Umbau Gesundheitswesen

Notärzte nur als Spezialisten für seltene Einsätze

Niederösterreich
05.09.2025 06:15

Viele Regionen sind wegen des NÖ Gesundheitspaktes in Aufruhr. „Wir brauchen den Notarzt, der es kann und nicht den, der ein Schild am Rücken hat und es nicht kann“, meint Notruf-NÖ-Chef Christian Fohringer. Aber wieviel kann denn der niederösterreichische Gesundheitspakt überhaupt und was soll da gleich oder sogar besser werden?

Gleiche oder bessere medizinische Versorgung verspricht der NÖ Gesundheitspakt. Wie das der Fall sein soll, obwohl man elf Notarztstützpunkte streicht, erklärt Notruf-NÖ-Chef Christian Fohringer, der selbst führend das Modell für die größte Umstrukturierung des Gesundheitswesens, die es jemals im Land gegeben hat, mitentwickelt hat.

Mangel an Humanressourcen
„Wir hatten schon 2023 fast 5000 Stunden an unbesetzten Notarztstellen“, betont Fohringer den großen Mangel an Personalressourcen, der noch größer zu werden droht. Aber auch die Qualität sei eine wichtige Komponente, denn einst wäre der Sanitäter fast nur dazu da gewesen, um „den Patienten ins Rettungsauto zu bringen“ – den Rest hätte der Notarzt medizinisch abdecken müssen.

Notärzte „nur“ für 7000 von 300.000 Einsätzen
Mit Sanitätern, die in der Venenpunktion ausgebildet wurden – und damit auch Medikamente verabreichen dürfen – und der Verpflichtung, dass 86 Rettungsstützpunkte rund um die Uhr mit diesen Notfallsanitätern besetzt werden, betont Dr. Fohringer, dass „nur“ 7000 der 300.000 Einsätze pro Jahr nicht abgedeckt seien.

Der Augenarzt, der den „2. Notarzt“ alarmiert ...
„Für diese Fälle brauchen wir dann aber den Notarzt. Und der wird heute auch vernünftig ausgebildet“, verweist er darauf, dass im alten System „ein Augenarzt oder Gynäkologe“ mit fast keiner Zusatzausbildung auch den Notarztjob übernehmen konnte. „Wenn der dann die Notfallnarkose nicht schafft, dann kam es nicht nur einmal vor, dass ein zweiter Notarzt kommen musste, der das beherrscht“, streicht der Notruf-NÖ-Chef Mängel des bisherigen Systems heraus.

„Über unser Notarztsystem und wie wir Schwerverletzte versorgen, mache ich mir keine Sorgen. Ich ...
„Über unser Notarztsystem und wie wir Schwerverletzte versorgen, mache ich mir keine Sorgen. Ich sorge mich um die 60  Prozent an Bagatelleinsätzen, die der Rettungswagen fahren muss, weil wir das derzeit gar nicht anders bewerkstelligen können. Und die werden in Zukunft noch mehr werden“, sagt Notruf-NÖ-Chef Christian Fohringer im Gespräch mit „Krone“-NÖ-Redakteur René Denk.(Bild: Imre Antal)

Grobe Versäumnisse bei Ausbildung
Er räumt aber auch ein, dass es Niederösterreich derzeit nicht schaffe, die nötige Anzahl an Notärzten auszubilden: „Da müssen wir uns noch ordentlich anstrengen!“ Die Zeit, bis der Notarzt beim Patienten eintrifft, spiele laut Fohringer übrigens nur in ganz seltenen Fälle eine Rolle. Beim Schlaganfall werde gar kein Notarzt mehr alarmiert. „Und auch beim Herzinfarkt zählt nur die Zeit, um in die Spezialabteilung des Spitals zu kommen. Da kann der Notarzt vor Ort gar nichts anders tun, als der Sanitäter auch.“ Bei Unfällen mit Todesfolge hätte häufig auch ein Notarzt, der in fünf Minuten vor Ort sei, keine Chance, so der Notruf-Chef.

Fachlich hätten für ihn die Umstrukturierungen des Gesundheitspakts noch Luft nach oben: „Sie sind nicht radikal genug. aber politisch war wahrscheinlich nicht mehr möglich.“

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