„1983 haben wir uns einen grünen Bus gekauft, später einen roten, dann einen blauen und dann wieder einen roten. Davon handelt dieser Film. Rumfahren auf der Suche nach irgendwas. Damals dachten wir, auf der Suche nach den besten Weibern, dem besten Bier und den besten Bratwürsten. Und eigentlich waren wir, aber das ist uns erst später aufgefallen, auf der Suche nach Menschen, die wissen wie man richtig lebt.“
So beginnt ein Film, der als bayerische Antwort auf das erfolgreiche Genre „Roadmovie“ gedeutet werden muss: Fesselnd und leise. Spannend und schön. Unterwegs und unterhaltsam. Und brutal gut für die Seele.
Alles begann in einer WG
Vor mehr als zwei Jahrzehnten teilten Kameramann und Fotograf Hans Peter Fischer und der Sozialpädagoge, Bankkaufmann und Barkeeper Franz Xaver Gernstl (im Bild links) in München eine WG und diverse Freundinnen. Seitdem ziehen sie gemeinsam durch die Gegend. Auf der Suche nach Lebensphilosophen, zu denen sie eigentlich selber gehören.
Mit seinen Reiseberichten wurde Gernstl bald bekannt. Die Zuschauer dürsten stets nach neuen Folgen. Sie fordern Gernstl-Routen schriftlich an, um sie selber nachzufahren. Und nach zwei Grimme-Preisen und einem Bayerischen Filmpreis nimmt beim Bayerischen Fernsehen keiner mehr Anstoß daran, wenn das Gernstl-Team wieder einmal nicht ganz politisch korrekt und dem Hedonismus frönend filmend durch die Lande zieht. Logisch, dass irgendwann einmal der erste Kinofilm daraus werden musste...
Infos zum Inhalt
Mit ihr beginnt alles: Eine junge Dame mit langen dauergewellten Haaren steht irgendwann Anfang der 80er-Jahre im Trenchcoat an einer Bushaltestelle im Allgäu und wartet auf den Bus nach Ochsenhausen. Sie erzählt wenig, ist scheu, schaut kein einziges Mal in die Kamera. Als der Münchner Franz Gernstl mit Kopfhörer und enger Jacke neben ihr auftaucht und sich neben sie in den Bus setzt, sagt sie irgendwann: „Es gefällt mir gut auf dem Land.“ In der Stadt sei sie sowieso noch nicht oft gewesen.
Die erste Station auf der Suche nach dem Glück
Gernstl redet nicht viel. „Und, wie geht’s?“, „Aha!“ „Soso!“. Mehr braucht es oft nicht, um die Menschen zum Erzählen zu bringen. Normalerweise. In einem kleinen bayerischen Ort aber fragt Gernstl einen Mann neben einer brennenden Wiese, aus welchem Grund die Wiese brennt. Der Mann sagt nichts, starrt Gernstl nur an, auch auf weitere Nachfragen entweicht ihm kein Kommentar. Die Wiese brennt weiter.
Am Anfang sei es gar nicht so leicht gewesen, immer wieder gute und authentische Geschichten einzufangen, erfährt man in diesem Film. Dann aber beginnen die Menschen zu reden.
Eigentlich ist Glück ganz einfach
Das Team Gernstl reist von Aachen bis Ostritz, von Oberstaufen bis Kappeln, entlang der Alpen, durch Bayern, Österreich, die Schweiz und Südtirol. In Villach treffen sie einen Unfallchirurgen, der auf seinem Grundstück einen Gnadenhof für Tiere eingerichtet hat. „Das ist ein alternatives Tierprojekt“, sagt er. „Die Tiere fressen sehr viel und scheißen sehr viel.“ Auf die Idee mit den Tieren habe ihn seine damalige Lebensgefährtin gebracht, sagt der Mann. Die sei jetzt weg. Aber die Tiere gebe es halt noch immer. Gernstl fragt ihn nach dem Sinn des Lebens. „Man darf ja überhaupt nicht fragen, ob was einen Sinn hat. Das menschliche Sein überhaupt. Ich frag nicht danach.“ Eigentlich ist Glück ganz einfach.
Alle Bilder (c) MFA
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