein steirisches Wirtshaus am Kogelberg bei Leibnitz eröffnet. Muster war selbst einmal Besitzer des Anwesens, hat es aber an Red-Bull-Boss Didi Mateschitz verkauft und nun gegenüber des "Kogel 3" eines seiner Domizile auf Mateschitz-Grund. Der Red-Bull-Milliardär hat in den Umbau ordentlich investiert.

Muster ist zweifacher Vater. Sein in Australien lebender Sohn Christian aus erster Ehe ist 16, seine Tochter Maxim wird am 12. Oktober sieben Jahre alt. Im Laufe seiner Karriere hat er brutto 12,3 Mio. Dollar Preisgeld verdient, 44 Turniere gewonnen und am 12. Februar 1996 für insgesamt sechs Wochen sogar Platz eins in der ATP-Weltrangliste belegt. 1990 und 1995 wurde der Steirer jeweils zu Österreichs "Sportler des Jahres" erkoren. 1999 bestritt er sein vermeintlich letztes Match auf der ATP-Tour, am Schauplatz seines größten Triumphes in Roland Garros. Es war sein letztes auf Major-Niveau.

Danach folgten Auftritte auf der Seniors-Tour sowie ab Februar 2004 ein zweieinhalb Jahre währendes Engagement als ÖTV-Davis-Cup-Kapitän. Von Juni 2010 bis zum 16. November 2011 wagte er ein Comeback und bestritt insgesamt 25 Turniere überwiegend auf Challenger-Niveau. Zwei Einzel hat er dabei noch gewonnen. Das Erstrunden-Aus beim damals noch ATP-250-Turnier in Wien gegen Dominic Thiem (2:6,3:6) war sein endgültig letzter Tour-Auftritt, danach war ein Challenger in Salzburg seiner letztes Match in Österreich.

"Thiem ist schon in meine Fußstapfen getreten"
Er ist überzeugt, dass sein Nachfolger Dominic Thiem einen neuen Tennis-Boom in Österreich ausgelöst hat: "Es gibt Parallelen, aber es ist auch eine andere Zeit. Ich glaube, dass Dominic Thiem einen richtigen Schritt gemacht hat, um seine Popularität in Österreich zu steigern", erklärte der ehemalige Weltranglisten-Erste. "Der Schritt, wieder Davis Cup zu spielen und Österreich im Davis Cup weiterzubringen, ist für ihn vielleicht eine Zusatzbelastung." Doch auch an seiner eigenen Karriere sehe er im Rückblick die Wichtigkeit dieses Mannschaftswettbewerbs. Muster hatte seinerzeit in Österreich einen Tennisboom ausgelöst, dies seien seine Erfolge auch gewesen, aber besonders die Auftritte im Davis Cup.

"Dass wir Österreicher in einer Weltsportart erfolgreich sein können, das hat Massen mobilisiert. Ich werde immer wieder auf diese Davis-Cup-Spiele angesprochen", so der 44-fache ATP-Sieger. "Wenn Dominic weiter so viel Erfolg hat und weiterhin für den Davis Cup zur Verfügung steht, dann kann sich dieser Kreis gut schließen."

Für Muster hat Thiem weiterhin Nummer-1-Potenzial. "Er ist schon in meine Fußstapfen getreten. Ich habe immer gesagt, vergleicht Dominic nicht mit mir, das ist eine andere Generation, da wird anders Tennis gespielt." Doch Thiem sei in der Jahreswertung 2017 Vierter. "Wer Nummer vier der Welt sein kann, kann auch Nummer eins sein. Man muss auch sein Alter berücksichtigen." Für Muster ist aktuell natürlich der Deutsche Alexander Zverev direkter Gegner, aber es sei absehbar, dass es an der Spitze bald eine Wende geben könnte. "Ich glaube, es gibt ein Zeitfenster, das jetzt begonnen hat und drei, vier Jahre offen sein wird. Da reicht es vielleicht für die Nummer eins."

Dass Thiem das Potenzial habe, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen ("am wahrscheinlichsten wird es Roland Garros sein"), sei keine Frage. "Er ist da vorne dabei, aber er muss sich weiterentwickeln wie das die anderen auch tun. Es wird immer zwei, drei Knackpunkte geben, und dann kann es zu einem oder mehreren Grand-Slam-Siegen reichen und natürlich auch zur Nummer eins." Thiem bringe mit seiner Ausrichtung ganz aufs Tennis, seiner Willensstärke und seiner Geradlinigkeit viel mit. "Es fehlt ihm vielleicht noch ein bisserl die Konstanz, aber er ist jung, das spricht für ihn."

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(Bild: KMM)



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