Für Dieb gehalten

Kameruner in Kiosk gefesselt und gefangen gehalten

Ausland
21.01.2014 21:28
Was passieren kann, wenn Bürger das Gesetz selbst in die Hand nehmen, hat jetzt ein Mann in Deutschland am eigenen Leib erfahren müssen: Weil ihn ein Kioskbesitzer in Hildesheim in Niedersachsen für das Mitglied einer Diebesbande hielt, wurde der 28-jährige Kameruner gefesselt und stundenlang gefangen gehalten. Die Polizei ermittelt wegen Freiheitsberaubung und Nötigung.

Laut dem Bericht der Ermittler ist der junge Kameruner vollkommen unbescholten. Er wohnt in Belgien und war unterwegs zu einer Aussprache mit seiner Freundin nach Hamburg. Weil aber die Beziehung seinen Angaben zufolge noch während der Fahrt bei einem Telefonat endgültig in die Brüche ging, habe er wieder retour nach Belgien fahren wollen - sich dabei allerdings verfahren und war schließlich in Hildesheim gelandet.

"Dieser Entschluss wurde ihm zum Verhängnis"
Dort wollte er zu später Stunde in einem Kiosk ein Cola und Schokolade kaufen. "Dieser Entschluss wurde ihm jedoch zum Verhängnis", heißt es im Polizeibericht. Der Ladenbesitzer, ein 44-jähriger Deutscher mit irakischen Wurzeln, hielt den Mann wegen seiner Hautfarbe für ein Mitglied einer Diebesbande, die bereits mehrmals in seinem Geschäft gestohlen habe - und entschloss sich kurzerhand zur Selbstjustiz.

Der Kioskbesitzer und ein 23-jähriger Bekannter überwältigten den Kunden, schleppten ihn in ein Hinterzimmer und fesselten ihn an einen Stuhl. Insgesamt musste der 28-Jährige dann dreieinhalb Stunden in einem Nebenraum gefesselt ausharren. Zusammen mit einem Bekannten machte der Kioskbesitzer auch Fotos und Videos von seinem gefesselten Opfer.

Opfer alarmiert auf Französisch Landsmann
Die Männer verlangten zudem von ihm, seine vermeintlichen Komplizen anzurufen und diese aufzufordern, mitsamt der Diebesbeute zum Kiosk zu kommen. Doch der 28-Jährige konnte den beiden dank einer Finte entkommen: Er rief nicht die Mitglieder der Diebesbande an, die er ja gar nicht kannte, sondern einen Landsmann, der in Hamburg wohnt. Diesem schilderte er seine verzweifelte Lage - auf Französisch, was der Kioskbesitzer und sein Bekannter nicht verstanden.

Der Landsmann alarmierte umgehend die Polizei in Hildesheim und die Beamten befreiten den 28-Jährigen wenig später. Gegen den Kioskbetreiber und seinen Bekannte leitete die Polizei ein Ermittlungsverfahren wegen Freiheitsberaubung mit Nötigung ein.

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