Es wurde ihm aber auch wirklich nicht leicht gemacht. Bei derart geballtem Dilettantismus, der sich unter seinen patscherten Sendungsmitarbeitern breitmachte, konnte man es Messias Jürgen Klopp - dem sonst so besonnenen, introvertierten und des Jähzorns an sich ja wirklich völlig unverdächtigen Stoiker - nun echt nicht übel nehmen, dass selbst er die Contenance verlor.
"Das Ding ist doch durch"
Es begann schon beim finalen Abendsnack kurz vor Showbeginn im mondänen Backstage-Bereich. Klopp, sein implantiertes braun-blondes Haupthaar sorgfältig zum Mittelscheitel gestriegelt, hatte sich in seiner unnachahmlichen Bescheidenheit zum 40.000-Euro-Champagner ein saftiges Steak servieren lassen - und musste schon beim ersten Bissen mit Entsetzen feststellen, dass die Konsistenz des doch recht zähen Fleisches mit seinem Gourmet-Gaumen so gar nicht kompatibel war.
Die Beschwerde beim Küchenchef wies dieser kühn mit dem geradezu blasphemischen Hinweis zurück: "Aber Herr Klopp, das Ding ist doch durch!" Nur der ausgeprägten und über die Grenzen Kontinentaleuropas hinaus bekannten Selbstbeherrschung Klopps war es zu verdanken, dass er es, in seiner schier unendlichen Toleranz und Ausgeglichenheit, als Reaktion darauf bei einem Nasenbeinbruch des Kochs, einer zertrümmerten Garnitur Küchengeschirr sowie einer Handvoll umgetretener Bühnenscheinwerfer beließ.
Merkel sicher: "Das Ding ist durch!"
Auch im Studio, wo Klopp von Tausenden arbeitslosen Claqueuren völlig zurecht gefeiert wurde wie Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem, musste sich der Charismatiker mit allerlei Dumpfbacken herumschlagen. Von seinem ersten Live-Gast, Bundeskanzlerin Angela Merkel, wollte der Moderator wissen, ob sie denn glaube, dass der erste Wettkandidat es schaffe, den Nagel seiner linken kleinen Zehe mit bloßer Gedankenkraft zu einem vierhöckrigen Kamel zu formen, während er, im Kopfstand die Luft anhaltend, die botswanische Nationalhymne rückwärts rülpst.
Merkel überzeugt: "Ja, der gute Mann schafft das. Eigentlich bin ich mir jetzt schon sicher: Das Ding ist durch!" Herr Klopp blieb gewohnt cool und beließ es - wohlwissend um seine Vorbildwirkung - dabei, der Kanzlerin das rechte Ohrläppchen abzubeißen und sie mit den Worten "Die wäre von der Statur her besser in der Dortmunder Innenverteidigung als in der Politik aufgehoben" zu verabschieden.
ZDF-Intendant: "Froh, dass das Ding durch ist"
Als nach fast vier Stunden Moderation und Aufopferung für sein Volk Messias Jürgen endlich das Scheinwerferlicht verlassen durfte, wurde er hinter der Bühne von einem enthusiasmierten ZDF-Intendanten empfangen. "Gratulation, Herr Klopp, toll gemacht!", lobhudelte der Oberste: "Aber für Sie war das heute sicher sehr anstrengend. Jetzt sind Sie doch bestimmt froh, dass das Ding endlich durch ist."
Jetzt hatte "Kloppo" endgültig genug. Erst jetzt, nachdem er in seiner unermesslichen Güte wirklich haufenweise Demütigungen klaglos über sich ergehen hatte lassen, verlor er tatsächlich die Contenance. Detaillierte Schilderungen darüber verbietet uns aber das Jugendschutzgesetz.
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