Der Planetensaal im Grazer Schloss Eggenberg verherrlicht mit gemalten Allegorien die Macht der Fürsten. Die wichtigsten Vertreter der Familie werden als mächtige antike Götter dargestellt. Heutige Impressionen von Klaus Lang, Hubert Schmalix und Erwin Wurm sehen das im Musikpavillon nicht ganz so ernst.
Im Barock feierte man das große Welttheater. Mit der richtigen Inszenierung konnte man seinen Status als Fürst manifestieren. Das wusste auch der hoch verschuldete Eggenberger Johann Seyfried, der den Traum vom Goldenen Zeitalter von Hofmaler Hans Adam Weissenkirchner in den Fresken des Planetensaals umsetzen ließ – eine kostspielige Illusion.
Seine Familie präsentiert Johann Seyfried in diesem prächtigen Audienzraum, der auch als Eingang zu den fürstlichen Gemächern fungiert, als Götter und mächtige Schicksalslenker, die das Leben der Sterblichen bestimmen. Diese Darstellung war ein bewusst gesetztes, machtvolles Propagandaprogramm, das einst Delegationen beeindrucken sollte und bis heute nachhallt. Auch setzt es die Vorliebe der Eggenberger für Zahlensymbolik, Astronomie und Astrologie sowie Allegorien fort.
Sieben Planeten, sieben Götter, sieben Eggenberger
Den sieben damals bekannten Planeten, zu denen auch der Mond gehörte, entsprechen die sieben wichtigsten Mitglieder der Familie: Saturn, der Gott des Alters und der Zeit, soll etwa an den Schlossgründer Hans Ulrich erinnern. Die Mond- und Jagdgöttin Diana steht für dessen Gattin Sidonia. Götterbote Merkur wird mit dem kaiserlichen Gesandten Johann Anton I. assoziiert. Götterkönig Jupiter repräsentiert den Auftraggeber Johann Seyfried, die Liebesgöttin Venus seine Gattin Rosalia. Und der alles überstrahlende Sonnengott steht für den hoffnungsvollen Spross Johann Anton II., der jedoch das Ende der Eggenberger einläutete.
Überspitztes Theater im Musikpavillon
All das erzählt die spektakuläre Multimedia-Show im Rahmen der Steiermark Schau „Ambition und Illusion“ im Planetensaal. Der Sound dafür entstammt den Forschungen des Ensembles Ārt House 17, die einige barocke Stücke ausgegraben hat, die in direktem Zusammenhang mit den Eggenbergern stehen.
Die Formation rund um Michael Hell, Thomas Höft und Georg Kroneis zeichnet auch für die musikalische Gestaltung im Pavillon vor dem Schloss verantwortlich. Mit dem Komponisten Klaus Lang haben sie dort die barocke Kunst aus heutiger Sicht erkundet. Der Musikpavillon setzt sich – von Günther Holler Schuster kuratiert – auch künstlerisch damit auseinander. Erwin Wurm, hat dafür in seinen Skulpturen die höfischen Gesten auf die Spitze getrieben. Auch der jüngst verstorbene Hubert Schmalix spielte mit der theatralen Exzentrik des Barock, indem er seine Emojis auf dem Vorhang mit den Besuchern kommunizieren lässt.
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