Eigentlich weiß niemand so recht über das Projekt Bescheid. Mag es an der neu eingeführten „Auskunftspflicht“ liegen, die aber erst ab Gemeinden mit 5000 Einwohnern gilt. Der 296-Seelen-Ort Peigarten im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich hat jedenfalls einen viel frequentierten Kreisverkehr, um den sich momentan in der Region viel dreht.
Ein Kreisverkehr – am meisten befahren auf seiner Nord-Süd-Achse: Von Wien aus kommend, quert man einige Kilometer weiter die Staatsgrenze, die Straße bindet die Metropole Znaim an. Für die Ost-West-Achse ist es Drehpunkt zwischen Weinviertels Zentrum sowie Retz, Nationalpark Thayatal und dem nördlichen Waldviertel. Ideal für ein Bauprojekt, das am Ortsrand von Peigarten (296 Einwohner) errichtet werden soll, meint ein Investor.
Mega-Chance für Region oder/und lediglich zweifelhafter Bodenverschleiß
Die Dimension: 60 bis 80 Arbeitsplätze für Boutiquen, großer Supermarkt, Drive-in-Fastfood und eine Tankstelle. „Wohnungen sind auch geplant. Wir sind eine der einkommensschwächsten Regionen und alle Jungen ziehen weg“, ist SPÖ-Bürgermeister Erwin Kaspar für das Projekt.
Vier neue Nahversorger öffneten und werden öffnen: Zweifel über Sinn
Die Einwohner von Peigarten – und Jetzelsdorf mit 392 Seelen auf der anderen Kreisverkehrsseite – beginnen sich zu formieren: „Es gibt Nahversorgung in den umliegenden Orten, zwei haben erst vor Kurzem neu eröffnet. Wir brauchen kein überdimensioniertes Einkaufszentrum, das unmittelbar an der Gemeindegrenze als großer Bauklotz nur Boden verschleißt“, so die Initiative „Rettet das Pulkautal“.
„Ein leistbarer Personentransport- und Lieferservice für weniger mobile Menschen wäre sinnvoller – für uns in den kleinen Dörfern hier.“ Man rechne mit kurzzeitigen Transit-Gästen, die dann erst in Tschechien richtig Geld ausgeben: „Der Lärm im Kreisverkehr Wien–Znaim ist jetzt schon nicht auszuhalten.“
Ich befürworte eine derartige Investition in unserer Grenzregion – möchte aber klarstellen, dass der Gemeinderat das letzte Wort für die Umwidmungen hat.

Erwin Kaspar, Bürgermeister Großgemeinde
Bild: zvG
Landesebene wirft ein Auge auf das Vorhaben
Georg Ecker, Abgeordneter der Grünen, verfolgt das Projekt schon länger. „Braucht es dort wirklich ein Gewerbezentrum in dieser Dimension, wenn fünf Kilometer später in Tschechien das große Excalibur-Center lockt? Es hat niemand etwas davon – außer den Investoren.“ Und der Preis dafür sei Bodenversiegelung: „Warum lässt die Raumordnung in Niederösterreich so etwas eigentlich noch zu?“
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