27. Februar 2014

Unpatriotisch?

Langsam übernimmt König Fußball wieder das Zepter, und der Winter muss abdanken: Aber diese zwiespältigen Olympischen Spiele mit derart differenzierten Meinungen haben tiefe Brandzeichen in die Seelen der Sportfans gesetzt. Der Speicher ist voll, erst im Laufe der Zeit wird es möglich sein, alle Mails der "Krone"-Leser zu diesem Thema zu studieren - sie gehen in die Tausende!

Und es wird heftig diskutiert: über das Für und Wider von Putins Spiele, warum unser Team so erfolgreich war, die Drohung von Peter Schröcksnadel, nach dem Dopingfall Johannes Dürr die Langläufer aus dem ÖSV zu werfen, die Sauftour der Eishockeycracks, die nicht nur kritisiert, sondern auch entschuldigt wird, und ein ORF-Bild, das ein paar Sekunden über die Fernsehschirme flimmerte - das ang’fressene Gesicht von Marcel Hirscher, als ihn Mario Matt im Slalom von der höchsten Stufe des Podestes verdrängt hat.

Viele werfen ihm unsportliches, ja sogar unpatriotisches Verhalten vor - aber man kann diese Reaktion auch für durchaus menschlich halten. Während die meisten Skiasse für die Kameras freudige Erregung mimen und begeistert applaudieren, wenn ein Gegner schneller fährt, zeigte Marcel seine wahren Gefühle: Sie haben etwas mit einem täglichen Bedürfnis im stillen Kämmerlein zutun. Also echte Emotionen statt Schmierenkomödie! Kann man das wirklich verurteilen?

Noch glaubhafter wäre der Silbermedaillengewinner allerdings gewesen, wenn er gleich darauf bei der Pressekonferenz nicht gesagt hätte: "I am very, very happy." Das passte so gar nicht zu seiner Mimik.