Deutsche Studie

Getrennte Wohnungen schaden der Liebe nicht

Wissenschaft
31.03.2014 15:06
In getrennten Wohnungen zu leben, ist für Partnerschaften weit weniger hinderlich als bisher angenommen. Die Distanz schadet der Liebe nicht unbedingt, wie das deutsche Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung herausfand. Viele Paare entscheiden sich sogar bewusst für mehr Freiraum.

Zusammenziehen, ja oder nein? Das ist eine der wichtigsten Fragen in Beziehungen. Neben dem Wunsch nach mehr Zweisamkeit spielt auch die Angst eine Rolle, man könnte sich sonst auseinanderleben. Doch diese Sorge ist unnötig, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung hat für seine Analyse drei Jahre lang rund 12.400 Personen beobachtet und befragt. Ein Fokus lag auf sogenannten bilokalen Paarbeziehungen - also Beziehungen, bei denen die Partner getrennt voneinander wohnen. Von diesen Befragten blieb im Untersuchungszeitraum mehr als die Hälfte bei getrennten Wohnungen. Ein Drittel der bilokalen Paare zog dagegen zusammen - zum Großteil ohne Trauschein. Nur 15 Prozent dieser Partnerschaften aber scheiterten.

Auch in Österreich immer mehr LAT-Paare
Auch in Österreich entscheiden sich immer mehr Paare für eine sogenannte LAT-Partnerschaft (LAT steht für Living Apart Together). Kristina M. Ritter, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutin in Wien, sagte gegenüber "Medizin populär": "Meiner Erfahrung nach entschließen sich Frauen genauso wie Männer immer öfter zu dieser Beziehungsform, meist aber erst, wenn sie das 30. Lebensjahr schon hinter sich haben."

Auch Gründe für den Trend kann die Expertin nennen: "Heute gibt es viele Frauen, die beruflich erfolgreich und finanziell unabhängig sind. Daher brauchen sie keine wirtschaftliche Überlebensgemeinschaft und gehen auch später fixe Beziehungen ein als die Frauen von einst." Bis es dann doch so weit sei, so die Expertin weiter, seien die Frauen das Alleinleben mit all seinen Vorteilen gewöhnt und schätzen etwa das Mehr an Freiheiten und Rückzugsmöglichkeiten.

Auch Männer wünschen sich Freiraum
Darüber hinaus wollen sie sich auch nicht mehr an die Gegebenheiten einer gemeinsamen Haushaltsführung anpassen. "Es haben aber auch viele Männer von heute den Wunsch, langfristig relativ selbstbestimmt zu leben und sich in ihren Möglichkeiten und Selbstverwirklichungswünschen weniger durch partnerschaftliche oder familiäre Verpflichtungen einengen zu lassen", sagt Ritter.

Zudem müsse man sich weniger mit Alltagskonflikten herumschlagen. "Wer nicht darüber diskutieren muss, was abends ferngesehen wird oder wer morgens den Müll hinausträgt, ist einem Belastungsfaktor weniger ausgesetzt." Und kommt es doch einmal zur Krise, so wird das laut Ritter oft als weniger schlimm empfunden, da die LAT-Partner wissen, die Beziehung beenden zu können, ohne sonst viel verändern zu müssen: "Sie wissen auch, dass sie allein leben können, und werden oft von einem größeren eigenen sozialen Netzwerk unterstützt als Partner, die zusammenwohnen."

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