ORF-Sommerfrische

In der „Pension Schöller“ darf geträumt werden

Unterhaltung
17.06.2025 06:00

Am 17. Juni startet auf ORF 1 jeweils dienstags um 22 Uhr die neue Comedy-Reihe „Pension Schöller“. In vorerst zehn Episoden empfängt Kabarettist Rudi Schöller Zunftgenossen, um mit ihnen tiefenpsychologisch-humoristische Gespräche zu führen. Der „Krone“ gab der Oberösterreicher schon vorab Einblicke ins Programm.

In der „Pension Schöller“ scheinen die Uhren stehengeblieben zu sein. Die Einrichtung wirkt antik, der namensgebende Gastgeber Rudi Schöller erregt im unauffällig braunen Wollpullover so wenig Aufmerksamkeit wie möglich und wenn mehr als ein Gast auftaucht, muss man sich im Bett schon ein bisschen zusammenkuscheln. So ergeht es jedenfalls den beiden Schauspielern Manuel Rubey und Simon Schwarz zum Auftakt (17. Juni, 22 Uhr, ORF 1). Zehn Folgen lang kann man sich jeweils dienstags zur selben Zeit bei unterschiedlichen Gästen an interessanten Gesprächen erfreuen. Wer bei dieser Beschreibung an den schrägen US-Regisseur Wes Anderson denkt, liegt jedenfalls nicht falsch. Seine Art des Humors ist eine maßgebende Inspiration für Kabarettist Rudi Schöller und seine Sommerreihe, die eigentlich gar nicht fürs Fernsehen geplant war.

Eins kam zum anderen
„Während Corona war ich, wie viele meiner Kabarettkollegen, nicht gerade überbeschäftigt, also begann ich mich verstärkt mit amerikanischer Stand-Up-Comedy zu befassen“, erklärt Schöller im „Krone“-Gespräch, „mir fiel auf, dass die fast alle Podcasts haben und der Podcastboom war hierzulande noch in den Kinderschuhen. Meine Freundin hat mir ein Buch über Podcasts geschenkt und dann habe ich mich mit dem darin empfohlenen Equipment eingedeckt.“ Schöller war zu dieser Zeit auch in der beliebten Sendung „Was gibt es Neues?“ von Oliver Baier zu Gast und fragte den Showmaster, ob dieser seinen Podcast bewerben würde. Der tat wie ihm gebeten und sämtliche Branchenkollegen haben sofort zugesagt, als Gäste dabei sein zu wollen. So wurde aus der Idee Realität und diese Realität lockte bislang rund 70 unterschiedliche Gesprächspartner vor das Mikrofon.

Schöller ist auch das Ballesterische nicht allzu fern.
Schöller ist auch das Ballesterische nicht allzu fern.(Bild: Ingo Pertramer)

Schöller ist kein Brachialhumorist, sondern konfrontiert sein Gegenüber mit journalistischer Neugierde und dem simplen Ansatz, die Menschen samt ihren Interessen kennenlernen zu wollen. „Mir wurde oft gesagt, dass mein Podcast für ein Comedy-Format relativ tiefgründig sei, deshalb hat es sich dann gut angeboten, die TV-Umsetzung tiefenpsychologisch zu gestalten“. Die Wohnung in der ORF-Sendung „Pension Schöller“ hat man in Wien-Währing gefunden und sie hat sich sofort als ideal erwiesen. „Wir sagen ja, dass ich sie von einer Tante Anni geerbt habe. Nun, eine Tante Anni hat diese Wohnung wirklich vererbt, das ist nicht gelogen.“ Als Nächstes kam Schöller die Idee, dass man den Handlungsbogen im Traum inszeniert, womit man die Gespräche besonders assoziativ gestalten könne. „Wir sind kaum an logische Narrative gebunden, weil im Traum immer alles passieren kann. Es gibt nicht nur die Gespräche, sondern auch Sketches und Rubriken. Dafür braucht man keine große Einleitung, denn im Traum erklärt einem auch keiner, was passiert.“

Inhaltlich austarierte Gespräche
So kann sich Rudi Schöller ideal auf seine Gäste und ihre jeweiligen Themen einstellen. Bei der Eröffnungsfolge mit Rubey und Schwarz geht es um gastronomische Inhalte, weil beide einen Restaurant-Podcast haben. Gery Seidl wird als ehemaliger Bauleiter mit dem Leben als Baustelle konfrontiert, bei Josef Hader geht es um das Unendliche und Existenzielle. „Ich habe alle meine Gäste schon gekannt und das Schönste ist ja, dass niemand absagte“, freut sich der Gastgeber, „ich kann auch offen sagen, dass diese Kapazunder sich alle einen ganzen Tag Zeit genommen haben und die Gagen dafür wirklich nicht hoch waren. Manche Gäste habe ich per SMS grob auf die Inhalte vorbereitet, bei anderen verlief alles sehr spontan.“ Was die Gespräche aber gemeinsam haben: Sie setzen nicht auf große Effekte oder wilde Inhalte, sondern transportieren in einem moderaten Gesprächs- und bodenständigem Frühstückssetting Inhalte ohne Hast und Rasanz.

Rudi Schöller im Gespräch mit „Krone“-Redakteur Robert Fröwein.
Rudi Schöller im Gespräch mit „Krone“-Redakteur Robert Fröwein.(Bild: Eva Manhart)

Ob der Umsetzung fürs TV war Schöller länger einiges unklar. „Ich habe mir lange überlegt, ob ich dafür eine Rolle anlegen sollte oder ob das eins zu eins ich wäre. Die Wahrheit liegt jetzt irgendwo dazwischen. Ich habe mich schon ein bisschen an bestimmten Figuren von Wes-Anderson-Filmen angelehnt. Ob das gelungen ist oder nicht, das kann nicht sagen, das bestimmt das Publikum.“ Der Kabarettist begrüßt in den zehn Episoden ausschließlich Gäste aus seiner Zunft, kann sich aber – im Erfolgsfall – durchaus eine Expansion vorstellen. „Sportler oder Musiker würden auch ganz gut reinpassen. Schauen wir mal, was wir daraus noch machen können.“ Im besten Fall würde die „Pension Schöller“ dann nicht nur das etablierte Format „Willkommen Österreich“ in den Sommerferien ablösen, sondern zu einer eigenen, dauerhaften Humoreinrichtung werden.

Wohl gewählte Gesprächsumgebung
Schöller kennt man vornehmlich als stummen Diener Vormärz des „Kaisers“ Robert Palfrader, der auch sein Gast bei der allerersten Episode des Podcasts „Pension Schöller“ war. Schon davor hat der gebürtige Oberösterreicher mit seinem Brudi Karli Kabarett gespielt und für den alternativen Radiosender FM4 Texte, Sketches und Kampagnen verfasst. Die Offenheit und inhaltliche Breite seines Berufslebens nimmt er sozusagen deckungsgleich in die neue Fernsehsendung mit. Gut gewählt war deshalb auch der Interviewtermin – im Café Göttlich & Freud in Wien-Alsergrund blickte der legendäre Tiefenpsychologe Sigmund Freud als Wandgemälde auf die beiden Interviewpartner herab. „Aufgrund der Sendung habe ich mich selber mehr mit Traumdeutung befasst. Sehr gut zum Thema passt auch dass der Titel des Debütalbums von Billie Eilish, ,When We Fall Asleep, Where Do We Go?‘ Wenn man einmal anfängt, sich damit zu beschäftigen, kann man nicht mehr aufhören.“

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