Seit 45 Jahren ist Bernd Svetnik Maler. Sein jüngster Zyklus ist Zen-inspiriert und auf Wesentliches reduziert.
Bilder, wohin man schaut! Glühend und farbstark wie dieses große, leuchtende Leben, das er in vollen Zügen getrunken hat. Bilder aus klingenden Tagen, an Wände gehängt oder stapelweise an sie gelehnt – Zeugnisse eines Seins im Zeichen der Kunst – Inhaltsträger eines Künstlers, für den „die Malerei immer das Wichtigste war.“
Bernd Svetnik sitzt ganz hinten in seinem weitläufigen Klagenfurter Atelier an seinem Arbeitsplatz. Die Arme auf den schweren Tisch gelegt, der selbst fast schon zur Installation geworden ist in Tagen, Monaten und Jahren, in denen er Malunterlage war. Darauf Pinsel, Tuben, Farben wie etwas Organisches, das ihm zugehört und eine große, runde Platte dahinter, grellbunt und irgendwie sakral umrahmt und entrückt sie den 74-Jährigen im selben Wimpernschlagauch dem Ort und der Zeit.
„Bild oder Tisch, es könnte beides sein“, sagt er lächelnd, während sein scharfer Blick die eindringliche Tiefe eines Menschen offenbart, der aus Erfahrung Weisheit und aus Alter Reife gezogen hat. „Ich habe alles in vollen Zügen genossen, aber immer nach Spiritualität gesucht. Die Malerei ist ein Transportmittel, ein Medium, und es ist ein zutiefst erhebendes Gefühl, sich mit seiner Seele zu beschäftigen, aber eigentlich war ich nur am Rande beteiligt, weil alles schon vorher vom Herrgott gefügt war. Glaube ersteht aus der großen Sehnsucht nach Liebe. Die Religion ist dabei völlig egal.“ Dass sich die meisten Künstler viel zu wichtig nehmen und sich Qualität oft erst im Alter manifestiert. Auch davon ist Svetnik überzeugt.
Es war nie offensichtlicher als in seinen neuen Arbeiten! Die Quintessenz des Seins, der wahre Kern der Dinge – sie sind der Zen-inspirierten Dynamik eingeschrieben, aus der sich die meditative Kraft der Reduktion erhebt, um ganz im Augenblick zu sein. Der Pinsel Seismograf, der weder Landschaft noch Figur umfängt, sondern die Leere vermisst und sie zum Tanzen bringt. Jede hauchzarte Linie eine Welt, jede Fläche Landgewinn auf dem Weg zur Erkenntnis, „dass ich keine Farben und Formen mehr brauche, um alles im Moment zu finden.“
Musiker, das wollte Bernd Svetnik ursprünglich werden. Der Klang, der aus seinem Schwarz-Weißen Zen-Zyklus steigt, ist universell und wahrhaftig. Am 6. September (16 Uhr) kann man ihn hören mit den Augen und sehen mit dem Herzen – wenn der Maler noch einmal zur Vernissage in sein Galerie-Atelier in der Völkermarkter Straße 225 bittet, wo ein Leben im Zeichen der Kunst Kunst geworden ist.
Erinnerung: Wie ein schwerer, goldener Vorhang hebt sie sich, wenn er von früher erzählt – damals, als er mit Künstlerfreunden wie dem Maler, Bildhauer und Grafiker Gottfried Kumpf oder Komponist und Geiger Toni Stricker im Veldener Casino gesessen ist und das Leben wie junger, wilder Wein geschmeckt hat.
Bernd Svetnik hat es ausgekostet – die Schönheit, die Liebe, das Gefühl, ganz bei sich zu sein beim Malen. Dass er oft angefeindet wurde – von Kollegen, die ihm den Erfolg neideten, konnte weder seine Schaffenskraft bremsen noch seine Lebenslust mindern. „Der Herrgott hat gewollt, dass ich Maler werde“, sagt er. Und diese tiefe Spiritualität ist es auch, die seinen Pinsel geführt hat.
Alle Farben seines Lebens, leuchtend, knallbunt manchmal – auf der Leinwand haben sie alles getragen, was seine Freude nährt. Und irgendwann vor eineinhalb Jahren, hat er sie eingeschmolzen zum Konglomerat: Schwarz und Weiß, Gut und Böse, Yin und Yang, Werden und Vergehen – nur gemeinsam ergeben sie Sinn, bilden ein Ganzes. Und dieses Ganze hat er gefunden.
Seine letzten, Zen-inspirierten Arbeiten, manche erst ein paar Tage alt, erzählen davon, in der Leere – in der weißen Stille der Leinwand, dort, wo die Erkenntnis wurzelt, dass Liebe und Wahrheit alles sind, haben Tod und Vergessen keine Macht. Weil sich der schwere, goldene Vorhang hebt – für einen Wimpernschlag und alles offenbart.
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