Bauer aus Leidenschaft

Vom echten Biohuhn zu kostbaren Säften

Niederösterreich
03.11.2025 11:00

Der Öko-Landwirt Johannes Wiesmayer zeigt  in Hennersdorf was echtes Bio bedeutet  und  zwar zwischen Feldern, Federvieh und feinem Wildfleisch: Am Biohof Wiesmayer wird Nachhaltigkeit nicht gepredigt, sondern gelebt - kompromisslos, regional und mit einem tiefen Respekt vor Tier, Mensch und Erde.

Wenn Johannes Wiesmayer über seinen in der Heimat tief verwurzelten Hof spricht, dann aus ehrlicher Überzeugung. „Bio ist für uns kein Trend, sondern eine Lebenseinstellung“, sagt er und lehnt sich an den alten Holzzaun, der die Hühner vom Feld trennt. Schon früh am Morgen riecht es hier nach Heu, Erde und Arbeit – ehrlicher Arbeit.

Der Hof ist überschaubar, familiär, nichts wirkt künstlich aufpoliert. In seinem kleinen, aber feinen Landladen liegen jene Produkte, die den Namen „Bio“ wirklich verdienen: Wild aus freier Wildbahn, Fleisch aus eigener Zucht, Gemüse direkt vom Acker. „Wir machen nichts, das wir nicht selbst essen würden“, sagt Wiesmayer.

Vom Wald in die Küche – mit Respekt vor dem Tier
Das Herzstück des Betriebes ist das Wildfleisch. Wiesmayer bietet Reh, Hirsch (je nach Saison) und Wildschwein an – aus Österreich, teils aus eigener Bio-Zucht, teils aus freier Wildbahn. Kein Tiertransport, keine Massenhaltung, keine industriellen Schlachtbänder. „Das Tier verdient denselben Respekt im Tod, den es im Leben hatte“, sagt er leise.

Wer im Landladen einkauft, findet aber nicht nur Fleisch, sondern handwerklich veredelte Produkte im Glas: Sugo, Gulasch, Chili, wilde Knödel und Wildschweinschmalz. Alles hausgemacht, alles mit der gleichen Sorgfalt wie ein Familienessen zubereitet.

Wilde Küche, „wild-sanfter“ Ökolandwirt – er kocht auch für Obdachlose
Wilde Küche, „wild-sanfter“ Ökolandwirt – er kocht auch für Obdachlose(Bild: Imre Antal)

Sogar die Wurstkreationen erzählen eine Geschichte: die „Wilde Wienerin“, gewürzt mit einer feinen Bio-Gewürzmischung vom Fleischermeister Hödl, und der Wildschweinschinken, biologisch hergestellt von der Wiener Traditionsfirma Thum. Wiesmayer lächelt: „Ich will, dass man die Herkunft schmeckt – und den Unterschied spürt.“

Zwischen Federn, Flocken und Feldfrüchten 
Neben dem Wildbetrieb hält der Hof rund 220 Hühner – alle in Freilandhaltung, alle mit Namen, könnte man meinen. „Unsere Hühner sind glücklich. Sie haben Auslauf, frische Luft und bestes Futter. Dafür schenken sie uns Eier mit Dottern so gelb wie die Sonne über dem Acker“, sagt Wiesmayer mit sichtbarem Stolz.

Doch der Biohof ist mehr als Viehhaltung: Auf den Feldern wächst, was man sonst oft nur aus Biokisten kennt – Erdäpfel, Rote Rüben, Topinambur. Ein Teil wird frisch verkauft, ein Teil liebevoll eingelegt. Besonders stolz ist Wiesmayer auf seinen Hafer: „Unsere Bio-Haferflocken sind fast glutenfrei, gesund und das pure Naturprodukt – ohne Tricks, ohne Zusatzstoffe.“

Bio ohne Förderungen – weil Haltung wichtiger ist als Prämien
In einer Zeit, in der viele Landwirte ohne EU-Förderungen kaum überleben, geht Wiesmayer bewusst einen anderen Weg. „Wir sind noch immer förderfrei“, sagt er ruhig. „Weil Bio für uns kein Geschäftsmodell ist, sondern eine Verantwortung.“

Er meint es wörtlich, wenn er von Nachhaltigkeit spricht: Sie beginnt für ihn nicht erst am Feld, sondern beim Zähneputzen, beim Einkauf, bei der Entscheidung, welches Produkt man im Regal greift. „Jede Wahl, die wir treffen - ob beim Essen, beim Urlaub, bei der Kleidung – hat Folgen. Wir alle wissen, was wir unserem Planeten antun, und viele tun trotzdem nichts. Was werden unsere Kinder dazu sagen?“

Besonders stolz ist Wiesmayer auf seine Haferflocken
Besonders stolz ist Wiesmayer auf seine Haferflocken(Bild: Imre Antal)

Dann fügt er einen Satz hinzu, der hängen bleibt: „Wenn wir unsere Lebensmittel einmal über den Preis verkaufen müssen, dann haben wir unseren Wert verloren.“Es ist dieser Satz, der seine Haltung auf den Punkt bringt – Bio als Ethik, nicht als Etikett.

Faire Preise statt leerer Versprechen
Die Preisdebatten der letzten Jahre verfolgt er mit Skepsis. „Die Konsumenten werden verunsichert, überall hört man nur: alles wird teurer. Dabei stimmt das so nicht. Wir haben unsere Preise seit über zwei Jahren nicht erhöht – weder im Landladen noch im Wilden Wirtshaus.“

Im „Wilden Wirtshaus“, dem kleinen Gastraum neben dem Hof, kommt übrigens nur auf den Tisch, was vom eigenen Acker oder aus dem eigenen Stall stammt. Das Schnitzel wird mit Bio-Hafermehl paniert, die Palatschinken aus hofeigenen Flocken gebacken, dazu fließt das selbstgebraute Bier. „Vom Acker auf den Teller“, sagt Wiesmayer – und das ist hier keine Floskel, sondern Alltag.

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Wer über Regionalität redet, muss auch über Menschlichkeit reden.

Ökobauer Johannes Wiesmayer

Seine Gäste kommen gern, manche jeden Samstag zum Frühstück. Da gibt’s frische Bio-Eier, frisches Brot und Gespräche über ehrliches Essen. Über einen Lebensstil, der nicht auf Effizienz, sondern auf Verantwortung baut.

Ein Hof, der teilt, was er hat
Doch Wiesmayers Engagement endet nicht am eigenen Zaun. „Einmal im Monat kochen wir für die Obdachlosen der VinziRast – 40 warme, wilde Mahlzeiten. Das machen wir jetzt seit acht Jahren“, erzählt er beiläufig, fast bescheiden. Für ihn ist das keine Wohltätigkeit, sondern Selbstverständlichkeit. „Wer über Regionalität redet, muss auch über Menschlichkeit reden.“

Ein Stall als Statement
Wer das Anwesen verlässt, spürt, dass hier nicht nur Lebensmittel entstehen, sondern ein Lebensgefühl. Johannes Wiesmayer steht für ein Bio, das nicht auf Etiketten, sondern auf Haltung baut. Für ein Stück Österreich, das zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht teuer, sondern wahrhaftig sein kann – wenn man sie ernst meint.

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