Paukenschlag in der Landeshauptstadt: Nach dem vorläufigen Aus für ein großes Geothermie-Projekt will nach Informationen der „Steirerkrone“ die Energie Steiermark jetzt den Fernwärme-Sektor der Energie Graz kaufen! 120 Millionen Euro werden geboten, um das Projekt doch noch zu realisieren. Die Holding Graz reagiert verschnupft – und die Bürgermeisterin lehnt das Angebot überhaupt ab!
Es war ein großer Aufreger, als die OMV am Freitag ein millionenschweres Geothermie-Projekt in der Oststeiermark stoppte: OMV und Energie Steiermark wollten 500 Millionen Euro investieren, um ab 2030 die Hälfte des Ballungsraums Graz mit Fernwärme zu versorgen. Weil die Stadt Graz aber nicht bereit war, Haftungen jenseits der 200 Millionen Euro einzugehen, wurden laut einem Bericht der „Kleinen Zeitung“ nun sämtliche Pläne auf Eis gelegt.
Mittlerweile wird immer klarer, was in den letzten Tagen dazu geführt hat, dass OMV, Energie Steiermark, Holding Graz und Energie Graz nicht mehr zueinander gefunden haben. Bereits am Donnerstag waren die Vorstände des Landesenergieversorgers und der Holding Graz in Wien, um das Projekt mit der OMV noch zu retten. Doch die „uneingeschränkte Haftung“ konnte die Stadt Graz nicht liefern. Während die Grazer Delegation verblüfft den Raum verließ, blieben Energie Steiermark und OMV am Tisch, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen.
Das Ergebnis? Die Energie Steiermark schickte nach Rücksprache mit der Landespolitik noch am Freitag ein Übernahme-Angebot für den Fernwärme-Sektor der Energie Graz an die Grazer Stadtpolitik. Dieses Schreiben liegt der „Krone“ vor. Darin heißt es: „Die Energie Steiermark AG hat bereits umfassend in das Projekt Tiefenkraft investiert, Personal aufgenommen und ist bestrebt, als Unternehmen im Eigentum des Landes Steiermark für die Stadt Graz dieses Projekt weiterzuführen und zu realisieren – hierfür dürfen wir als konstruktiven, alternativen Lösungsvorschlag folgendes Angebot unterbreiten: Die Energie Steiermark AG wäre bereit, den abzuspaltenden Teilbetrieb Fernwärme der Energie Graz GmbH zu erwerben. Der (indikative) Kaufpreis ergibt sich in der Höhe von rd. 120 Mio. EUR (Wert des gesamten, abzugrenzenden Teilbetriebes cash- & debt-free), der stadtseitigen Gesellschaftersphäre der Energie Graz GmbH anteilig unmittelbar bzw. mittelbar zufließen könnte.“
„Wir bieten unsere Hilfe an“
Sollte man die Fernwärme-Sparte übernehmen, würde sich die Energie Steiermark AG gemeinsam mit der OMV „zur Umsetzung des Projektes Tiefenkraft im bisher vorgesehenen Zeitplan und Umfang im Sinne der getroffenen Vereinbarungen in der Lage sehen“, heißt es in dem uns vorliegenden Schreiben. Damit könnten auch die Ziele der „Dekarbonisierungsstrategie Fernwärme Großraum Graz“ 2022 bzw. des „Dekarbonisierungsplans 2024“ umgesetzt werden. Die Verantwortlichen der Energie Steiermark geben der Stadt einen Monat Zeit für eine Antwort.
Urs Harnik, Sprecher der Energie Steiermark, dazu am Samstag zur „Krone“: „Wir bieten angesichts der akuten Situation unsere Hilfe an. Die Verantwortung als Unternehmen, das zu 100 Prozent im Landeseigentum steht, nehmen wir sehr ernst. Die Stadt Graz hat sich voll und ganz zur Dekarbonisierung der Fernwärme bekannt. Wir bieten als Energie Steiermark dabei unsere volle Unterstützung an. Allen ist klar, dass das Geothermie-Projekt zur Sicherung der Wärmeversorgung absolut unverzichtbar ist und eine historische Chance darstellt.“
Bürgermeisterin lehnt Kaufangebot ab
In der Holding sorgte das via „Krone“ öffentlich bekannt gewordene Angebot für Ärger: „Die Holding Graz ist überrascht und findet es befremdlich, dass unser Partner, die Energie Steiermark, am Freitagmittag unabgestimmt ein vertrauliches Anbot an die Stadt Graz vorlegt, welches dann bereits am Samstag medial hinterfragt bzw. öffentlich diskutiert werden soll. Das Thema ist sensibel genug, sodass derartige Ideen auf Ebene des Managements mit Chancen, Risken sowie Evaluierungen und unter Beachtung von Gegenofferten im Hinblick auf die vielen für beide Partner wichtigen Projekte aufzubereiten bzw. generell zu prüfen sind“, heißt es in einer Aussendung.
Noch deutlicher wurde KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr: „Dass nur wenige Stunden nach der überraschenden Absage der OMV an das Geothermie-Projekt ein Angebot der Energie Steiermark an die Stadt Graz eingelangt ist, lässt vermuten, dass dieses Übernahmeangebot nicht spontan erfolgt ist. Ein Verkauf der städtischen Fernwärme an die Energie Steiermark kommt für uns nicht infrage!“ Denn es sei völlig offen, wie sich die Eigentumsverhältnisse bei der Energie Steiermark entwickeln werden, „jedoch werden wir alternative Vorschläge unterbreiten, um den Fernwärmeausbau und die Dekarbonisierung gesamthaft abzusichern.“
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