Ausschluss aus FPÖ

„Als Held gefeiert oder als Verräter gebrandmarkt“

Niederösterreich
08.10.2025 06:00

Weil Neunkirchens FPÖ-Vizebürgermeister Marcus Berlosnig und sechs seiner Mandatare ein notwendiges Sparpaket samt zahlreicher Gebührenerhöhungen mitgetragen hatten, wurden sie kurzerhand einfach aus FPÖ ausgeschlossen. 

Eine turbulente Zeit, die sich Marcus Berlosnig als FPÖ-Vizebürgermeister von Neunkirchen so nicht vorgestellt hatte, musste dieser in den letzten Tagen durchleben.

„Ausschluss aller FPÖ-Mandatar, die für Sparpaket stimmen“
Kurz zur Vorgeschichte: Zwei Stunden vor der Gemeinderatssitzung am Montagabend, bei der ein massives Sparprogramm beschlossen werden sollte, wurde von FPÖ-Landesparteisekretär Alexander Murlasits und FPÖ-Landesgeschäftsführer Helmut Fiedler eine spontane Pressekonferenz einberufen. Hierbei wurde der Parteiausschluss Berlosnigs und auch all jener FPÖ-Mandatare verkündet, die dem Sparpaket zustimmen würden.

Bereits im Vorfeld passierten für Berlosnig teils irritierende Vorkommnisse. „So wurde unter anderem von Vertretern der Landespartei versucht, meine Mandatare an ihren Wohnadressen abzufangen und davon zu überzeugen, mich fallenzulassen. Gleichzeitig wurden bei Zuwiderhandlung der sofortige Parteiausschluss in den Raum gestellt oder Belohnungen mit Posten bei Parteitreue angeboten“, zeigt sich Berlosnig fassungslos. 

Er und sechs seiner Mandatare stimmten trotzdem für das Sparpaket– nur zwei, Bernd Trenk und Stadtrat Willhelm Haberbichler, waren dagegen. „Samstagmittag hat Haberbichler noch zugestimmt, dass wir das Konzept so beschließen werden“, berichtet Berlosnig enttäuscht. Und auch den ganzen Sommer über war er in alle Verhandlungen mit eingebunden und auch mit allem einverstanden. „Bei den Kanalgebühren wollte er sogar eine Erhöhung um 30 Prozent“, so Berlosnig. 

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Es freut mich, dass der Zusammenhalt und der Zuspruch von der ÖVP so groß ist. Nun fühle ich mich sogar ein bisschen befreit, weil ich keine Parteilinie mehr einhalten muss.

Marcus Berlosnig, Vizebürgermeister von Neunkirchen

Parteiausschluss über Medien mitgeteilt
Und: „Der Parteiausschluss wurde uns Montagabend über die Medien ausgerichtet“, so Berlosnig. Er selbst wurde am Samstag davor von der Landes-FPÖ vor die Entscheidung gestellt: „Entweder du trittst zurück und wirst medial noch als Abwehrkämpfer gefeiert, ansonsten bist du als Verräter gebrandmarkt“, soll man ihm erklärt haben. Endgültige „Deadline“ war dann Montag, 16.30 Uhr. Berlosnig: „Wer von uns neun FPÖ-Gemeinderäte bis dahin zur Pressekonferenz von Murlasits und Fiedler erschien, der habe es geschafft.“

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Ich schätze Marcus Berlosnig sehr und ich ziehe meinen Hut vor seiner Entscheidung. Ich habe immer gerne mit ihm zusammengearbeitet und möchte das auch weiterhin beibehalten. 

ÖVP-Bürgermeisterin Klaudia Osztovics

ÖVP möchte Koalition weiter aufrechterhalten
„Ich ziehe meinen Hut von der Entscheidung Berlosnigs“, reagiert ÖVP-Bürgermeisterin Klaudia Osztovics. „Ich habe immer gerne mit ihm zusammengearbeitet und möchte das auch weiterhin beibehalten“. Neuwahlen sind weder für die ÖVP, noch für Berlosnig ein Thema.

Er wird nun gemeinsam mit seinen verbleibenden sechs Mandataren die Arbeit mit der ÖVP weiterführen. Und er denkt jetzt schon unter anderem über die banale Frage nach: „Welche Farbe werden wir in Zukunft haben?“

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