Erdbebenkatastrophe

Nepal: Bangen um Bergsteiger am Mount Everest

Ausland
26.04.2015 16:38
Während nach dem schweren Erdbeben in Nepal die internationale Hilfe voll angelaufen ist, steigt die Zahl der Toten weiter an. Am Sonntagnachmittag sprachen die Behörden bereits von mehr als 2.400 Opfern. Im Basislager am Mount Everest kamen durch eine Lawine (siehe Video oben) mindestens 18 Menschen ums Leben. Noch sitzen etwa 100 Bergsteiger auf dem höchsten Berg der Welt fest. Den vorliegenden Informationen zufolge dürften sie in Sicherheit sein, allerdings wird ihnen der Weg nach unten von abgegangenen Schneemassen teilweise versperrt.

Zum Zeitpunkt des Unglücks am Samstag hielten sich nach offiziellen Angaben etwa 1.000 Bergsteiger und Träger am Mount Everest auf. Derzeit ist die Hauptsaison am 8.848 Meter hohen Berg in vollem Gange. Nach Angaben von Expeditionsleitern und Angehörigen sind unter den 18 Toten im teils zerstörten Basiscamp auf rund 6.000 Metern Höhe der US-amerikanische Google-Ingenieur Dan Fredinburg sowie ein Australier und ein Chinese.

Nachbeben löste erneut Lawinen aus
Nach Angaben des Präsidenten des ansässigen Bergsteigerverbandes, Ang Thsering Sherpa, sind bei dem Lawinenabgang etwa 60 Personen verletzt wurden. Die ersten Schwerverletzten seien demnach am Sonntagmorgen ausgeflogen worden. Sie wurden in die nepalesische Hauptstadt Kathmandu gebracht. Kurz danach habe ein schweres Nachbeben der Stärke 6,7 am Mount Everest erneut mehrere Lawinen ausgelöst, berichtete ein rumänischer Bergsteiger auf Twitter. Über Opfer war vorerst nichts bekannt.

Etwa 100 Bergsteiger sitzen im Eis fest
Derzeit sitzen rund 100 Bergsteiger und ihre Helfer oberhalb des Basislagers fest. Sie sind in Sicherheit, der Weg hinab ist ihnen aufgrund der zerstörten Rückroute aber verwehrt. "Ihnen wird das Essen ausgehen", schrieb der dänische Bergsteiger Carsten Lillelund Pedersen, der bei der ersten Lawine in letzter Sekunde hinter einem Felsen Schutz fand, am Sonntag auf seiner Facebook-Seite. Der einzige Weg, sie zu retten, sei demnach so schnell wie möglich eine neue Route über den gefährlichen Khumbu-Eisfall mit seinen Gletscherspalten zu legen. "Einige wenige kann man vielleicht mit Helikoptern retten, aber nicht Hunderte", so der Däne.

Österreicher am Mount Everest wohlauf
Auf dem Mount Everest befanden sich zum Zeitpunkt des Erdbebens einige Österreicher: Neben vier Osttirolern rund um den blinden Alpinisten Andy Holzer, die sich in Sicherheit befinden, berichtete der Grazer Clemens Strauss in einem Online-Tagebuch von seiner Expedition. Strauss, der sich Kurt Dattinger nennt, befand sich nach eigenen Angaben am Sonntag wie Holzer im vorgeschobenen Basislager auf der Nordseite des Everest in rund 6.400 Metern Höhe in Sicherheit. Dort war der Steirer auch während des Bebens, der Berg habe "anständig gewackelt. Wir sind aber wohlauf."

Über 2.400 Opfer, schwere Zerstörungen
Am Samstag hatte das Beben der Stärke 7,8 Nepal und Teile Nordindiens erschüttert und über 2.400 Menschen getötet sowie schwere Zerstörungen angerichtet. Der Erdstoß dauerte je nach Ort zwischen einer halben Minute und zwei Minuten. Mittlerweile gibt es im Internet zahlreiche Videos, die jene Minuten zeigen, als die Erde zu zittern begann (siehe unten). Der einzige internationale Flughafen Nepals war stundenlang gesperrt, Maschinen wurden in die indische Hauptstadt Neu-Delhi umgeleitet. Wegen der schwierigen Kommunikation im gebirgigen Nepal trafen Informationen aus den entlegeneren Landesteilen erst allmählich in Kathmandu ein.

Krankenhäuser und Leichenhallen überfüllt
Nepal hat den Notstand in den betroffenen Gebieten ausgerufen, in denen nach UN-Angaben 6,6 Millionen Menschen leben. Die Krankenhäuser und Leichenhallen seien überfüllt, Blutkonserven und Medikamente gingen zur Neige, erklärten die Vereinten Nationen. Schulen und Universitäten bleiben für eine Woche geschlossen. Die Stromversorgung könnte lange ausfallen, da das Erdbeben die Wasserkraftwerke beschädigt hat, von denen Nepal fast all seinen Strom bezieht. Nepals Regierungschef Sushil Koirala bat "ausländische Freunde" um Hilfe und Unterstützung. "Wir werden diese dunkle Zeit zusammen durchstehen", sagte er.

Rasche Hilfe mit österreichischer Beteiligung
Unterdessen ist die internationale Hilfe voll angelaufen. Die ersten Transportmaschinen, die nach Wiedereröffnung des internationalen Flughafens in Kathmandu eintrafen, waren aus den Nachbarländern Indien und China gestartet. Für das Österreichische Rote Kreuz flogen zwei Helfer am Sonntag nach Kathmandu. Die primäre Aufgabe der Helfer ist zurzeit das Aufspüren von Verschütteten, die noch am Leben sind. Weitere Hilfsorganisationen wie Caritas, Diakonie, World Vision und Ärzte ohne Grenzen organisierten Unterstützung für ihre Partnerorganisationen in der Katastrophenregion und richteten Spendenkonten ein. Millionenbeträge verschiedener Regierungen sollen ebenfalls die Not lindern.

Kontakt zu knapp 40 Österreichern hergestellt
Das Außenministerium in Wien empfiehlt Reisenden, die sich bereits in der Gegend befinden, "die Region großräumig zu meiden und sich an die Anweisungen der lokalen Behörden zu halten". Seit Samstag melden sich im Ministerium laufend besorgte Angehörige von Österreichern, die in der Region unterwegs sind. Bis Sonntagvormittag wurde laut Pressesprecher Martin Weiss eine Liste mit 61 Namen erstellt, davon konnten bisher 39 Personen erreicht werden, die alle unverletzt waren. "Die Liste verändert sich ständig." Es sei außerdem nicht verwunderlich, dass sich mehrere Menschen noch nicht gemeldet haben. Denn die kontaktierten Österreicher, die in bergigen Regionen des Landes unterwegs waren, hätten von dem Erdbeben eher wenig mitbekommen.

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