Stern-Prozess

Feuer-Inferno in Grazer Bar: „Dachte, wir sterben“

Steiermark
05.09.2025 11:40

Beim verheerenden Brand in der Silvesternacht 2023/24 im Grazer Innenstadt-Lokal Stern kam eine junge Frau ums Leben, zehn Menschen wurden schwer verletzt. Den Vorwurf der Fahrlässigkeit weist der Bar-Chef beim Prozessauftakt am Freitag von sich. 

In der Stern-Bar in der Grazer Innenstadt wurde in der Silvesternacht auf den 1. Jänner 2024 ausgelassen gefeiert. Etwa um drei Uhr Früh zogen plötzlich Rauchschwaden durchs Lokal. Im Eingangsbereich war ein Brand ausgebrochen. Panik machte sich breit, denn die Gäste fanden keinen anderen Ausgang und waren in der Feuerhölle gefangen. Sie flüchteten in der verwinkelten Kellerbar möglichst weit nach hinten und in die Toiletten, wo die meisten bewusstlos zusammenbrachen.

„Tragischer Ausgang wäre vermeidbar gewesen“
Eine 21-jährige Studentin aus Niederösterreich kam ums Leben, 27 weitere Gäste wurden verletzt, zehn davon schwer. Einige kämpfen noch heute mit den körperlichen und psychischen Folgen. „Dieser tragische Ausgang wäre vermeidbar gewesen“, sagt die Staatsanwältin nun beim Prozess gegen den Bar-Betreiber am Grazer Straflandesgericht. Der 45-jährige Türke muss sich wegen fahrlässigem Herbeiführen einer Feuersbrunst verantworten.

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Niemand behauptet, dass der Angeklagte das Feuer vorsätzlich herbeigeführt hat oder Menschen schaden wollte. Aber es geht um Fahrlässigkeit.

Die Staatsanwältin zur Anklage

Zunächst wird ihm vorgeworfen, dass genau im Eingangsbereich leicht entflammbare Materialien – Sitzpolster, Decken und Klopapier – gelagert waren. Diese dürften durch Sprühkerzen, die in dieser Nacht reichlich verteilt wurden, oder eine Zigarette in Brand geraten sein. Die genaue Brandursache konnte nicht mehr ermittelt werden. Außerdem soll der Gastronom den zweiten, eigentlichen, Notausgang über ein Fenster in den Innenhof verstellt und nicht als solchen gekennzeichnet haben. Auch die Mitarbeiter seien nicht ausreichend für Brandfälle geschult gewesen.

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Mein Mandant hatte keine Kenntnis über den zweiten Fluchtweg und dieser wurde bei der letzten Feuerbeschau auch gar nicht thematisiert.

Verteidiger Michael T. Reichenvater

 „Wir wollten zum Ausgang, aber es war nicht mehr möglich“, schildert eine Zeugin – „Ich dachte, wir werden sterben.“ Die junge Frau brach auf der Toilette zusammen und wachte Tage später auf der Intensivstation auf. Sie leidet seither an Panikattacken und ist noch immer in Behandlung.

Angeklagter beruft sich auf Behörden
Der Angeklagte plädiert auf nicht schuldig. Er habe das Lokal 2016 genau so übernommen und sei davon ausgegangen, dass alles passe. „Behörden haben das beim Eingang gelagerte Material nie beanstandet“, sagt sein Verteidiger. Vom zweiten Notausgang habe sein Mandant nichts gewusst. „Ist der Haupteingang für Sie persönlich ein Notausgang?“, will Richterin Julia Riffel vom Angeklagten wissen – „das haben die Behörden so gesagt“, so der Barchef. „Sie haben sich als Lokalbetreiber offenbar wenig Gedanken gemacht“, entgegnet die Richterin.

Gegen die Behörden wird tatsächlich gesondert ermittelt. Der gegenständliche Prozess geht kommenden Dienstag weiter, weitere Zeugen sollen befragt werden.



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Steirerkrone
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