Das Filmarchiv Austria feiert heuer sein 70-jähriges Bestehen. Seit vielen Jahren werden in einzelnen Bundesländern alte „Streifen“ gezeigt, die dort früher zu sehen waren. Dieses Jahr ist Niederösterreich dran mit der „Kino-Tour NÖ“- bis Ende OKtober hat man noch die Chance einmalige Klassiker zu zehen.
In den tiefen, ländlichen Regionen Niederösterreichs erinnern manche Orte an eine längst versunkene Alltagskultur: Die Dorfkinos. Früher oft „Lichtspielhäuser“ genannt, sprossen sie in einem regelrechten „Kinoboom“ in den 1950er Jahren aus der Erde. Im nördlichen Waldviertel im Ort Vitis errichtete die Familie Semper in ihrem Bauernhof einen Kinosaal mit Gasthaus ein. Das Kino betrieben sie im Nebenerwerb, alle Hände der Familie halfen mit.
Kino am Bauernhof der 1950er Jahre
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war man in ganz Österreich motiviert, das Land gemeinsam wiederaufzubauen. Innerhalb dieser Aufbruchstimmung fanden die Menschen in kleinen Kinos eine wohlverdiente Vergnügungsstätte, wo man zusammenkam.
Anders als in großen städtischen Kinos kümmerte sich das Gründerpaar Franziska und Alois Semper in Vitis um alles selbst – vom Programm und dem Schleppen der Filmrollen vom Bahnhof bis zur Vorführung mit den beiden schweren 35-mm-Projektoren. Sogar am Buffet standen sie und verkauften Zuckerl und Snacks.
Zeitkapsel aus den 1980er Jahren
In den 1980ern ging das Publikum leider immer mehr zurück, und man entschloss sich, den Kinobetrieb einzustellen. Der Saal aber blieb erhalten – und zwar so, wie er in den 1950er-Jahren aussah. Heute ist er ein echtes Zeitfenster in die Waldviertler Kinokultur der Nachkriegszeit.
Lichtspiele Allensteig (Zwettl):
Kino Vitis (Waidhofen/Thaya):
Forum-Kino St. Pölten:
Austro-Horror aus dem Waldviertel
Am 17. Oktober wird der Saal wiederbelebt mit dem österreichischen Spielfilm „Die Wölfin vom Teufelsmoor“ aus 1978. Die Geschichte spielt in einem Waldviertler Dorf, wo im Auftrag der Landesregierung eine Industrieanlage gebaut werden soll. Der Ingeneur ahnt anfangs nicht, worauf er sich einlässt und schon bald ist er von mysteriösen Riten und Hexenverehrung umgeben. Der Film wurde im oberen Waldviertel gedreht und ist laut Filmarchiv Austria einer der seltenen Austro-Horror-Filme dieser Zeit.
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