

Die Baustellen in der steirischen Landeshauptstadt finden kein Ende: Nächstes Jahr beginnt der Mega-Umbau der Remise in der Steyrergasse. Zur besonderen Herausforderung wird dabei die notwendige Reinigung des Erdreichs. Kostenpunkt für das Projekt: 228 Millionen Euro.
Neutorlinie, Koralmbahn, Pläne für den 8er: Das Jahr 2025 ist in der Steiermark von Meilensteinen im öffentlichen Verkehr geprägt. Zu einem Stillstand wird es aber auch in den nächsten Jahren nicht kommen, ein weiteres Mega-Projekt steht bereits in den Startlöchern. Davon betroffen sind einmal mehr die Bewohner der Landeshauptstadt, denn die Remise in der Steyrergasse wird zur Baustelle.
Die gute Nachricht vorweg: Trotz großflächiger Bauarbeiten am Gelände der Holding Graz kommt es zu keinen Einschränkungen im Straßenbahnverkehr von Graz. Geduld brauchen dennoch vor allem die Anrainer in der Steyrergasse: Vier Jahre sollen Sanierung und Umbau des Standorts dauern. Die Fertigstellung der Baustelle ist demnach für Mitte 2030 geplant. Die Kosten belaufen sich auf rund 228 Millionen Euro.
Worum geht es?
Konkret soll das Betriebsgelände in der Steyrergasse um- und ausgebaut werden. Was sich wie ein Standardverfahren anhört, ist aber alles andere als das. Zwischen 1845 und 1945 befand sich am heutigen Standort der Holding Graz ein Gaswerk, das Ende des Zweiten Weltkriegs bombardiert und zerstört wurde. Infolgedessen gelangten im Werk gelagerte Teerprodukte in den Untergrund. Dadurch wurde aus dem Areal eine durch Schadstoffe verunreinigte Fläche, eine sogenannte Altlast.
Damit die Remise nun ordnungsgemäß erneuert werden kann, muss diese Altlast entfernt werden. Dafür ist eine professionelle Reinigung des Erdreichs notwendig, für die die Bundesaltlastensanierungs-Gmbh (BALSA) zuständig ist: „Beim Projekt ,Maintenance Graz Linien‘ steht die Umsetzung eines strategischen Kombinationsprojekts in der Steyrergasse im Mittelpunkt. Ziel ist es, Stadtentwicklung mit Verbesserungen in den Bereichen Umwelt, Mobilität und Gestaltung wirkungsvoll zu verbinden“, sagt Wolfgang Malik, Vorstandsvorsitzender der Holding Graz.
Baustelle birgt Gefahren
Mitte 2026 startet das Mega-Projekt also mit der Sanierung des „Hotspots“, einem Bereich von rund 2700 Quadratmetern, in dem sich 50 Prozent der gesamten Schadstoffe befinden. Dieser Bereich wird bis zum Grundwasser in einer Tiefe von circa sieben bis acht Metern ausgehoben: „Dabei besteht die Gefahr, dass Arbeiter mit toxikologischen Produkten in Berührung kommen, weshalb eine Chemieaufsicht ständig vor Ort sein wird“, erklärt BALSA-Geschäftsführer Michael Zorzi. Die gefährlichen Materialien müssen anschließend ordnungsgemäß gelagert, abtransportiert und entsorgt werden.
„Die Schadstoffe im Bereich des Hotspots sind in verschiedenen Tiefenstufen unterschiedlich verteilt. Hier müssen verschiedene Faktoren wie Geologie, Art und Menge der Schadstoffe berücksichtigt werden“, führt Zorzi weiter aus. Der Experte versichert aber, dass eine Kontamination der gefährlichen Stoffe mit dem Grundwasser auszuschließen ist. Durch die Entfernung der teerhaltigen Materialien ist jedoch mit einer Geruchsbelastung im entsprechenden Bereich zu rechnen: „Von dieser geht aber keine Gesundheitsgefährdung für die Anrainer aus“, garantiert Zorzi.
Neue Bim-Ausfahrt über Schönaugürtel
Das gesamte Baufeld zwischen Steyrergasse und Schönaugürtel wird in etwa 14.000 Quadratmeter groß sein. Darauf entsteht unter anderem eine neue Abstellhalle, die rund 25 Plätze für die neuen, längeren Flexity-Bim-Garnituren bietet. Zudem werden neue Büros und eine Tiefgarage für Fahrzeuge der Holding Graz gebaut, die bestehende Hauptwerkstätte wird ausgebaut, zudem eine neue Betriebswerkstätte errichtet: „Der Standort im Herzen von Graz ist essenziell für uns. Die neuen Werkstätten sind auch für die Ausbildung unserer Lehrlinge wichtig“, betont Mark Perz, Vorstandsdirektor der Holding Graz, und freut sich: „Künftig wird dann außerdem auch die Ausfahrt der Bims über den Schönaugürtel möglich sein.“ Herzstück der neuen Remise wird das begrünte Dach, das mit einer rund 5500 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage ausgestattet wird.
Die größte Herausforderung bei dem Mega-Projekt: Die Sanierungs- und Umbauarbeiten werden bei laufendem Betrieb durchgeführt. „Es müssen zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden, um den Betrieb von Remise und Werkstätte während der gesamten Projektphase optimal aufrechterhalten zu können. Es handelt sich um eine Kraftanstrengung auf allen Ebenen“, gibt Malik zu bedenken.


Für große Freude sorgt das Projekt auch bei den Grazer Politikern: „Die neue Remise macht sichtbar, dass wir den Ausbau des öffentlichen Verkehrs nicht nur versprechen, sondern konsequent umsetzen“, ist die Grazer Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) überzeugt. Finanzstadtrat Manfred Eber(KPÖ) betont: „Wir setzen hier ein wichtiges Umweltprojekt um, das Graz sauberer und sicherer macht und dafür sorgt, dass auch in Zukunft der effiziente Betrieb unseres wachsenden Straßenbahnnetzes garantiert bleibt.“ SPÖ-Vorsitzende Doris Kampus hält fest: „Mit dem Gesamtprojekt ,Maintenance Graz Linien‘ schaffen wir nicht nur die Voraussetzungen für eine zukunftsfitte Straßenbahninfrastruktur, sondern wir investieren auch ganz bewusst in moderne, sichere und attraktive Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“
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