Wenn der Arbeitsweg dem zum Kindergarten gleicht, wird vielen Eltern eine große Alltagslast genommen. Doch bisher hinkt das Land Steiermark beim Ausbau der Betreuungsplätze im Betrieb im Österreichvergleich hinterher. Mit einer Anlaufstelle und einer Broschüre will man jetzt gegensteuern.
Die Botschaft der Industrievertreter ist unmissverständlich: „Es ist der größte Hebel gegen den aktuellen Fachkräftemangel, wenn wir Frauen zurück auf den Arbeitsmarkt bekommen“, sagt Hella Riedl-Rabensteiner (Junge Industrie Steiermark), „hierfür müssen wir echte Wahlfreiheit ab dem ersten Geburtstag des Kindes schaffen.“ Bisher hinkt die Steiermark im Österreichvergleich hinterher. Jetzt möchte man die Betreuungsplätze verstärkt ausbauen – und zwar an dem Ort, wo sie benötigt werden.
So hat sich das Land Steiermark mit der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung zusammengetan, um einen Leitfaden für die Eröffnung von Betriebskindergärten zu schaffen. Was Magna, Anton Paar oder Knapp schon haben, soll an vielen weiteren Unternehmensstandorten geschaffen werden. Mit einer Broschüre inklusive detaillierter Erklärungen und Kostenauflistungen sowie einer zentralen Anlaufstelle, angesiedelt bei der Abteilung 6 Bildung und Gesellschaft, will man unter die Arme greifen.
Jeder sechste Betrieb bekundet Interesse
Dem zugrunde liegt eine Umfrage unter 156 Unternehmen, die die Wirtschaftskammer 2023 durchführte. „Jeder sechste Betrieb hat Interesse gezeigt“, sagt Gabi Lechner, Vizepräsidentin der WKO Steiermark. Bildungslandesrat Stefan Hermann (FPÖ) meint: „Ich gehe davon aus, dass dieses Angebot gut angenommen wird.“ Betriebliche Kinderbetreuung würde für „positive Synergien“ sorgen – von kürzeren Wegzeiten bis zum Wiedereinstieg ins Arbeitsleben nach der Karenz. Unternehmen sind eingeladen, sich zu informieren.
Wir reden nicht nur, wir handeln auch: Ab Herbst 2026 wird es eine Kinderbetreuung im Gebäude der Wirtschaftskammer geben.
Gabi Lechner, Vizepräsidentin der WKO Steiermark
Gleichzeitig macht sich Landesrat Hermann für die „Wahlfreiheit“ stark. Spätestens beim Begriff „Herdprämie“ gehen jedoch die Meinungen der Köpfe hinter der Offensive auseinander: „Das ist ein Rückschritt. Ein Kindergarten ist ja keine Abgabestelle“, sagt Lechner. „Die Herdprämie ist seitens der Industrie klar abzulehnen“, betont auch Riedl-Rabensteiner. Ebenso wie die Stigmatisierung von Eltern, die rasch wieder ins Berufsleben einsteigen.
„Mit der Wertprämie ist es natürlich nicht getan“, versucht Hermann zu kalmieren. Es brauche weitere Maßnahmen, wie die Anrechnung der Pensionsjahre, um ehrliche Wahlfreiheit zu ermöglichen. Allenfalls schreite der Ausbau der Kinderbetreuung voran: „Heuer gibt es über 90 neue Gruppen und 1700 zusätzliche Betreuungsplätze in der Steiermark“, erklärt der Bildungslandesrat.
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