Musical klärt auf

„Pädophile Sextouristen nutzen Not der Kinder aus“

Burgenland
11.10.2025 11:00

Kinderprostitution ist auf den Philippinen alltäglich. Die Missbrauchsopfer sind im Schnitt elf Jahre alt, die Täter meist Angehörige. Um Geld zu machen, stellen sie Sex-Videos ins Internet. Jeder, der sie konsumiert, macht sich mitschuldig. Ein Musical in Eisenstadt bringt das Thema aufs Tapet. 

Seit mehr als 40 Jahren gibt es in Österreich „Weltläden“, also Fachgeschäfte für Fairen Handel. Aktuell sind es 88. Drei befinden sich im Burgenland: in Eisenstadt, Pinkafeld und Jennersdorf. Jener in der Landeshauptstadt existiert seit 1992. Entstanden ist er aus dem Verein „Für eine Welt“, den die Wulkaprodersdorfer Religionslehrerin Veronika Geiger mit Lehrerfreunden gegründet hatte. Die Idee war, auch im Burgenland ein Bewusstsein für Arbeit unter menschenwürdigen Bedingungen zu schaffen.

Dafür werden bis heute im Weltladen fair gehandelte Produkte aus Lateinamerika, Afrika und Asien verkauft: Kaffee, Tee, Schokolade, Gewürze, Rucksäcke, Kinderbekleidung, Modeschmuck und Kunsthandwerk. Die gerechte Entlohnung trägt dazu bei, dass sich das Leben der Menschen im globalen Süden verbessert.

Petra Geiger-Kletzl und Anneluise Kämmerer mit den Mango-Produkten
Petra Geiger-Kletzl und Anneluise Kämmerer mit den Mango-Produkten(Bild: Reinhard Judt)

Süße Waren und bittere Realität
Sehr beliebt sind Mango-Produkte. „Mit dem Verkauf der Pürees, Trockenfrüchte und Fruchtgummis unterstützt der Weltladen nicht nur philippinische Kleinbauern, sondern auch 140 sexuell misshandelte Kinder und Jugendliche, die in den drei Schutzzentren der Preda-Foundation eine Bleibe gefunden haben.

Gegründet wurde die Stiftung 1974 vom irischen Pater und Menschenrechtsaktivisten Shay Cullen, um die Minderjährigen aus Armut und Zwangsprostitution zu befreien und ihnen Therapie, Bildung und Perspektiven für ein gewaltfreies Leben zu bieten“, sagt Geschäftsführerin Petra Geiger-Kletzl.

Einkaufen und die Welt ein Stück besser machen: Im Weltladen ist das möglich.
Einkaufen und die Welt ein Stück besser machen: Im Weltladen ist das möglich.(Bild: Reinhard Judt)

Bei Vergewaltigungen live dabei
Die 45-jährige Modeschulabsolventin ist vor 14 Jahren in die Fußstapfen ihrer verstorbenen Mutter Veronika getreten und arbeitet mit ihrer Vereinsgründerkollegin Anneluise Kämmerer (80) auch immer wieder in den Schutzzentren mit: „Die meisten Kinder werden von ihren Familien zur Prostitution gezwungen, wenn diese sie nicht mehr durchfüttern können. In der Stadt Olongapo, wo auch die Preda-Foundation ihren Sitz hat, reiht sich eine Sex-Bar an die nächste. Selbst Zwölfjährige müssen dort ihre Körper verkaufen! Europäische Sextouristen nutzen die Not der Kinder schamlos aus.“

Seit der Pandemie boome zudem die Online-Zwangsprostitution: „(Stief-)Väter, Opas, Brüder und Onkeln missbrauchen seither ihre Töchter, Enkelinnen, Schwestern und Nichten vor laufenden Kameras. Und pädophile Europäer zahlen 200 Euro, sitzen daheim vorm Internet und schauen zu – oft gar via Livestream“, schildert Geiger-Kletzl. Mittlerweile werden Missbrauchsfälle zum Glück gemeldet, um Gerichtsverfahren gegen die Vergewaltiger und Menschenhändler zu erwirken. Auch Sextouristen aus Europa werden ausgeforscht, angezeigt, verurteilt und landen hinter Gittern. Doch das Trauma für die Betroffenen bleibt.

Das Musicaldrama geht unter der Haut.
Das Musicaldrama geht unter der Haut.(Bild: PREDA Foundation)
Die Laiendarsteller beim Proben. Einige haben sexuellen Missbrauch am eigenen Leib erfahren.
Die Laiendarsteller beim Proben. Einige haben sexuellen Missbrauch am eigenen Leib erfahren.(Bild: PREDA Foundation)
Die Aufführung soll Jugendliche und Erwachsene sensibilisieren – auch für die Tatsache, dass ...
Die Aufführung soll Jugendliche und Erwachsene sensibilisieren – auch für die Tatsache, dass sexuelle Gewalt auch in Europa eine Rolle spielt.(Bild: PREDA Foundation)

Im Verlies eines Kinderbordells
Um auf diese Missstände aufmerksam zu machen, führen philippinische Jugendliche der Preda-Schutzzentren am 24. Oktober im Kulturzentrum Eisenstadt das Musical „Once we had a dream“ auf. Dabei bringen sie mutig ihre Lebensgeschichten auf die Bühne. Extra in deutscher Sprache, damit jedes Wort verstanden wird. So etwa geht es um Celina, die von ihrer Mutter fortgeschickt wird, um einen gutbezahlten Job zu finden, mit dem sie die Schulden der Familie bezahlen kann. Doch dann gerät sie in die Hände einer internationalen Sexmafia und landet mit anderen Jugendlichen im Verlies eines Kinderbordells. „Die jungen Laiendarsteller sind die Stimme für all jene Kinder, die ihre selbst nicht erheben können“, sagt Geiger-Kletzl.

Die 10 Uhr-Vorstellung ist für Schulen reserviert, die Abendvorstellung um 19 Uhr kann jedermann besuchen. Karten im Vorverkauf kosten 15 Euro, an der Abendkassa 20 Euro.

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