Der Rauswurf von zwei Wirtschaftskammer-Obleuten schlägt in Tirol immer höhere Wellen. Der angerichtete Schaden wird ständig größer. Und das wird den Verursachern täglich bewusster.
Mit diesem Gegenwind hat die Wirtschaftskammer-Spitze um Präsidentin Barbara Thaler und Direktorin Evelyn Anker-Geiger nicht gerechnet. Im Glauben, nicht genehme Personen still und heimlich in nordkoreanischer Manier abmontieren zu können, haben sie die bisherigen WK-Obleute von Kitzbühel und Kufstein vor die Türe gesetzt. Doch da Tirol nicht Nordkorea ist, haben sich die Bezirke gewehrt.
Da hat man aus Mangel an Alternativen nun sogar einen Bauern zum WK-Bezirksobmann hernehmen müssen.
Ein WB-Insider
Der Hauptvorwurf aus Kitzbühel und Kufstein: Anstatt schon vor der Wahl reinen Wein einzuschenken, hat man Peter Seiwald und Manfred Hautz sowie ihre Teams noch brav wahlkämpfen und auf Stimmenfang gehen lassen. „So geht man mit Funktionären nicht um. Es wird ohnedies immer schwieriger, Personen für derartige ehrenamtliche Ämter zu finden – das beste Beispiel ist Kitzbühel. Da hat man aus Mangel an Alternativen nun sogar einen Bauern zum WK-Bezirksobmann hernehmen müssen“, macht ein WB-Insider seinem Unmut Luft.
Das ist Wasser auf die Mühlen der WK-Gegner
Die mittlerweile abgesetzten Obleute wollen sich aber noch nicht geschlagen geben. In einem offenen Brief an die Wirtschaftskammer- und Wirtschaftsbund-Spitze, der der „Krone“ vorliegt, legen sie noch einmal nach. Es gehe ihnen darum, nachhaltigen Schaden von Wirtschaftsbund und Wirtschaftskammer abzuwenden. „Der gewählte Bezirksobmann des Wirtschaftsbundes hat ein Recht, im WK-Vorstand seinen fixen Sitz mit Stimmrecht zu erhalten! Am Ende des Tages sollen nicht Freunderlwirtschaft, persönliche Befindlichkeiten und interne Abmachungen entscheidend für die Besetzung der Bezirksstellen sein – sondern Kompetenz und Einsatz. Auch die von dir (Barbara Thaler, Anm.) erwartete Loyalität wurde von unserem Bezirksobmann nie gebrochen. Wir hoffen auf dein Verständnis, dass auch einmal andere Meinungen auf sachlicher Ebene zu akzeptieren und Diskussionen in einer Demokratie zuzulassen sind“, sprechen Seiwald und sein Team Klartext.
Und weiter: „Mit den derzeitigen Intentionen seitens der WK-Spitze in Innsbruck, einfach gegen den Willen der Unternehmen in den Bezirken hinweg zu entscheiden, würde die Wirtschaftskammer leider genau den diversen Vorwürfen unserer Gegner gerecht werden, als diktatorischer Apparat mit Zwangsmitgliedschaft.“ Der Brief endet mit folgenden Zeilen: „Zudem ist es für uns Unternehmer und Unternehmerinnen im Bezirk überhaupt nicht verständlich, dass aus den eigenen Reihen, gerade in der derzeitig schwierigen wirtschaftlichen Situation und insbesondere auch in einer Phase, wo unsere Partei mit einer so großen Unzufriedenheit seitens der Bevölkerung zu kämpfen hat, interne Kämpfe in der eigenen Partei bzw. im Wirtschaftsbund seitens der Landesspitze entfacht werden.“
In der Wirtschaftskammerzentrale, so hört man, bedauert man diesen Schritt längst. „Wenn Thaler gewusst hätte, was für einen Wirbel sie damit auslöst, dann hätte sie die Finger davon gelassen“, so ein Insider.
Ein Schaden für die ÖVP und die gesamte Politik
Zumal es längst nicht nur mehr um die Reputation von Wirtschaftskammer und Wirtschaftsbund geht, sondern um die gesamte Tiroler Volkspartei und das Ansehen der Politik im Allgemeinen. Im Landhaus, so hört man, kommt dieser „nordkoreanische Stil“ nicht gut an. Man wird sehen, ob jene, die die Suppe eingebrockt haben, unbeschadet aus der ganzen Sache herauskommen. Offiziell schweigt VP-Obmann LH Anton Mattle noch. Die Frage ist nur, wie lange. Es wäre nämlich höchst an der Zeit, endlich ein Machtwort zu sprechen. Auch im eigenen Interesse!
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