Braucht der Notarzt in Niederösterreich Rettung? Die Landesregierung formte ein Expertengremium und ließ es den Gesundheitspakt ausarbeiten. Von diesem würden aber nur die Streichungen und keine fundamentalen Ersatzstrukturen umgesetzt werden. „Augenauswischerei“ lautet die Kritik an die Landespolitiker.
Augenauswischerei und fahrlässiges Handeln beim Umbau des Notarztwesens in Niederösterreich, das wird nun vielerorts der Landespolitik vorgeworfen. In den Reigen der scharfen Kritiker reihen sich auch Ärtzekammer-Kurienobfrau Dagmar Fedra-Machacek und der junge Mediziner Tarik Farahat, der mit seinen 34 Jahren schon über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der außerklinischen Notfallmedizin erlangt hat.
Deutlich besser ausgebildete Notfallsanitäter
Man setze nur die Sparvorgaben der von der Landesregierung eingesetzten Expertengruppe um, aber ignoriere vieles von dem, was die Experten fundamental für die Streichung der bestehenden Infrastruktur eingefordert hätten, meinen sie. So hat die Expertengruppe des Gesundheitspaktes bei der Streichung der elf von 32 Notarztstellen darauf hingewiesen, dass dies nur mit dem Einsatz deutlich besser ausgebildeter Notfallsanitäter einhergehen kann.
Notärzte sollen bis April 2027 wegkommen
Laut Landesregierung sind die Weichen bereits in Abstimmung mit Rettungsorganisationen gestellt. „Es sollte möglich sein, bis April 2027 überall dort besser ausgebildete Notfallsanitäter einzusetzen, wo sie benötigt werden“, heißt es aus dem Büro der zuständigen Landesrätin Eva Prischl. Sie müsse den beschlossenen Gesundheitspakt mit Streichung der elf Notarztstellen auch so umsetzen. Dabei spricht man dort aber von Sanitätern, die Venen punktieren dürfen und nicht von der schon lange geforderten akademischen Ausbildung.
„Augenauswischerei“
„Diese Ausbildung wird bereits seit 2002 angeboten. Das ist nicht neu oder besser, sondern nur Augenauswischerei“, betont Farahat. Fedra-Machacek ergänzt: „Fakt ist, dass das Sanitätergesetz geändert werden muss, um eine völlig neue akademische Ausbildung für Notfallsanitäter zu schaffen. Derzeit sind Ankündigungen auf Gesetzesebene nicht umgesetzt. Es besteht die Gefahr, dass eine etablierte funktionierende Struktur zerschlagen wird, bevor ein praxistauglicher Ersatz geschaffen wird!“
Nur neun Notärzte 2024 ausgebildet
Laut Farahat werde eine in NÖ hausgemachte Not an fehlenden Notärzten auf die Bevölkerung abgewälzt. Der Landesgesundheitsagentur gelinge es seit Jahren nicht, eine flächendeckende Ausbildung aufzubauen: 124 Notärzte wurden 2024 in Österreich ausgebildet, nur neun (!) davon hierzulande. „Das Problem wurde jahrelang ignoriert, nun liegt die Lösung der Politik offenbar darin, die Stützpunkte zu schließen!“
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