40 Jahre „Falco 3“

Falco: „Er war kein Rockstar, sondern Entertainer“

Musik
26.10.2025 06:00

Hans Hölzel gelang mit „Falco 3“ vor 40 Jahren der Durchbruch zum globalen Superstar. Während das Werk zum Jubiläum neu aufgelegt wird, erinnern sich fünf von Falcos wichtigsten Weggefährten an diese bahnbrechende Zeit. „Falco In Concert“ tourt zudem im November quer durch ganz Österreich.

kmm

Mit dem Drittwerk „Falco 3“ wurde im September 1985 eine Zeitenwende in der österreichischen Musikhistorie eingeläutet. Unter der Produktionsregie der niederländischen Bolland-Brüder wurden die Songs von Falco alias Hans Hölzel poppiger und massentauglicher. Neben „Vienna Calling“ und „Jeanny, Part I“ machte „Rock Me Amadeus“ den Falken zum Weltstar – es ist noch heute das einzige deutschsprachige Lied, das in England und den USA auf Platz eins der Charts landete und Falco unsterblich machte. Dieser Tage wird das wegweisende Werk in einer Deluxe Edition (Sony Music) als LP- und CD-Version veröffentlicht. Fünf Weggefährten und Zeitzeugen erinnern sich an die wegweisende Ära.

Billy Filanowski (Falcos bester Freund): Das Album „Junge Römer“ aus 1984 war eigentlich viel besser. Damals haben es die Leute nicht verstanden, es wurde erst später wertgeschätzt. Diese „jungen Römer“ waren wir – der Hans und ich.

Horst Bork (Manager für Deutschland): „Junge Römer“ blieb weit hinter den Erwartungen zurück, wodurch sich ein gewaltiger Druck aufgebaut hat, der Hans sehr zugesetzt hat. Er trat mit Billy einen mehrmonatigen Urlaub an und ich hatte die Aufgabe, einen neuen Produzenten zu suchen. Rob und Ferdi Bolland kannte ich schon seit langer Zeit. Sie konnten ihn nicht so richtig einordnen, da musste ich viel Überzeugungsarbeit leisten. Andererseits war mir klar, dass Hans nicht vor Begeisterung vom Stuhl springen würde.

Filanowski: Wir haben die Zeit von Sex, Drugs and Rock’n’Roll wirklich gelebt. Wir zwei waren vier Monate lang auf Weltreise und viel in Australien. Dort haben wir auch „Blacky“ Fuchsberger getroffen, es war eine ganz besondere Zeit.

Bork: Sein erster Kommentar zu den Bollands war: „Was soll ich denn bei den Kasrollern? Da flieg’ ich nicht mal rüber“. Die ersten Wochen in Holland waren kein Erholungsurlaub, seine Zweifel blieben die gesamte Produktion über bestehen.

Falco bekommt mit Gold für „Rock Me Amadeus“ mit Markus Spiegel (l.) und Hans Mahr (r.).
Falco bekommt mit Gold für „Rock Me Amadeus“ mit Markus Spiegel (l.) und Hans Mahr (r.).(Bild: Votava)

Ewald Pfleger (Freund und Opus-Chef): Wir kannten uns schon seit Ende der 70er-Jahre. Er hat damals nicht beim großen Konzert „Austria für Afrika“ mitgemacht, weil er mit Wilfried zerstritten war, sagte mir aber für das Konzert in Graz-Liebenau im Juni 1985 zu. Er sang mit unserem Opus-Sänger Herwig Rüdisser „Flyin’ High“ – es war sein Lieblings-Titel von Opus.

Hans Mahr (Manager für Österreich): Er hat mir in einer Nachtbar im ersten Bezirk um ein Uhr früh das erste Mal „Rock Me Amadeus“ vorgespielt. Ich fand die Nummer, ehrlich gesagt, ein bisserl fad. Mir waren da zu viele Wiederholungen drinnen. Wir haben aber gesehen, was daraus wurde.

Bork: Hans war partout gegen den Song, aber mir war nach einer Minute beim Demo klar, dass das der richtige Titel für ihn ist. Der „Amadeus“-Film mit Tom Hulce war ein Welterfolg, aber er wollte nicht auf den Zug aufspringen. „I bin doch ka Mozartkugel“, meinte er.

Mahr: Er war ein bisschen Dr. Jekyll und Mister Hyde. Wir waren auf den Virgin Islands auf Urlaub in einem wunderschönen Haus. Die meiste Zeit saßen wir im großen Fernsehraum im Keller, wo MTV auf Dauerrotation lief – „Rock Me Amadeus“ spielten sie stündlich.

Mahr: Am 29. März 1986 waren wir im „Oswald & Kalb“, da wurden wir angerufen und es wurde uns gesagt, „Rock Me Amadeus“ sei in Amerika auf Platz eins gelandet. Alle haben ausgelassen gefeiert, nur Hans saß abseits und wirkte bedrückt.

Filanowski: Bei der Nachricht ist ihm das Gesicht eingefallen. Er wusste, dass er das nicht mehr toppen könnte und war im Moment seines größten Erfolgs unglücklich. Er wusste, die Medien würden sich weiter solche Erfolge erwarten. Die Angst vor dem, was kommt, war größer als die Freude über diesen Moment.

