Nach Schätzung der Regierung steht jeder zehnte französische Agrarbetrieb am Rande des Bankrotts. Gemeinsam sind sie mit einer Milliarde Euro verschuldet. Grund für die fallenden Preise von Produkten wie Milch, Rind- und Schweinefleisch sind vor allem sich ändernde Ernährungsweisen in Frankreich, der Rückgang der Nachfrage aus China und das russische Embargo für europäische Agrarprodukte.
Regierung verspricht Nothilfeprogramm
Auch die Ankündigung der Regierung in Paris, ein Krisenprogramm mit Steuererleichterungen und Lohngarantien im Umfang von 600 Millionen Euro in die Wege zu leiten, konnte die Gemüter nicht beruhigen. Im Gegenteil: Um gegen die "Verzerrung des Wettbewerbs" zu protestieren, wurden am Sonntag sechs Straßen an der Grenze zu Deutschland und mehrere Grenzübergänge zu Spanien belagert. Viele Lkws wurden zur Umkehr gezwungen.
Auf der Brücke Pierre Pfimlin südlich von Straßburg stoppten rund 100 Landwirte in gelben Warnwesten am späten Abend unter dem wachsamen Blick der Polizei mehrere Lastwagen. Da die Laster keine Agrarprodukte transportierten, konnten sie nach einigen Minuten weiterfahren. Laut einem Gewerkschaftsvertreter wurden in der gesamten Region aber etwa ein Dutzend Lastwagen mit landwirtschaftlichen Gütern aus Deutschland zur Umkehr gezwungen.
Auf der Autobahn A645 an der Grenze zu Spanien stoppten rund 100 Bauern mehrere Dutzend Laster und drohten, Fleisch oder Früchte für den französischen Markt auszuladen. Die Blockade verursachte einen bis zu vier Kilometer langen Stau, wie der örtliche Generalsekretär der Gewerkschaft Jeuens Agricultures, Guillaume Darrouy, sagte. Der regionale Bauerngewerkschafter Franck Sander sagte, an der deutschen Grenze würden nur Lastwagen mit Agrarprodukten aus Deutschland gestoppt. Mehr als 1.000 Landwirte wechselten sich an den Barrikaden bis Montagabend ab. Dann wurde zumindest die Blockade an der französisch-deutschen Grenze aufgelöst.
Deutsche Linke haben Verständnis für Protest
Die deutsche Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht äußerte Verständnis für die Kampfmaßnahmen der französischen Bauern. "Das deutsche Lohndumping zerstört Europa", sagte die Vize-Vorsitzende der Linken. Die Proteste der französische Bauern seien gerechtfertigt. Die Grünen im Deutschen Bundestag forderten einen deutsch-französischen Agrargipfel: Die Fachminister aus den beiden Ländern müssten über eine Drosselung der Produktion sprechen, sagte ihr agrarpolitischer Sprecher Friedrich Ostendorff der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die Märkte seien "übervoll."
Auch aus Österreich verstärkte sich zuletzt die Kritik an vor allem aus Deutschland kommenden Billigstpreisen, etwa bei Schweinefleisch.
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