Seit der verheerenden Bluttat am BORG Dreierschützengasse in Graz mit elf Toten ist in der Schule nichts mehr, wie es war. Von einem Regelbetrieb kann noch länger keine Rede sein, doch „bei aller Trauer“ könne nur der Weg zurück das Ziel sein, so die Direktorin des Gymnasiums, die sich am Montagabend erstmals öffentlich äußerte.
Am kommenden Montag, dem 23. Juni, soll in der Schule wieder eine Art Schulalltag stattfinden, im Herbst dann der Regelbetrieb aufgenommen werden. Ab dann sei die Schule für alle Schülerinnen und Schüler geöffnet, die sich der Situation stellen und das furchtbare Erlebte gemeinsam aufarbeiten wollen, bevor in drei Wochen die Sommerferien beginnen.
„200 Schülerinnen und Schüler wollten heute schon unbedingt in die Schule hineingehen“, schilderte Direktorin Liane Strohmaier in der ORF-Sendung „Steiermark heute“ ihre Eindrücke in der Helmut-List-Halle in Graz, wo am Vormittag Schüler, Eltern und Lehrer der Opfer des Amoklaufs gedachten und wo seit dem Amoklauf die psychologische Betreuung stattfindet.
„Sie wollen sich der Situation stellen“
Die Betroffenheit unter den Jugendlichen sei „eine sehr unterschiedliche“. Manche seien sehr gefasst, manche würden weinen, zeigen, dass sie Angst haben. Doch die meisten wollten sich der Situation stellen, miteinander reden, hätten auch Uno gespielt. „Sie grenzen sich nicht ab, sie wollen ihre Kolleginnen und Kollegen sehen.“
Betreuung „solange sie gebraucht wird“
Sie erlebe einen „massiven Zusammenhalt“, so Strohmaier. Seit dem vergangenen Dienstag würden die Schülerinnen und Schüler und das Lehrpersonal in der Halle schulpsychologisch betreut, und die Betreuung würde so lange fortgesetzt, wie sie gebraucht werde, so die Direktorin. Man sei in der Aufarbeitung „schon ein bisschen fortgeschritten“ – weil unmittelbar nach der Tat damit begonnen werden konnte.
„Schulalltag“ in den Klassen oder im Freien
Für den kommenden Montag gebe es ein Setting für den Wiedereinzug in die Schule: Jene, „die es können und wollen“, könnten in die Klassen gehen, aber es werde kein klassischer Unterricht stattfinden. Es sei ein langsames Annähern an die Schule. Ein zweites Setting würde es im Freien geben – für die, die das Gebäude noch nicht betreten können, und ein drittes „außerhalb“ für jene, die auch nicht auf das Schulgelände kommen wollen.
„Kleiner“ Ort des Gedenkens
„Die Schülerinnen und Schüler können frei entscheiden“, erläutert die Direktorin. Niemand solle zu etwas gezwungen werden. Im Herbst soll dann im Regelbetrieb an die Schule zurückgekehrt werden. „Bei aller Trauer kann nur der Weg zurück in die Normalität das Ziel sein“, so Strohmaier. Auch wenn der Amoklauf immer ein Teil der Schule bleiben werde. Deswegen soll auch ein „kleiner“ Ort des Gedenkens entstehen.
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