Umweltschutz, Öffis statt Auto und Kostenfaktor hin oder her – in Österreich wird beim Kauf weiter zu PS-starken Autos gegriffen. Die Wiener Städtische erhob, wie sich die Zulassungen in den letzten zehn Jahren entwickelten. Vor allem Vorarlberger und Wiener geben gerne Gas.
Wer schon in einem PS-starken Fahrzeug – egal ob am Steuer oder als Beifahrer – gesessen ist, kennt es. Das besondere Gefühl, wenn die Straße einzig und allein einem selbst zu gehören scheint und links und rechts die Bäume an den Fenstern vorbeifliegen. Ein Gefühl, das offenbar mehr Österreicher genießen wollen, als man bisher glaubte.
Im Zweifel entscheiden wir uns für Schnelligkeit
Zumindest, wenn man nach den aktuellen Daten der Wiener Städtischen Versicherung geht. Jene warf einen genaueren Blick in die Zulassungsstatistiken der vergangenen zehn Jahre. Und daraus lässt sich ein spezieller Trend ablesen. Trotz steigendem Bewusstsein für Klimaschutz darf es beim Autokauf im Zweifel dann doch das PS-kräftigere Modell sein. So häufig, dass sich das deutlich in der Statistik niederschlägt.
Auch E-Autos sind meist recht PS-stark unterwegs
Kauften die Österreicher im Jahr 2015 etwa im Schnitt noch Autos mit 109 PS, durften es 2024 schon 129 PS sein – immerhin ein sattes Plus von 18 Prozent. Woran das liegt, ist nicht ganz eindeutig. Einerseits spielt die angesprochene Fahrdynamik eine Rolle, aber auch ein höheres Sicherheitsempfinden und mehr Stauraum. Auch der Trend zum Elektroauto schlägt sich hier nieder. Denn jene sind oft erst deutlich jenseits der 100-PS-Marke erhältlich.
Fahrdynamik, Komfort und Sicherheitsgefühl spielen die gewichtigste Rolle, warum viele sich für leistungsstarke Fahrzeuge entscheiden.
Wiener Städtische-Vorstandsdirektorin Doris Wendler
Bild: Ludwig Schedl
Vorarlberger lieben es besonders schnell
Bei den Bundesländern wollen es zwei ganz besonders rasant. Vorarlberg fährt heute mit 141 PS, was einem Anstieg von 22,6 Prozent zu 2015 gleichkommt. Nur wenig Abstand halten aber die Burgenländer, die seit 2015 um 21 Prozent auf 128 PS zulegten. In Salzburg beträgt das Plus 19,8 Prozent, im Schnitt haben die Autos dort damit bereits 135 PS unter der Motorhaube. Wiener sogar 140 PS, ein Anstieg von 19 Prozent.
Auch „Schlusslichter“ legten zweistellig zu
Musterknaben gibt es keine – laut Wiener Städtische legt sich ein PS-Plus übers ganze Land. In Kärnten (und Osttirol) steigerte man sich um 18,7 Prozent auf 123 PS, in Niederösterreich und Oberösterreich um jeweils 16 Prozent (122 PS). Weniger deutlich fällt das Plus in Tirol (14,1 Prozent auf 126 PS) und der Steiermark (plus 13,5 Prozent auf 123 PS) aus.
In Autos wird immer mehr Elektronik verbaut, dadurch wird das Auto auch schwerer und braucht wiederum mehr PS, um bewegt zu werden.
ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger über einen Mitgrund, warum immer PS-stärkere Autos verkauft werden.
Bild: stefanjoham
„Man will zeigen, dass man es geschafft hat“
ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger weiß, warum Menschen gerne aufs Gas drücken. Es sei das Gefühl der Kontrolle über die Maschine, Macht ausüben zu können und Status zu zeigen, das Menschen auch dazu bringt, schnellere Autos zu kaufen. Bei vielen – vorwiegend Männern – springe da, ähnlich wie beim Schönheitswahn, ein Dopaminschub an. Man wolle damit auch zeigen, dass man es geschafft hat und aus der Masse hervorsticht. Vor allem im ländlichen Bereich seien PS-starke Autos wieder beliebt. Die Menschen würden hier den Komfort suchen – und auch den Sound des Motors hören wollen, so Seidenberger.
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