Mahr: Er hatte den Höhepunkt seines Lebens erreicht und wusste, dass er für immer mit diesem Song verglichen werden würde. Man wird ihm immer entgegenhalten: „Einmal hat er es geschafft, aber dann nie wieder.“

Edek Bartz (Falcos Tourmanager): Mein Leben als Tourmanager war damals eigentlich schon vorbei, aber Hans Mahr, den ich schon lange kannte, wollte mich unbedingt im Team haben. Als ich Falco das erste Mal im Proberaum hörte, konnte ich wenig damit anfangen.Vor allem habe ich schnell gesehen, man muss ihn besser einkleiden und am Eindruck im Live-Segment arbeiten.

Pfleger: Hans war sehr umgänglich und kumpelhaft, aber wenn Medien auftauchten, verwandelte er sich augenblicklich in die Kunstfigur Falco und ließ ziemlich den Star raushängen.

Bartz: Ich war zumeist international tätig und wusste, welche Art von Show gut für Falco wäre. Er hat verstanden, dass er auch seine Liveshow ändern müsse, wenn er überall etwas darstellen will. Die Festspieltournee mit dem „Tanztheater Wien“ führte uns im August 1986 auf den Salzburger Residenzplatz – ein Riesenerfolg.

„Falco 3“ Jubiläums Deluxe-Edition

3CD Deluxe Edition, 37 Tracks
(Remastered Album + 12” Mixes, Single Edits, Live-Tracks, uvm. inklusive neuen Liner Notes)

3LP Deluxe Edition, 23 Tracks
(Remastered Album + 12” Mixes, Live-Tracks, uvm. inkl. neuen Liner Notes)

1MC Deluxe Edition, 16 Tracks
(Remastered Album + 12” Mixes & mehr)

1LP (Original International Version), 10 Tracks
(Remastered Album mit dem originalen internationalen Cover & Tracklist (Salieri Version von „Rock Me Amadeus“ & Metternich Arrival Mix von „Vienna Calling“) – erstmalig in Europa erhältlich!

1LP(Exclusive limited Version), 10 Tracks
(Remastered Album als limitierte rote Vinyl mit dem originalen europäischen roten Cover & Tracklist) – exklusiv via OfficialFalco erhältlich!

Mahr: U- und E-Musik waren damals noch streng getrennt und der Auftritt war ein veritabler Skandal. Eine in die Tanzchoreografie eingebaute Nacktszene hat den Erzbischof verärgert. Nach diesem Auftritt durften fünf Jahre lang keine Pop-Konzerte mehr am Residenzplatz gespielt werden.

Bartz: Das war für manche Blasphemie. Die gesamte Band war vom Bürgermeister ursprünglich zum Essen eingeladen und wurde dann wieder ausgeladen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er direkt nach dem Konzert nicht zu Falco in die Garderobe durfte – das habe ich verhindert. Schließlich musste er von der Show erst einmal runterkommen.

Mahr: Ein paar Tage später fand auf der Seebühne in Bregenz ein Konzert inmitten der Kulisse der „Zauberflöte“ statt. Hans war nicht im besten Zustand. Da war völliges Chaos, aber die Leute haben sich gefreut. Nach dem Erfolg von „Rock Me Amadeus“ wurde er aber tiefsinniger.

Pfleger: Es war eine sehr spannende Zeit damals, wo wir, so wie Falco, auch die Höhepunkte unserer Karriere genießen konnten.

Im Juni 1985 teilte Falco beim legendären Open-Air-Konzert in Graz-Liebenau die Bühne mit Opus ...
Im Juni 1985 teilte Falco beim legendären Open-Air-Konzert in Graz-Liebenau die Bühne mit Opus und sang auch bei zwei Liedern mit.(Bild: Pail Sepp)

Filanowski: Seine einzigen Vertrauenspersonen waren damals seine Mutter und ich. Er hatte die Gewissheit, dass ich nichts von ihm will, weil ich selbst aus gutem Hause war. Er hat immer geglaubt, dass alle was von ihm wollten, aber mich musste er nicht einmal auf einen Kaffee einladen. Das Vertrauen war sehr hoch.

Bartz: Auf Tour musste man versuchen, ihn von den Drogen fernzuhalten. Zu mir war er wirklich nie ungut, aber er konnte zu anderen Menschen schon brutal sein. Es gab zunehmend Phasen, wo er in Sekunden zwischen Hans Hölzel und Falco geswitcht hat.

Bork: Die Geschwister „Ratio und Emotion“ schwankten bei Hans manchmal zwischen tiefer Liebe und inniger Abneigung.

Mahr: Er wollte nie Austropop machen und hat sich viel von David Bowie abgeschaut. Er war der österreichische Vertreter der Neuen Deutschen Welle.

Filanowski: Hans war kein Rockstar, er war ein Entertainer. Von der Wertigkeit und Vielfältigkeit her wäre er heute sicher auf einem Level mit Udo Jürgens oder Peter Alexander.

Live in Österreich
Zu „40 Jahre Rock Me Amadeus“ gibt es auch die Tour „Falco In Concert – Live On Screen“ mit der Originalband, Special-Guestes und Falco selbst auf dem Screen. Zu sehen am 16. November im Dornbirner Conrad Sohm, im 18. November im Posthof Linz, am 19. November im Grazer Orpheum, am 21. November im VAZ St. Pölten und am 28. November im Wiener Gasometer. Unter www.oeticket.com gibt es alle Informationen und Karten für die Top-Events.

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