Direktinvestments

Wissenswertes zum Investieren per Crowdfunding

Wirtschaft
30.05.2015 09:33
Spätestens seit dem Waldviertler Schuhunternehmer Heinrich Staudinger ist Crowdfunding bekannt. Das Prinzip ist simpel: Private Investoren stellen ihr Geld direkt jenen Unternehmen zur Verfügung, die für sie erfolgsträchtig erscheinen bzw. deren Projekte sie unterstützen wollen. Doch damit sind auch Risiko und Kosten verbunden. Worauf man achten sollte, erfahren Sie hier.

Crowdfunding wird von der Europäischen Kommission wie folgt umschrieben: Typischerweise steht einander bei einer Crowdfunding-Transaktion eine Person mit einer Idee für ein Projekt, die eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben ruft (Projekteigentümer) vielen Menschen gegenüber, die Geld geben, um diese Idee zu realisieren (Beitragende, der Schwarm/die Gruppe = "crowd"). Der Projekteigentümer kann Geldmittel direkt einsammeln, bedient sich aber oft eines webbasierten Mittelsmannes, der sogenannten Crowdfunding-Plattform. Diese unterstützt bei der Durchführung einer Kampagne dabei, die Beitragenden zu erreichen und Geldmittel einzusammeln. Die Plattformen führen üblicherweise auch Screening und Monitoring durch, wofür eine Gebühr verrechnet wird.

Die Wirtschaftskammer beschreibt Crowdfunding als Finanzierungsmodell von kleinen und mittleren Unternehmen in der Frühphase: Viele Menschen investieren Kleinbeträge in eine gute Idee, wodurch das Risiko für den Einzelnen überschaubar bleibt und der Unternehmer zu Kapital für seine Geschäftsidee kommt. Investoren sind typischerweise auch gleich die ersten Anwender/Käufer des zu entwickelnden Produkts und können somit direkt Feedback zur Innovation geben, wodurch wiederum die Erfolgsaussichten steigen.

Arten von Crowdfunding
Von Crowdfunding in Österreich gibt es unterschiedliche Ausprägungen: Einerseits können Projekte in Form von Spenden unterstützt werden. Der Spender erhält vom Unternehmen dann meist ein kleines Geschenk oder irgendeine andere Anerkennung. Beim Reward Based Crowdinvesting bekommt der Investor eine Dienstleistung oder ein Produkt für sein Investment. Kommt das Projekt, für das man sein Geld zur Verfügung gestellt hat, nicht zustande, kann man meist zwischen einer Rückzahlung der Spende oder der Unterstützung eines anderen Projekts wählen.

Andererseits gibt es das Crowdinvesting, bei dem Unternehmensanteile gekauft werden bzw. bei dem eine Beteiligung in Form von Genussrechten stattfindet. Im Erfolgsfall wird man am Projekt- bzw. Unternehmensgewinn beteiligt.

Risiken
Das Hauptrisiko bei Crowdfunding ist klarerweise, dass ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals droht. Man sollte daher pro Projekt immer nur einen überschaubaren Betrag investieren, dessen Verlust man verschmerzen kann. Durch Streuung auf mehrere Projekte kann man das Risiko verringern, man sollte jedoch in Crowdfunding insgesamt immer nur einen Betrag investieren, den man innerhalb seiner Ersparnisse als Risikokapital zur Verfügung stellen kann und den man schlimmstenfalls komplett abschreiben kann. Denn es gibt weder eine Einlagensicherung noch einen gesetzlichen Anlegerschutz, der hier greifen würde. Generell sind Veranlagungen in Crowdfunding-Projekte schon ab wenigen hundert Euro möglich. Das ist ein großer Vorteil zur Risikostreuung für Privatanleger. Auch die Arbeiterkammerhat sich mit dem Thema Crowdfunding kritisch auseinandergesetzt.

Crowdfunding in Österreich
Nachstehende Plattformen sind laut Wirtschaftskammer derzeit mit der Abwicklung von Crowdfunding-Projekten befasst:

  • 1000x1000.at - spezialisiert auf Innovationsprojekte und Gründungsvorhaben
  • conda.at - spezialisiert auf Startups
  • greenrocket.at - spezialisiert auf Startups im Bereich Nachhaltigkeit
  • neurovation.net - spezialisiert auf die Kreativbranche und Prototypen
  • respekt.net - spezialisiert auf Spenden für Zivilprojekte

Achten Sie generell darauf, wie ehrlich eine Plattform bzw. ein Projekt mit dem Thema Risiko umgeht und ob sich explizite Risikohinweise finden. Weiters sollten Sie AGB, ein ordnungsgemäßes Impressum sowie eine detaillierte Projektbeschreibung der Spende bzw. des Investments finden. Zusätzlich können Sie als Indikator heranziehen, wie viele andere Investoren innerhalb welcher Zeit bereits in das Projekt investiert haben – gute Plattformen zeigen einen Investment-Fortschritt und wie viel noch zum Erreichen der Funding-Schwelle fehlt.

Natürlich muss die Plattform auch über Spesen und Gebühren informieren: Lesen Sie nach, wie viel Sie bei Abschluss des Investments und bei Verkauf bezahlen müssen. Auch Rücktritts- und Kündigungsmöglichkeiten sollten transparent angeführt sein. Bindefristen von zehn Jahren sind keine Seltenheit. Weiters sollten Sie nur bei Plattformen investieren, bei welchen die Zahlungsströme über Treuhandkonten abgewickelt werden. Denn nur so ist sichergestellt, dass Ihr Geld auch wirklich für den beabsichtigten Zweck eingesetzt wird.

Wie geht es mit Crowdfunding weiter?
Derzeit befindet sich ein Entwurf für das Alternativfinanzierungsgesetz in Begutachtung. Damit soll das Thema Crowdfunding auf professionelle Beine gestellt werden. Bei Projekten mit einem Volumen von mehr als 100.000 Euro soll es Informationspflichten geben, über fünf Millionen Euro eine volle Prospektpflicht, wie sie derzeit schon bei Wertpapierveranlagungen gilt. Privatanleger dürfen ab Inkrafttreten dieses Gesetzes (voraussichtlich Herbst 2015) zu ihrem eigenen Schutz maximal 5.000 Euro in ein Crowdfunding-Projekt investieren – mehr ist nur für jene Anleger möglich, die über 2.500 Euro monatlich netto verdienen und selbst erklären, dass sie nicht mehr als das Doppelte ihres Monatseinkommens oder zehn Prozent des Finanzanlagevermögens in Crowdfunding investieren.

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