15.04.2017 10:10 |

Weitere Fälschung?

Dortmund: Neuer Bekennerbrief von Rechtsextremen

Nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus des deutschen Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund vom Dienstag ist ein weiteres angebliches Bekennerschreiben aufgetaucht. Die Mail mit rechtsextremistischem Duktus ging am Donnerstagabend beim Berliner "Tagesspiegel" ein. Die Echtheit des Schreibens wird nun geprüft. Bei den zuvor am Ort des Anschlags gefundenen Bekennerbriefen dürfte es sich um Fälschungen handeln.

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Eine islamwissenschaftliche Untersuchung habe "erhebliche Zweifel" daran ergeben, dass jene Schreiben, die unmittelbar nach dem Anschlag am Tatort gefunden worden waren, "von radikalen Islamisten verfasst wurden", berichteten NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" am Freitag. Der oder die Verfasser hätten eine radikalislamische Motivation möglicherweise nur vorgetäuscht.

Schreiben völlig untypisch für IS
Das von den Ermittlungsbehörden in Auftrag gegebene Gutachten nennt den Berichten zufolge mehrere Gründe für die Zweifel. So sei der Sprachgebrauch untypisch und es fehlten Symbole der Dschihadistenmiliz IS. Zudem seien nach IS-Anschlägen noch nie Bekennerschreiben am Tatort gefunden worden. Stutzig mache die Experten auch das Ende des Textes: Dort wird der Abzug von Tornado-Kampfflugzeugen der deutschen Bundeswehr aus Syrien und die Schließung des US-Luftwaffenstützpunktes Ramstein im Bundesland Rheinland-Pfalz gefordert - derartige Forderungen seien für den IS untypisch.

Der oder die Verfasser gaben in den drei textgleichen Schreiben vor, "im Namen Allahs" gehandelt zu haben. Aus Ermittlerkreisen hieß es den Berichten zufolge, es werde nun weiter in alle Richtungen ermittelt - also unter anderem auch in Richtung Links- oder Rechtsextremismus.

Rechtsextremer Bekennerbrief wird geprüft
So wird nun auch das Schreiben, das am Donnerstag beim "Tagessspiegel" einging, von der Bundesanwaltschaft (GBA) in Karlsruhe auf seine Echtheit überprüft. GBA-Sprecherin Frauke Köhler bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am späten Freitagabend, ihre Behörde habe das Schreiben von der Zeitung erhalten. Eine Bewertung wollte sie nicht abgeben.

Der anonyme Verfasser bezieht sich laut "Tagesspiegel" auf Adolf Hitler, hetzt gegen "Multi Kulti" und droht mit einem weiteren Angriff. Nach dpa-Informationen aus Sicherheitskreisen wird ausdrücklich die Asyl- und Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel kritisiert. Am 22. April werde "buntes Blut fließen". Die Drohung zielt nach Einschätzung aus Sicherheitskreisen vermutlich auf die zu erwartenden linken Demonstranten gegen den an diesem Tag in Köln stattfindenden AfD-Bundesparteitag.

Ermittler haben "weiterhin keine Spur"
Der "Tagesspiegel" zitierte Sicherheitskreise mit den Worten, es müsse alles ernst genommen werden, "da wir keine Spur zum Täter von Dortmund haben". Die neue Bekennermail könne mit der Dortmunder Tat zu tun haben, "es könnte aber auch ein Trittbrettfahrer sein". Nach dpa-Informationen wird die Skepsis in den Sicherheitsbehörden auch mit dem Verweis begründet, es sei ungewöhnlich, dass ein Attentäter einen Anschlag ankündige und sich so der Entdeckung aussetze. Zudem handle es sich um einen anderen Duktus als bei den am Tatort gefundenen Schreiben.

Drei Sprengsätze bei Mannschaftsbus detoniert
Am Dienstagabend waren in Dortmund drei Sprengsätze in der Nähe des Mannschaftsbusses des Fußball-Bundesligisten explodiert, als sich die Spieler auf dem Weg zur Champions-League-Partie gegen den AS Monaco befanden. Dabei wurden der Dortmunder Fußballer Marc Bartra und ein Polizist verletzt.

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