Ratten gelten in Städten oft als unliebsame Mitbewohner. Eine Wienerin tritt mit ihrem 14-köpfigen „Rudel“ den Gegenbeweis an: Es sind eigentlich äußerst intelligente, feinfühlige und soziale Tiere, die sogar Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen helfen können.
Dass Hunde, Pferde oder Katzen in der tiergestützten Therapie eingesetzt werden, ist bekannt. Aber haben Sie schon mal von Ratten, Achatschnecken oder Insektentherapie gehört? Für Janine van Bijnen-Lenz gehört die Arbeit mit diesen Tieren zum Alltag. Die Wienerin fördert so nicht nur naturpädagogische Prinzipien wie Beobachten, Verstehen und Mitfühlen, sondern auch wichtige soziale und emotionale Fähigkeiten bei ihren Klienten.
Die therapiebegleitenden Angebote von Janine‘s „Ratten Scharfinesse“ sind für alle Menschen offen. Besonders Kinder und Jugendliche, die mit ihrer Umwelt oder ihren Gefühlen Schwierigkeiten haben, können hier Vertrauen aufbauen, Empathie lernen und ihr Selbstwertgefühl stärken. Wer unter Ängsten oder Phobien leidet, findet in den Tieren sanfte Unterstützung, um Mut zu fassen und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu gewinnen.
Tiere öffnen verschlossene Türen
„Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder Down-Syndrom erleben durch Streicheln, Füttern oder Spielen mit den Ratten etwa Förderung von Motorik, Aufmerksamkeit und Gedächtnis, während gleichzeitig ihre sozialen und emotionalen Fähigkeiten wachsen“, erklärt die Sozialpädagogin.
Neurodivers und inklusiv
Auch Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen oder ADHS profitieren von den festen Routinen, den ruhigen Verhaltensweisen und der sensorischen Stimulation der Tiere. „Es ist faszinierend, wie der Kontakt zwischen Kindern und Ratten als Brückenbauer funktioniert. Ich hatte Fälle, wo der Therapeut überhaupt keinen Zugang zu seinem kleinen Patienten gefunden hatte. Erst die Interaktion mit den Tieren wirkte beruhigend und das Kind wurde zugänglich“, berichtet van Bijnen-Lenz über ihre Erfolge.
In den Herbstferien steht jeden Tag ein anderes Tier (Ratten, Achatschnecken, Insekten) und die Natur im Mittelpunkt. Spielerisch, kreativ und mit viel Herz lernen die Kinder spannende Fakten, basteln, forschen und erleben die Tiere hautnah.
Kein Streichelzoo
Neben dem Seelenheil der kleinen Klienten steht aber auch das Wohl der Tiere im Vordergrund. In einem Vorgespräch wird die Erwartungshaltung genau besprochen, denn es muss die Sicherheit beider Seiten gewährleistet werden. „Leider glauben manche Eltern, dass es wie ein Streichelzoo funktioniert. Diese Vorstellung können meine Tiere nicht erfüllen, alles passiert auf einer freiwilligen Basis. Manchmal muss man eben auch aushalten, wenn sich die Ratten zurückziehen und man sie nur leise beobachten darf“, so die Tierfreundin.
Kleines Tier, aber große Verantwortung
Auch die private Haltung von Ratten wird oft falsch eingeschätzt. Sie sind sehr soziale Tiere und sollten nie allein gehalten werden. Artgerechte Unterbringung bedeutet einen geräumigen Käfig mit mehreren Ebenen, Verstecken, Klettermöglichkeiten und Beschäftigung, dazu täglich frisches Wasser, ausgewogenes Futter und regelmäßige Pflege. Täglicher Freilauf in einem sicheren Raum, geistige Anregung durch Spielzeug und Leckerli-Suche sowie ein ruhiger, zugluftfreier Standort sorgen dafür, dass die Tiere gesund, glücklich und aktiv bleiben.
Tierische Bereicherung
Mit ihren „rattenscharfen Superhelden“ leistet Janine einen wertvollen Beitrag in Wien und Umgebung, vermittelt Themen wie Tierschutz, Achtsamkeit und soziale Kompetenzen und trägt dazu bei, das Image der Ratte in ein positives Licht zu rücken. Für sie sind die Tiere Herzensöffner und stille Lehrer, die Menschen auf spielerische und tiefgreifende Weise bereichern und eine Brücke zwischen Natur, Tier und Mensch schlagen.
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