Tourismus-Hotspot

Baustopp für Investoren: „Hoffe auf Nachahmer“

Steiermark
12.12.2025 18:00

Schladming reagiert auf den wachsenden Druck von finanzkräftigen Investoren: Als erste Gemeinde der Steiermark wurde ein Bauverbot für touristische Projekte beschlossen. Bürgermeister Hermann Trinker erläutert im Interview, warum die Maßnahme notwendig ist und welche Folgen sie für Einheimische und Investoren hat.

„Krone“: Die Entscheidung erfolgte einstimmig im Gemeinderat. Warum war dieser Schritt notwendig?
Hermann Trinker: Durch die gut florierende Tourismuswirtschaft haben sich bei uns in den vergangenen Jahren viele Investoren breitgemacht. Diese kaufen Grundstücke zu extrem hohen Preisen, bebauen sie mit Wohnungen und verkaufen diese anschließend um viel Geld weiter. Dadurch fehlt leistbarer Wohnraum für Einheimische. Diese Entwicklung hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren massiv beschleunigt, der Druck ist einfach zu groß – darum braucht es jetzt klare Einschränkungen.

Wie soll diese Reglementierung konkret aussehen?
Das ist relativ einfach: Wir definieren Zonen, in denen eine touristische Verwertung ausgeschlossen ist. In diesen Bereichen dürfen Wohnungen künftig nicht mehr touristisch vermietet werden. Für bestehende Familienbetriebe, die sich in diesen Zonen befinden, hat die neue Regelung keinerlei Auswirkungen oder Einschränkungen.

Welcher Teil des Gemeindegebiets ist davon betroffen?
Nur der Kernbereich rund um die Stadt Schladming. Dort gibt es viele Gründe und aktuell besonders viel Bewegung bei Investorenprojekten.

Wie teuer ist Wohnraum in Schladming derzeit?
Die Erwartungen von Investoren liegen zwischen 8000 und 10.000 Euro pro Quadratmeter. Im geförderten Wohnbau wären Preise von 3500 bis 4000 Euro pro Quadratmeter realistisch. Wir haben immer noch viele junge Menschen, die wegziehen müssen, weil es für sie keinen geeigneten Wohnraum gibt. Alle Bemühungen der Gemeinde zielen darauf ab, Schladming gerade für junge Einheimische lebenswert zu erhalten.

Kann man als Bürgermeister nicht stärker eingreifen?
Die Entwicklung kann man kaum stoppen. Wenn Einheimische ihre Grundstücke um 1500 Euro pro Quadratmeter und mehr verkaufen, diese dann von finanzkräftigen Investoren weiterentwickelt werden, habe ich als Bürgermeister – sofern Widmung, Bauauflagen etc. passen – kaum Einflussmöglichkeiten. Ich weiß ja zum Zeitpunkt der Genehmigung nicht, wer die Wohnungen später kauft und wie sie genutzt wird. Besonders gefragt sind Wohnungen in Toplagen mit hochwertiger Ausstattung.

Hat die Zweitwohnsitzabgabe keine spürbare Wirkung gezeigt?
Die Abgabe bringt der Gemeinde rund eine halbe Million Euro pro Jahr – das ist ein wichtiger finanzieller Beitrag. Wir sind dem Land Steiermark sehr dankbar, dass es die gesetzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen hat. Eine alleinige Lösung unserer Wohnraumproblematik ist sie aber natürlich nicht.

Vermutlich wird diese Abgabe von den Betroffenen ohnehin lächelnd aus der Portokasse bezahlt.
Ganz so ist es nicht. Man würde nicht glauben, wie viele versuchen, der Abgabe zu entkommen. Sogar Ärzte und andere Gutverdiener berufen gegen den Bescheid – aber niemand hat damit Erfolg.

Werden andere Gemeinden Ihrem Beispiel folgen?
Das hoffe ich sehr.

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