Bei den Betriebsversammlungen am Donnerstag in der Früh an den Landeskliniken informierten sich hunderte Betroffene über die geplanten Sparpläne der Salzburger Landesregierung. Die Enttäuschung ist groß. Es wird auch von einem Vertrauensbruch gesprochen.
Die Temperatur gleicht einer Sauna: Der große Hörsaal im Landesklinikum ist bis auf den letzten Zentimeter gefüllt. Auf den Treppen, bis knapp vor die Eingangstür – überall lauschen Betroffene, tun ihren Frust kund und beratschlagen, wie sie sich jetzt Gehör verschaffen können.
Gut 300 Personen schafften es in den Hörsaal, wo der Betriebsrat rund um Sabine Gabath informierte. Weitere versammelten sich draußen. Konkret will die Landesregierung ausgerechnet in der Gesundheitsversorgung, die allgemein kränkelt und unter Personalnot leidet, sparen. Eine Sparsumme von 60 Millionen Euro wurde präsentiert. Auch AK-Präsident Peter Eder war zu Gast: „Hier hat jemand den Bogen überspannt“, kritisiert er scharf.
Salzburg will als erstes Bundesland in Österreich Pflege-Bonus streichen
Fallen soll der mit Corona eingeführte Pflege-Bonus, der in den Landeskliniken rund 3200 Mitarbeiter und insgesamt in Salzburg 15.000 Kräfte (inklusive Seniorenheim, mobiler Dienst und weitere Stellen) betrifft. Zu Protesten kam es am Donnerstag auch in den Seniorenwohnhäusern Oberndorf und Bürmoos mit 130 Mitarbeitern, rund 90 davon sollen den Pflegebonus verlieren. „Die Stimmung war sehr kämpferisch“, so der Oberndorfer Bürgermeister Georg Djundja (SPÖ). Außerdem ging das Haus in Kuchl ging in den Telefonstreik.
Der Beruf der Pflege ist so schon für viele unattraktiv. Diese Entwicklung wirkt bestimmt nicht motivierend. Viele fühlen sich ausgenutzt.
Alexandra Lohinger, Pflegekraft
Gestrichen wird außerdem das gerade erst ausverhandelte Gehaltspaket mit wichtigen Verbesserungen vor allem auch für Nacht- und Journaldienste, wo nahezu alle Berufsgruppen (auch Ärzte und der technische Dienst) im Krankenhaus profitieren sollten. Das Paket wäre aber dringend notwendig, um gute Kräfte in Salzburg zu halten, so Gabath.
Personalvertreter sprechen von Vertrauensbruch
Erfahren haben selbst Personalvertreter davon gleichzeitig mit der Öffentlichkeit. „Das ist ein ganz schlechter Stil. Vereinbarungen, die getroffen wurden, sind einzuhalten“, pocht Ärztevertreter Jörg Hutter auf Zusagen. Er war auch in den Jahren 2007 und 2015 in Verhandlungsteams mit dem Land und habe einen derartigen Vertrauensbruch nie erlebt.
Die Belastungen in der Pflege sind enorm. Oft ist es so, dass Kollegen kaum noch daheim sind. Das muss einfach fair entlohnt werden.
Sabine Gabath, Zentralbetriebsrätin
„Wir sind ein System, das rund um die Uhr rattert“, betont Betriebsrätin Gabath über die hohen Anforderungen und sie sprach allen von der Seele. Wegen der Personalnot sind die Belastungen enorm gestiegen. In große Jammerei verfällt trotzdem niemand. Es ist eher lähmende Enttäuschung. Enormer Andrang an allen Klinik-StandortenDas Interesse war an allen Klinik-Standorten groß. In der CDK versammelte sich die Belegschaft in der Kantine. „Die Stimmung war grundsätzlich sachlich“, berichtet Betriebsrat Günther Forsthuber.
Nach zwei Stunden eingeschränktem Betrieb in den Spitälern nahmen die Mitarbeiter wieder ihre Arbeit auf. Noch weiter gedrückt wurde die Stimmung von der Nachricht, dass Landesrat Josef Schwaiger verstorben ist. Es war auch in den Reihen der Pflegekräfte, die Tag für Tag für Patienten alles geben, die Betroffenheit groß. Das ursprünglich geplante Gespräch bei Landeshauptfrau Karoline Edtstadler wurde abgesagt. Gabath: „Wir warten jetzt auf einen neuen Termin.“ Mögliche weitere Maßnahmen bleiben vorerst offen.
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