Opfer ausgebeutet?

Italien: Sieben Tote bei Brand in Textilfabrik

Ausland
02.12.2013 14:19
Nach einem Brand in einer Textilfabrik in der italienischen Stadt Prato, bei dem mindestens sieben chinesische Arbeiter getötet und drei weitere schwer verletzt worden sind, wird die Kritik an den Betreibern der Fabrik immer lauter. Die Vorwürfe: Die Opfer sollen ausgebeutet worden sein. Außerdem hätten sie unter sehr gefährlichen Bedingungen arbeiten müssen.

Eine Zigarette oder ein defekter Ofen könnten die Katastrophe in der toskanischen Stadt ausgelöst haben. Das Feuer konnte sich wegen der entflammbaren Stoffe in der Fabrik schnell ausbreiteten. Das Dach des Gebäudes, in dem hauptsächlich Kleidung hergestellt wurde, und eines daran angeschlossenen Schlafsaals stürzten teilweise ein. Die Opfer wurden von dem Feuer in ärmlichen Behausungen oberhalb eines Verkaufsraums überrascht, die meisten vermutlich im Schlaf.

Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Tötung
Ein Mann starb, als er verzweifelt am Gitter eines Fensters der Fabrik rüttelte. Die Arbeiter wohnten laut Medienberichten vermutlich illegal in der Fabrik, die chinesischen Geschäftsleuten gehört. Nun ermittelt die italienische Polizei wegen fahrlässiger Tötung.

In der Gegend zwischen Florenz und Prato, wegen der Kleider- und Lederwarenproduktion international bekannt, leben und arbeiten seit Jahren Tausende Chinesen in sklavenähnlichen Verhältnissen. In Prato gibt es eine starke Konzentration von Textilfabriken unter chinesischer Kontrolle. In der Stadt hat sich in ein Zentrum chinesischer Billig-Textilfabriken entwickelt.

Präsident der Region: "Dürfen Sklaverei nicht zulassen"
Der Präsident der Region Toskana, Enrico Rossi, rief die Behörden und die Regierung zu einem geschlossenen Einsatz gegen Schwarzarbeit und Sklaverei in der Industrie auf. "Wir dürfen nicht zulassen, dass in der Toskana Menschen als Sklaven ausgebeutet werden", sagte Rossi.

"Diese Tragödie erinnert uns daran, dass die Produkte aus den chinesischen Fabriken in unserem Land so günstig sind, weil bei ihrer Produktion nicht nur bei der Qualität gespart wird, sondern auch bei der Menschenwürde der Arbeiter", betonte die Parlamentarierin der Oppositionspartei Forza Italia, Deborah Bergamini. Gewerkschafter in Prato meinten, man hätte mit einer derartigen Tragödie schon gerechnet. Sie bemängelten unzureichende Kontrollen.

Jedes siebente neu gegründete Unternehmen ist chinesisch
Die Chinesen gelten als die "geheimnisvollste" Ausländergemeinschaft in Italien: Denn kaum eine Immigrantengruppe lebt so in sich geschlossen. In den 80er-Jahren lebten nur 2.000 Chinesen in ganz Italien, heute sind es 150.000. Sie machen fünf Prozent aller legal im Land lebenden Ausländer aus. Jedes siebente ausländische Unternehmen, das in Italien gegründet wird, ist in chinesischer Hand. Jeder fünfte Chinese in Italien macht sich selbstständig und gründet ein Unternehmen.

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