Krise in Brasilien

Zu teuer: Zahlreiche Karnevalsfeiern abgesagt

Ausland
13.01.2016 13:10

Brasilien erlebt derzeit die schwerste Wirtschaftskrise seit den 1930er-Jahren. Die Arbeitslosenrate liegt bei rund acht Prozent. Die Konjunktur schrumpft, die Landeswährung Real hat gegenüber dem Euro um ein Drittel an Wert verloren, die Inflation liegt bei zehn Prozent. An allen Ecken und Enden muss die öffentliche Hand einsparen. Aus diesem Grund werden 2016 in vielen Städten auch die berühmten Karnevalsfeiern abgesagt - sie sind schlicht und einfach unleistbar geworden.

Normalerweise dienen die fünftägigen Feiern, die traditionell am Freitag vor dem Aschermittwoch beginnen, auch als Ablenkung von der tristen Realität und der Armut, die weite Teile der brasilianischen Bevölkerung trotz der Fortschritte in den vergangenen Jahren nach wie vor plagen. Doch heuer wird für viele Menschen auch dieses Ventil zubleiben, wie die "Financial Times" am Montag berichtete: "Den Brasilianern ist nicht nach Feiern zumute."

"Nicht existenzielle Dienstleistungen werden eingespart"
Unter jenen Städten, die ihre Umzüge Anfang Februar streichen werden, gehört Campinas. Die 100 Kilometer nördlich von Sao Paulo gelegene Metropole mit knapp drei Millionen Einwohnern kann laut dem Blatt die Kosten in der Höhe von etwa 1,3 Millionen Real (rund 295.000 Euro) nicht schultern. Daher bleiben Auftritte der beliebten Sambaschulen aus. "Nicht lebenswichtige Dienstleistungen müssen zuerst eingespart werden. 2015 war schon ein sehr schwieriges Jahr für uns - und nun hören wir, dass 2016 noch schlimmer wird", begründet Gabriel Rapassi, Kulturchef der Stadt, die Entscheidung der Stadtverwaltung.

In Porto Ferreira, das rund 220 Kilometer nördlich von Sao Paulo liegt, wurde die Karnevalsfeier zum ersten Mal in ihrer Geschichte abgesagt. Porto Ferreiras Bürgermeisterin Renata Anchao Braga will das Geld lieber für eine neue Klinik verwenden. Nach Macapa, der Hauptstadt des nördlichen Bundesstaats Amapa, und Lavras do Sul im Süden des Landes dürften weitere Städte dem Sparzwang folgen.

Dramatische Umsatzeinbußen bei Kostümherstellern
Der auch als die Touristenattraktion geltende Wettkampf der größten Sambaschulen des Landes in Rio soll aber wie gewohnt stattfinden. Im vergangenen Jahr zog das Spektakel rund eine Million Gäste an. Aber selbst in Sao Paulo sehen sich Kostümherstellerfirmen und Zubehörgeschäfte mit Umsatzeinbußen konfrontiert, die sie schwer verdauen können. "Wegen der Rezession sind schon viele Geschäfte in meiner Nachbarschaft pleite gegangen", beklagt die Verkäuferin Claudia Sakuraba in der "Financial Times".

Korruptionsskandal: Präsidentin droht Amtsenthebung
Zu den wirtschaftlichen Problemen des Landes kommt auch eine politische Krise hinzu: Staatspräsidentin Dilma Rousseff droht ein Amtsenthebungsverfahren. Ihr wird vorgeworfen, Steuergesetze verletzt und Staatsfinanzen manipuliert zu haben, um ihren Wahlkampf im vergangenen Jahr zu finanzieren. Die Präsidentin, die seit 2011 im Amt ist, weist alle Vorwürfe von sich.

Krise bedroht auch Olympische Spiele in Rio
Wie sich all das auf die Olympischen Spiele in Rio auswirken wird, ist noch ungewiss. Das Organisationskomitee unternimmt nun alles, um Kosten einzusparen. Derzeit betont man, dass alle Bautätigkeiten planmäßig verlaufen und rechtzeitig abgeschlossen werden können.

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