Nach dem Fund hochgiftiger, verwahrloster Reptilien in Graz und dem Murtal stellt sich die Frage nach der Motivation des Halters: „Bedürfnis nach Macht und Kontrolle“, glaubt der Psychiater. Schlangen-Experte beruhigt indes: „Die Steiermark ist sicher!“
Die Aufregung war riesengroß: Nach dem (noch ungeklärten) Tod eines 83-jährigen Steirers entdeckte die Polizei in dessen Wohnungen in Graz und Seckau 27 teils hochgiftige Schlangen. Die Tiere wurden unter schrecklichsten Bedingungen gehalten. Über 40 Jahre soll der Mann Schlangen besessen haben. Und das offenbar völlig legal.
Wo hat das System versagt?
„Die Haltung von Giftschlangen ist in der Steiermark erlaubt, aber bewilligungspflichtig“, erklärt der steirische Reptilien-Fachmann Werner Stangl. Wenn man alle gesetzlichen Parameter erfüllt, bekommt man einen Bescheid von der Behörde, der auf die Örtlichkeit beschränkt ist. „Normale, exotische Schlangen sind nur meldepflichtig“, weiß Stangl. Der Verstorbene hatte sämtliche Bewilligungen.
Eines muss man hier schon klar vorwegschicken: Nicht jeder, der Schlangen zu Hause hat, ist auch psychopathologisch auffällig.

Psychiater Manfred Walzl
Bild: Pail Sepp
Warum das System hier trotzdem versagt hat, gilt es zu hinterfragen. Solche Zustände entstehen nicht über Nacht. Laut Nachbarn befand sich der 83-Jährige die meiste Zeit in der Wohnung im Murtal.
„Suche nach Gefahr und Nervenkitzel“
Doch was motiviert jemanden überhaupt, derart giftige Tiere zu halten? Aus wissenschaftlicher Sicht, auch wenn in dem Bereich sehr wenig erforscht ist, gibt es laut dem psychiatrischen Gerichtssachverständigen Manfred Walzl verschiedene Gründe. „Zum einen ist es die Faszination für das Gefährliche“, weiß der Mediziner. „Dann gibt es diejenigen mit dem Bedürfnis nach Kontrolle und Macht. Da wird es dann auch psychisch interessanter.“
Die dritte Gruppe gehe Richtung Narzissmus: „Ich bin außergewöhnlich, weil ich solche Tiere halte. Siehe NS-Politiker Hermann Göring, der Löwen besaß.“ Dann gebe es noch jene, die nach dem Adrenalinkick, der Gefahr, dem Nervenkitzel suchen, und jene, mit einem rein wissenschaftlichen Interesse.
Der Großteil der Halter ist gewissenhaft und hält sich an alle Gesetze.

Reptilien-Fachmann Werner Stangl
Bild: Stangl/zVg
„Großteil hält sich an Gesetze“
„Eines muss man klar sagen: Nicht jeder, der Schlangen zu Hause hat, ist psychopathologisch auffällig“, betont Walzl. „Für die meisten ist es einfach nur ein Hobby.“ Dem stimmt auch Reptilien-Profi Stangl zu: „Das ist ein extremer Ausnahmefall.“ Der Großteil der Halter sei gewissenhaft und halte sich an alle Gesetze. „Die Steiermark ist wegen der Bewilligungspflicht das sicherste Bundesland, da es Vorgaben und Kontrollen gibt“, ist Werner Stangl überzeugt.
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