Hohe Dunkelziffer

Zahl der rassistischen Angriffe gestiegen

Österreich
20.03.2015 12:20
Rassistische Angriffe gegen einzelne Bevölkerungsgruppen - wie Asylwerber, Muslime oder Juden - haben sich im vergangenen Jahr verstärkt. Zu diesem Ergebnis kommt die Anti-Rassismus-Stelle ZARA in ihrem am Freitag vorgelegten Bericht für 2014. Insgesamt verzeichnete man mit 794 Fällen um rund 60 mehr als 2013. Zudem leiste die Politik laut ZARA diesem Trend auch noch Vorschub.

20 Prozent der registrierten Vorfälle betrafen rassistische Äußerungen oder Übergriffe im öffentlichen Raum, 19 Prozent bezogen sich auf Fälle rassistischer Diskriminierungen im Wirtschaftsleben im weitesten Sinn (Güter und Dienstleistungen). 17 Prozent der Meldungen betrafen Rassismus im Internet, je acht Prozent Politik und Medien und Beschmierungen und sieben Prozent die Polizei.

Wie jedes Jahr betont man bei ZARA, dass diese Dokumentation nur ein Ausschnitt sein könne und sich auf jene Fälle, die bei der NGO landen, beschränkt sei. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen: "Es dürfte viel mehr geben", erklärte Lilian Levai von der Beratungsstelle.

Rassistische Akte gegen Muslime verdoppelt
Signifikant gestiegen sind laut ZARA rassistische Akte gegen bestimmte Gruppen, 61 etwa waren als antimuslimisch "speziell zuordenbar", so Geschäftsführerin Claudia Schäfer. Dies bedeute nahezu eine Verdoppelung gegenüber 2013.

Besonders stark sei der Anstieg ab August 2014 gewesen, weswegen man bei ZARA davon ausgeht, dass die intensive Berichterstattung über die Gräueltaten des Islamischen Staates mit ein Auslöser war. ZARA spricht von einem Zusammenhang zwischen den Übergriffen, die bis zu tätlichen Angriffen und Morddrohungen im Netz reichen, der aktuellen Berichterstattung und den politischen Reaktionen.

ZARA: Politik trug zu "Verfestigung von Vorurteilen" bei
Und die Politik habe ihren Teil dazu beigetragen, das Klima noch zu verschärfen, urteilte Schäfer. "Strafandrohungen der Politik gegen 'Integrationsunwilligkeit' haben zur Verfestigung von Vorurteilen, zur Spaltung der Gesellschaft und letztendlich zu Rassismus beigetragen". Hier sei jede Menge "politisches Kleingeld" gemacht worden. Als "besonders dominant" bezeichnete sie den "Generalverdacht" gegen Muslime, der sich auch in sozialen Netzwerken und Medien niedergeschlagen habe.

Derzeit habe die Politik noch keine Antworten auf diese Entwicklungen, befindet ZARA. Denn die diversen Initiativen in Sachen "Deradikalisierung" richteten sich zuvorderst an Personen nicht österreichischer Herkunft, was Feindbildern nur Vorschub leiste. Dabei brauche es Maßnahmen, die das gesamte extremistische Spektrum in der Gesellschaft ins Visier nehmen und auch Ausstiegsbetreuung anbieten.

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