1954-2014

NR-Präsidentin Prammer verlor Kampf gegen Krebs

Österreich
02.08.2014 20:03
Traurige Nachricht aus dem Parlament: Nationalratspräsidentin Barbara Prammer ist am Samstagnachmittag zu Hause im Kreise ihrer Familie verstorben, gab das Hohe Haus im Einvernehmen mit den Angehörigen bekannt. Prammer erlag im 61. Lebensjahr ihrer Krebserkrankung. So still und zurückhaltend sie ihre politischen Aufgaben und Ämter erfüllt hat, so leise ist sie nun aus dem Leben geschieden.

Vor zehn Monaten hatte Prammer bekannt gegeben, dass sie an Krebs erkrankt ist. Dennoch versuchte sie fast bis zuletzt, ihr Amt als Nationalratspräsidentin auszuüben. In dem ihr eigenen Stil: mit sanfter Stimme und eleganten Gesten. Dabei ließ sie aber nie einen Zweifel an ihrer Autorität aufkommen. Eine Autorität, die sich Prammer, wie viele Frauenpolitikerinnen, nur langsam, mit viel Beharrlichkeit erkämpft hatte.

Barbara Prammer war auf ihre Art eine besondere Kämpferin. Streitbar, ideologisch in der Sozialdemokratie fest verwurzelt, eher dem schütter gewordenen linken Lager zugeordnet, nie polternd, immer mit Argumenten die offene Diskussion suchend, aber am Ende stets loyal zu ihrer Partei, der SPÖ.

"Frau sein allein ist kein Programm"
Prammer kämpfte von früh an um die Rechte der Frauen, aber auch um deren Qualifikation. "Frau sein allein ist kein Programm", sagte die studierte Wirtschaftswissenschafterin nicht nur einmal.

In ihrer Karriere machte sie den klassischen Weg durch die Instanzen. Sie war Landtagsabgeordnete in Oberösterreich, Landesrätin für Wohnbau, wurde von Viktor Klima als Frauenministerin in die Regierung geholt, trat 2006 das Amt der Nationalratspräsidentin an. In dieser Funktion erwarb sie sich den Respekt von allen Lagern.

Durch den beeindruckenden Umgang mit ihrer Krankheit ist das Ansehen der Mutter von zwei erwachsenen Kindern noch größer geworden. Zuletzt wirkte die zierliche Dame noch zerbrechlicher als gewohnt. Vor wenigen Wochen hatte sie noch eine Reise zur Biennale nach Venedig geplant. Dazu kam es nicht mehr, Barbara Prammer musste ins Spital. Am 2. August verlor sie ihren Kampf gegen den Krebs.

Fischer "tief erschüttert"
Bundespräsident Heinz Fischer zeigte sich am Abend erschüttert. "Die Nachricht erfüllt uns mit tiefster Traurigkeit", so das Staatsoberhaupt. "Barbara Prammer war eine der großen Frauenpersönlichkeiten im öffentlichen Leben unseres Landes und auch über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt und geschätzt. Sie war eine engagierte und unbestrittene Präsidentin des österreichischen Nationalrats, eine führende Sozialdemokratin und eine absolut integre Politikerin, der ich mich auch persönlich sehr verbunden fühlte."

Bundeskanzler Werner Faymann äußerte sich ebenfalls tief betroffen zum Tod Prammers: "Ihr früher Tod hinterlässt bei allen, die sie kannten und die mit ihr arbeiten durften, große Betroffenheit und Trauer", so der SPÖ-Chef. "Barbara Prammer war eine bedeutende Sozialdemokratin, engagierte Frauenpolitikerin, große Demokratin und seit 2006 eine hervorragende Nationalratspräsidentin", so Faymann.

Spindelegger: Wertschätzung über Parteigrenzen hinweg
Vizekanzler Michael Spindelegger: "Mit Barbara Prammer verliert die österreichische Politik eine starke Persönlichkeit, die sich menschlich wie politisch Respekt und Anerkennung erworben hat." Prammer sei "über die Parteigrenzen hinweg für ihre Arbeit wertgeschätzt worden", so Spindelegger. Unser Land verliere mit der Nationalratspräsidentin eine "überzeugte Demokratin und Österreicherin".

Für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache war es "bewundernswert, wie professionell Barbara Prammer zusätzlich zum Kampf gegen den Krebs auch bis zuletzt ihre Aufgaben als Nationalratspräsidentin erfüllt hat". Es sei "überaus traurig, dass ihre schwere Krankheit sie aus einem Leben voll Engagement und Schaffenskraft gerissen hat".

"Vorbild, Vordenkerin, Vorkämpferin"
Grünen-Chefin Eva Glawischnig würdigte die Verstorbene als "herausragende Persönlichkeit und glühende Demokratin". Prammer sei "Vorbild, Vordenkerin und Vorkämpferin zugleich" gewesen. Mit ihr habe Österreich eine "große Kämpferin für die Rechte der Frauen, Geschichtsaufarbeitung in Österreich, die Rechte von Minderheiten und die Stärkung des Parlamentarismus" verloren.

"Zutiefst betroffen" zeigte sich NEOS-Klubobmann Matthias Strolz. Prammer habe "stets mit einem starken politischen Willen und aller gebotenen Klarheit die Würde des Hauses und die Politik im Haus in Einklang bringen können". Ihr "absoluter Einsatz bis zum Schluss" habe ihr "kämpferisches Herz" gezeigt.

Die kämpferische Seite Prammers hob auch Team-Stronach-Klubobfrau Kathrin Nachbaur hervor: "Ich habe sie als Kämpferin kennengelernt - für Parlamentarismus, für die Frauen, für ihre Sozialdemokratie - und für das Leben", so Nachbaur. Ihren letzten Kampf habe sie "leider nicht gewinnen können".

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