Keine Steuer, aber eine erhöhte Pauschale: Die neue Trinkgeldverordnung sorgt bei steirischen Gastronomen für gemischte Gefühle. Die einen freuen sich über Rechtssicherheit – die anderen fühlen sich, als würde man ihnen ihr Geld wegnehmen.
Nach zähen Verhandlungen liegt eine bundesweit einheitliche Regelung am Tisch: Wie die „Krone“ berichtete, bleibt Trinkgeld weiter steuerfrei. Dafür werden ab 2026 jene Pauschalen angehoben, die für die Berechnung der Sozialversicherungsbeiträge herangezogen werden. Waren es für steirische Kellner bisher 43,60 Euro, sind es ab nächstem Jahr 65 Euro. Bis 2028 wird die Pauschale auf 100 Euro angehoben.
Was kompliziert klingt, sorgt für Erleichterung bei den Gastronomen: „Wir freuen uns sehr über eine einheitliche Regelung“, sagt Florian Joham von der Speis am Grazer Lendhafen. Vor allem nehme das die Sorge vor Kontrollen bzw. Nachforderungen der Sozialversicherung. Denn das tatsächlich eingenommene Trinkgeld wird durch die neue Verordnung hinfällig. „Das erspart uns großen bürokratischen Aufwand.“
Neues System ist „Schweinerei“
Weniger positiv sieht es Friedrich Sedlacek: „Ich finde das nicht in Ordnung.“ Er ist seit über 50 Jahren Kellner in der Kern-Filiale in Graz-Mariatrost – und das, obwohl er längst in Pension gehen könnte. Ihm wäre es am liebsten, niemand fasst „sein“ Trinkgeld an: „Unser Kollektivvertrag ist sowieso miserabel. Wenn du freundlich bist, kannst du allerdings von deinem Trinkgeld leben. Das ist von jedem sein eigener Verdienst.“ Es sei ohnehin schon schwer, neues Personal zu finden, weshalb er das neue System eine „Schweinerei“ nennt.
Die Rechtssicherheit ist für uns wichtig – gerade im Hinblick auf Nachforderungen. Die Öffnungsklausel aus dem alten Vertrag fällt weg.
Klaus Friedl
Spartenobmann Gastronomie
Bild: Jauschowetz Christian
Lobende Töne sind wiederum von Politikern und Wirtschaftsfunktionären zu vernehmen: „Wir machen endlich Schluss mit dem regionalen Fleckerlteppich“, sagt Staatssekretär Sepp Schellhorn von den NEOS, der selbst Wirt ist. Klaus Friedl, Obmann der steirischen Gastronomen: „Die Rechtssicherheit ist für uns wichtig – gerade im Hinblick auf Nachforderungen.“ Die Kellner seien glimpflich davongekommen.
Außerdem sollte man nicht vergessen, „dass das Trinkgeld noch immer wir Gäste in der Hand haben“. Mit der neuen Verordnung ist auch weiter garantiert, dass Kellner den Gesamtbetrag behalten dürfen. Und wie viel sollte man geben? „Angemessen wären zehn Prozent“, sagt Friedl.
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